Diese Abhandlung stammt aus dem Internet.
Sie mag einen Vorgeschmack geben auf eine geplante Veröffentlichung:
Wolf 's wahnwitzige Wirtschaftslehre Band III
Das Buch über das Geld
erscheint Mitte Juni 2005
Bis 31. Mai 2005 zum Subskriptionspreis von 19,00 Euro
Informationen und Bestellmöglichkeit hier.
Alles Nachfolgende ist über diesen zentralen Link zu erreichen:
http://home.knuut.de/EWKberater/Geld/Sammlung%20Geld.html
Weil der Autor Egon W. Kreutzer ausdrücklich Wert darauf legt, dass möglichst viele Menschen mehr Grundlagenwissen erwerben sollten, möchte ich ihm helfen, seine Darlegungen zu verbreiten.
Dadurch wiederum mögen mag manchen Menschen geholfen werden, sich in dieser vom Geld vergewaltigten Welt besser zurecht zu finden.
Für Herrn Kreutzer werbe ich gern, weil ich selbst seine öffentlich zugänglichen Darstellungen (wie die nachfolgende) mit Genuss gelesen, ja richtig genossen habe.
Es ist nur sehr traurig, dass so viele - nämlich viel zu viele! - Menschen keinen Wert darauf legen, mehr von der Welt zu verstehen, in der sie leben müssen, weil sie aus ihr ja nun mal nicht fallen können.
Kein Wunder also, wenn sie von der Politik und dem Kapital ständig übers Ohr gehauen werden...
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 1
Das Wesen des Geldes
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 12. Februar 2003
Das Wissen der meisten Menschen über das Geld ist gerade einmal ausreichend, um im alltäglichen Gebrauch ohne größere Havarie mit dem eigenen Geld über die Runden zu kommen. Dabei ist die folgende Vorstellung wohl am weitesten verbreitet:
"Geld ist einfach da. Wenn es nicht in der Ladenkasse, im Geldbeutel oder unter dem Kopfkissen deponiert ist, liegt es im Tresor der Bank. Dort bleibt es liegen, bis es vom Kontoinhaber wieder abgehoben wird oder bis es die Bank an einen Kreditnehmer verleiht. Geld vermehrt sich durch Zinsen. Der Kontoauszug informiert darüber, ob der Geldautomat vor dem nächsten Ersten noch ein paar Scheine ausspucken wird, oder ob die Gefahr besteht, dass die Karte einbehalten wird."
Trotz jahrzehntelanger Gewöhnung an das Girokonto und trotz des umfassenden Systems des bargeldlosen Zahlungsverkehrs wird immer noch angenommen, die Kontoführung der Banken gäbe Auskunft darüber, wie sich der Berg von Münzen und Scheinen, die der Staat irgendwann einmal zur Geldversorgung der Wirtschaft herstellen ließ und der jetzt überwiegend in den Tresoren der Banken liegt, aktuell auf die einzelnen Kontoinhaber verteilt.
Dabei ist es tatsächlich so, dass der allergrößte Teil des modernen Geldes keinerlei körperliche, materielle Existenz hat und völlig unabhängig von Banknoten und Münzen als nackte Information existiert. Doch diese Tatsache, dass nämlich der Großteil des Geldes keine andere Substanz und keine andere Basis hat, als die von der Bank in den Konten notierten Ziffern, ist kaum zu vermitteln. Ganz hartnäckig hält sich die Vorstellung, die Kontenführung der Banken sei eine Art "Inhaltsverzeichnis" für den Tresor, weil es eine Zahl auf dem Konto doch nur geben könne, wenn es irgendwo auch das dazugehörige "richtige Geld" gibt.
Dazu eine nüchterne und aktuelle Information:
Von der immer noch bestehenden Deutschen Bundesbank wird monatlich eine Statistik veröffentlich, die den "Deutschen Beitrag zur konsolidierten Bilanz der monetären Finanzinstitute (MFIs) im Euro Währungsgebiet" nachweist. Zum Schluss des Jahres 2002 war dort folgendes Verhältnis zwischen dem in Deutschland vorhandenen Bargeld (Banknoten, Münzen) und dem deutschen Beitrag zur Geldmenge M3 angegeben:
Bargeldumlauf in Deutschland 89,4 Milliarden Euro
Deutscher Beitrag zur Geldmenge M3 1.545,2 Milliarden Euro
Das entspricht einem Verhältnis von ungefähr 1:17 und bedeutet im Klartext: Auf jeden Euro, der in Form von Bargeld im Umlauf ist, kommen weitere 16 Euro, die nur und ausschließlich auf dem Papier stehen. (Auf dem Papier, aus dem die Kontoauszüge der Banken sind.)
Kein vernünftiger Mensch, der diese - immerhin von der Deutschen Bundesbank veröffentlichten - Zahlen kennt, wird noch bestreiten wollen, daß nur ein kleiner Teil des modernen Geldes in Form von Scheinen (Noten) und Münzen körperlich existiert. Der Rest des Geldes ist nichts als Information über Guthaben und Schulden auf den Konten. Von da aus ist es nur ein kleiner gedanklicher Schritt bis zu dem Schluss, dass Scheine und Münzen völlig überflüssig sein werden, sobald sich der elektronische Zahlungsverkehr und insbesondere die Chipkartentechnik endgültig durchgesetzt haben wird. Das heißt aber auch, dass man die Scheine und Münzen dann, sobald ihr Gegenwert einem Konto gutgeschrieben ist, einfach vernichten könnte, ohne dass damit wirklich "Geld" verloren ginge.
Daraus folgt dann im letzten Schluss, dass auch der Schein als solcher und die Münze an sich im Grunde "wertlose" Gegenstände sind, die für uns nur deshalb einen Wert repräsentieren, weil sie die Ikonen sind, an denen sich unser Glaube an das Geld festhalten kann. Dieser Glaube beschränkt sich auf die Annahme, dass jedermann innerhalb eines Währungsgebietes bereit sein wird, eine ziemlich präzise vorhersehbare Menge an Gütern und Leistungen aus seinem Angebot gegen einen bestimmte Summe Geldes abzugeben. Der aufgedruckte Wert eines Geldscheines ist folglich - genau wie die Zahlen auf dem Konto - nichts anders, als eine zuverlässige Information über die Geldmenge, die dem Besitzer von Geldschein bzw. Konto als Tauschmittel zur Verfügung steht.
Geld erleichtert den Handel, es ermöglicht ihn zum großen Teil überhaupt erst. Also ist Geld für jeden, der Handel treiben will, für Käufer und Verkäufer, für Produzenten und Konsumenten ein sehr wichtiges Instrument, das seinen Wert verlöre, könnte man es einfach an der nächsten Straßenecke finden, aufheben und einstecken. Es muss also selten und knapp und schwer zu beschaffen sein. Vor langer Zeit, als Geld noch aus Edelmetallen hergestellt wurde, war der Wert des Geldes einfach durch den Wert des seltenen, knappen und schwer zu beschaffenden Edelmetalles repräsentiert. Das galt auch noch, als die Währungen durch Gold gedeckt waren, als man also von der Notenbank verlangen konnte, ihre Banknoten in Gold einzutauschen.
Heute, in einer Zeit, in der das Geld völlig losgelöst von jedem materiellen Wert existiert, entsteht die Knappheit daraus, dass Geld nur demjenigen zur Verfügung gestellt wird, der glaubhaft versichern kann, dass er in der Lage sein wird, das Geld nach dem Gebrauch zurückzugeben und für die Dauer des Gebrauches eine Leihgebühr zu entrichten, den Zins. Doch erst wenn der Bank ausreichende Sicherheiten geboten werden, aus denen sie sich bedienen kann, falls die Rückzahlung doch nicht gelingt, steht der "Herstellung" des benötigten Geldes nichts mehr im Wege.
Geld ist also nicht einfach da.
Geld wird erst bei Bedarf und nachgewiesener Bonität zur Verfügung gestellt. Diese Aufgabe nehmen die Geschäftsbanken wahr. Die Idee dahinter ist einfach: Die Bank erklärt - durch Buchung auf dem Konto - dass ein Kunde berechtigt sei, eine gewisse Menge Geldes zu benutzen. Sie schreibt diesen Betrag dem Girokonto des Kunden gut und belastet damit das Kreditkonto des Kunden. Doch damit ist das Geld noch nicht entstanden. Kunde und Bank könnten sich jederzeit darauf einigen, die Buchungen rückgängig zu machen. Alles wäre wie vorher - die Kreditgewährung selbst ist also nur eine - wenn auch unumgängliche - Vorstufe zum Geld.
Erst in dem Augenblick, in dem der Kunde aus dem Kreditbetrag der seinem Girokonto gutgeschrieben ist, eine Überweisung vornimmt, bzw. dann, wenn ein von ihm ausgestellter Scheck eingelöst wird, ist tatsächlich Geld entstanden und auch wenn er sich an der Kasse Bargeld abholt, also die Information auf dem Konto gegen die Information in seiner Brieftasche austauscht, ist der Prozess der Geldschöpfung abgeschlossen. Erst wenn sich das Guthaben vom Kredit getrennt hat, wenn es also bei einem Dritten angekommen ist, der von der Tilgungsverpflichtung aus dem ursprünglichen Kreditvertrag nicht betroffen ist, oder wenn es in Bargeld ausbezahlt wurde, ist Geld entstanden.
Dieses Geld beginnt dann seinen Weg durch die Wirtschaft, - vergleichbar dem Wasser, das von der Quelle zum Meer strömt - und bewegt sich mehr oder weniger schnell, dem Sog der Tilgungsverpflichtung folgend, von Konto zu Konto und kann dabei - je nachdem, welchen Weg es nimmt - großen Schaden anrichten oder großen Nutzen stiften. Es verhält sich genauso wie das Quellwasser, das auf einem guten Weg zum Meer hunderte von Mühlrädern und Generatoren antreiben kann, das zum erfrischenden Bade einlädt, das schwer beladene Schiffe trägt und den Fischen einen Lebensraum bietet, das aber unter unglücklichen Umständen auch als reißender Sturzbach, als Flutkatastrophe oder als zerstörerisches Treibeis daherkommen kann.
Der Weg des Geldes durch die Welt endet, sobald es benutzt wird, um einen Kredit zurückzuzahlen. Es hat dann seinen Zweck erfüllt und ist restlos verschwunden, auch, und das ist die Regel, wenn der Kredit, der damit getilgt wird, ein ganz anderer ist, als der, aus dem es ursprünglich entstand.
Die Sache hat nur einen Haken. Das Geschäft des Kunden mit der Bank ist erst dann wirklich abgeschlossen, wenn nicht nur der geliehene Betrag getilgt ist, sondern wenn auch die vereinbarten Zinsen gezahlt wurden. Das ist tatsächlich ein äußerst gefährlicher Haken, der schon so manchen Fisch ganz unverhofft aus seinem Element gerissen hat. Denn
das Geld, das benötigt wird, um die Zinsen darzustellen, wird im ursprünglichen Kreditvertrag nicht geschaffen.
Es existiert nicht, die Zinsen können gar nicht bezahlt werden, es sei denn ...Es sei denn, Geld, das aus einem anderen Kredit entstanden ist, wird für die Zinszahlung eingesetzt. Das erschwert natürlich die Rückführung dieses anderen Kredites gleich doppelt und an eine vollständige Tilgung und Zinszahlung ist gar nicht zu denken, wenn es nicht gelingt, über weitere Kredite so viel Geld zu schaffen, dass immer neue Zinsen aus immer neuen Krediten bedient werden können.
Geld kann also nur existieren, weil eine stille Übereinkunft existiert, daran zu glauben, dass in der Zukunft mehr Geld vorhanden sein wird, als in der Gegenwart, dass also die Schulden im Währungsgebiet mindestens in dem Maße wachsen, wie es die Zinsverpflichtungen erfordern.
Es gibt aus diesem System keinen Ausweg. Um es am Leben zu erhalten, erfordert es ein ständiges Wachstum der Verschuldung, denn auch das Bargeld, die schönen bunten Banknoten, die im Auftrag der Zentralbanken von hochspezialisierten Druckereien möglichst fälschungssicher hergestellt werden, sind zunächst kein Geld, sondern nur besondere Formulare. Formulare die erst dadurch zu Geld werden, dass eine Geschäftsbank sich in entsprechender Höhe bei der Zentralbank verschuldet und sich den Darlehensbetrag zur Auffüllung der eigenen Kassenbestände als Bargeld auszahlen lässt. Bargeld ist also tatsächlich nichts als eine besondere Erscheinungsform des Giralgeldes. Eine Erscheinungsform, mit deren Hilfe es dem Giralgeld gelingt, sich von der Bindung an das Bankkonto zu lösen und über eine gewisse Zeit eigene und völlig unkontrollierbare Wege zu gehen.
Sobald das Bargeld allerdings wieder am Schalter einer Bank einbezahlt wird, steht es in höchster Gefahr, wieder zum wertlosen Formular zu werden und wenn der Bargeldbestand einer Bank die geplante Bandbreite überschreitet, werden die schönen bunten Scheine tatsächlich an die Zentralbank zurückgegeben, wo sie im Keller verschwinden und dort solange das Dasein wertloser Formulare fristen, bis sie erneut verliehen werden.
Halten wir fest:
Geld entsteht dadurch, dass ein Kredit gewährt und in Anspruch genommen wird. Geld verschwindet vollständig, wenn es zur Tilgung eines Kredites verwendet wird. Übrig bleibt die Zinsforderung, die nur durch einen weiteren, zusätzlichen Kredit befriedigt werden kann.
So viel zum modernen Geld in seiner Funktion als Tauschmittel. Wir kennen und schätzen das Geld aber doch auch als Wert an sich. Wir legen Geld an, wir haben Geld auf dem Konto, wir haben ein Wertpapierdepot, festverzinsliche Schuldverschreibungen und Aktien. Wir haben Lebensversicherungen und Bausparverträge. Alles unser Geld, oder?
Diese Funktion des Geldes, die es ihm erlaubt, nicht nur Tauschmittel, sondern auch Wertaufbewahrungsmittel zu sein, zwingt uns zu einer neuen Unterscheidung. Wir müssen zwischen wirklichem Geld und Geld-Vermögen differenzieren. Als Geld können wir nämlich guten Gewissens nur das Bargeld und die sofort verfügbaren Guthaben auf dem Girokonto bezeichnen. Die Finanztechniker sind etwas großzügiger und nehmen in die Definition der Geldmenge M3 auch Sparguthaben mit kurzen Kündigungsfristen und sonstige kurzfristigen Einlagen auf, wobei sich diese Definition immer wieder ändert. Zur Zeit liegt die endgültige Grenzlinie zwischen Geld und Geldvermögen ungefähr da, wo die Festlegungsfristen größer als zwei Jahre werden.
Als Geldvermögen bezeichnen wir also alle Guthaben und Forderungen auf Geld, bei denen durch die langfristige Anlage ein langfristiger Verzicht auf die eigene Nutzung des Geldes dokumentiert ist. Geldvermögen bringen in aller Regel Zinserträge. Zum Geldvermögen zählen festverzinsliche Wertpapiere ebenso, wie langfristige Spareinlagen. Auch die Rückkaufswerte der Lebensversicherungen und die angesparten Summen im Bausparvertrag sind Geldvermögen. Aktien, als Anteile an Unternehmen, begründen keine Forderung auf einen Geldbetrag und zählen daher nicht zum Geldvermögen, sondern zu den Sachwerten, auch wenn dieser feine Unterschied von vielen Statistikern nicht mehr beachtet wird.
Zur Problematik der Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel ist grundsätzlich zu sagen:
Je munterer das Geld von Hand zu Hand, von Konto zu Konto fließt, je mehr Tauschvorgänge also zwischen dem Entstehen des Geldes und seinem Verschwinden im Zuge einer Tilgung damit vollzogen werden können, desto geringer ist die direkte Zinsbelastung der einzelnen Transaktionen, die vom Geld ermöglicht werden.
Geld, das als Bargeld unbewegt im Safe liegt, ist dem Währungsgebiet als Tauschmittel entzogen. Damit entsteht die Notwendigkeit, zusätzliche Kredite auszureichen, um den Geldbedarf zu befriedigen. Da die Kreditschöpfung der Banken durch das Instrument der Mindestreserve (ausgedrückt im Verhältnis von kurzfristigen Einlagen zur maximalen Kreditschöpfung) begrenzt ist, wird der wachsende Kreditbedarf zunächst zu einem Anstieg der Zinsen führen. Wenn das Bargeld dann in eine langfristige Anlage umgewandelt wird, die es der Bank erlaubt, ihre Kreditschöpfung zu erweitern, trägt es - dank der vorherigen Hortung - höhere Zinsen.Geld, das als Guthaben auf dem Girokonto liegt, ist mindestreservepflichtig, hat also ebenfalls eine verknappende Wirkung, die zur Notwendigkeit zusätzlicher Kredite führt.
Geld, das in langfristigen Anlagen steckt, das also als "Geldvermögen" in der Verfügungsgewalt der Banken liegt, ist potenzielle Geldschöpfungskraft für einen vielfachen Betrag. Diese Geldschöpfungskraft wird von den Banken aber nur in dem Maße eingesetzt, wie es ihre aktuelle Strategie der Gewinnerzielung erfordert. Ob der gewünschte, absolute Zinsertrag aus hohen Ausleihungssummen (gute Geldversorgung der Wirtschaft) zu niedrigen Zinsen, oder aus niedrigen Ausleihungssummen zu hohen Zinsen (Geldverknappung) entsteht, ist nur insoweit von Bedeutung, als sich dadurch Verwaltungskosten und Kreditausfall-Risiko verändern. Wenn es z.B. gelingt, in der Verfolgung einer langfristigen Strategie zuerst viele Kredite auszureichen (die Fische anzufüttern) und dann das Geld zu verknappen (die Fische am Haken zappeln zu lassen), lässt sich aus den Tilgungs- und Zinsnöten, denen die Geldbenutzer unterliegen, der preiswerte Zugriff auf die gestellten Sicherheiten verwirklichen. Damit lassen sich sehr schöne Zusatzrenditen - oft auch direkt in den Händen von mit der Abwicklung betrauten Insidern - generieren.
Der Mindestreservesatz in Euro-Land liegt zurzeit bei 2 % der kurzfristigen Einlagen.
Das Bankensystem insgesamt - nicht die einzelne Bank - ist also theoretisch in der Lage, aus jeder Milliarde langfristiger5 Einlagen bis zu 50 Milliarden Euro Kredit zu generieren. Das daraus geschöpfte Geld taucht dann zunächst als mindestreservepflichtiges Guthaben auf den Girokonten auf. Es wäre aber naiv, jener Argumentation zu folgen, die darin nicht auch den Vorteil und das Geldschöpfungsvermögen jedes einzelnen Institutes sieht. Wenn das Bankensystem insgesamt größere Geldmengen herstellt, dann muss sich diese Geldschöpfung vollständig auf die einzelnen Institute verteilen, denn das "Bankwesen an sich" ist nur eine abstrakte Größe. Die Aktivitäten gehen von den einzelnen Instituten aus.Es ist also nicht falsch, zu erklären, dass jede Bank aus einer einmaligen Einlage über die fortlaufende Kaskadierung von Kreditgewährung und neuerlicher Einlage, bei einer 2%igen Mindestreservepflicht am Ende bis zum 50-fachen der ursprünglichen Einlage als zinsbringende Geldmenge in den Markt bringen kann.
Die Tatsache, dass jede aus einem ausgereichten Kredit entstehende Gutschrift auf einem Konto neuerlich zur langfristigen Einlage werden kann und dann wiederum zu einer Kreditvergabe berechtigt, bedeutet also auch, dass bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 7,5% für die ausgereichten Darlehen und bei einem durchschnittlichen Zinsatz von 5,5% für die Einlagen nicht etwa nur 2% bei der Bank hängen bleiben, sondern, dass im Extremfall aus der Erst-Einlage ein Zinsvolumen von bis zu 50 x 2% gewonnen werden kann.
Da lohnt es sich doch, möglichst viele Einlagen zu sammeln, also das Geld aus der Wirtschaft herauszuziehen und dieses zu Geldvermögen geronnene Geld durch zusätzliche, eigentlich überflüssige, nur zusätzlichen Zinsertrag schaffende Kredite zu substituieren!
Der Witz dabei ist, dass umso mehr Zinsen fließen, je öfter und schneller es gelingt, einen frisch ausgereichten Kredit in Geldvermögen zu verwandeln. Geldvermögen steht für die Tilgung nicht zur Verfügung, daher ergibt sich mit jedem Sparvorgang automatisch die Notwendigkeit einer neuen Kreditaufnahme.
Halten wir fest:
Geld, das als Geld gehortet oder in Geldvermögen umgewandelt wird, erfordert zur Aufrechterhaltung der Wirtschaftskreisläufe eine zusätzliche Aufblähung der Verschuldung, die wiederum zu zusätzlichen Zinserträgen führt. Daher wird die Geldhortung und die Umwandlung von Geld in Geldvermögen von den Banken, die daran verdienen, nach Kräften unterstützt. Die Transaktionen der Wirtschaft werden also in hohem Maße durch die Kosten des Geldes belastet.
Dies hat Folgen für alle Angehörigen des Wirtschaftsgebietes. Weil die zur Aufrechterhaltung von Produktion und Handel erforderliche Verschuldung ständig steigt, steigt auch die Belastung der Lebenshaltung aller Haushalte durch die Zinslast des Gesamtsystems stetig an.
Bleiben wir in Deutschland:
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes besagen, dass die Ausleihungen der deutschen Banken, Bausparkassen und Versicherungen derzeit die Summe von rund 3 Billionen Euro erreicht haben. Dazu kommen in Umlauf befindliche, festverzinsliche Wertpapiere der öffentlichen Hände und der Industrie in Höhe von ca. 1 Billion Euro. Auslandsschulden, insbesondere auch aus steuerlichen Gründen im Ausland aufgenommene Darlehen, sowie privaten Ausleihungen und die Darlehen aus dem grauen Kapitalmarkt dürften vorsichtig geschätzt eine weitere Milliarde Euro umfassen.
Die daraus insgesamt entstehende Zinslast, bereinigt um die Kosten der Banken, dürfte bei mindestens 400 Milliarden Euro p.a. liegen. Weitere "Zinsen", nämlich der Pacht- und Mietzins,, bereinigt um die Zinslasten der Finanzierung können mit ca. 300 Milliarden Euro angenommen werden.Diese immensen Zinsen belasten - vermutlich relativ gleichmäßig - jeden Konsum und jede Investition. Weil die Verschuldung mit derzeit jährlich etwa fünf Prozent deutlich schneller wächst, als die volkswirtschaftliche Leistung, ist eine ständige Ausweitung der über das Sozialprodukt zu erwirtschaftenden Zinslast unausweichlich.
Das System des modernen Geldes führt zwangsläufig dazu, dass seine Kosten ständig wachsen, völlig unabhängig von der Anzahl und dem Ausmaß der mit Hilfe des Geldes tatsächlich ausgeführten Transaktionen.
Das liegt daran, dass aus Zins und Zinseszins eine unauflösliche "Sockelverschuldung" entsteht, eine Verbindlichkeit die niemals abgetragen werden kann, weil sie, trotz aller Tilgungen mit jedem Geldbedarf weiter wächst.
Daraus ergibt sich die unglaubliche Tatsache, dass die meisten Bürger, auch diejenigen, die selbst nicht verschuldet sind, sondern sogar über eigene Guthaben verfügen, über die in den Preisen und in Steuern und Abgaben enthaltenen Zinslasten zu den Netto-Zinszahlern der Volkswirtschaft gehören.
Erst wenn das Geldvermögen des einzelnen privaten Haushalts nach Abzug eventuell vorhandener Schulden eine Größenordnung von etwa 200.000 Euro erreicht und durchschnittliche Zinsen abwirft, kann bei sparsamer Haushaltsführung erwartet werden, dass sich Zinserträge und versteckte Zinszahlungen aufheben. Die eigentlichen Nutznießer des Geldsystems, die Netto-Zins-Empfänger finden wir erst unter den Besitzern von Geldvermögen deutlich über 200.000 Euro und diese Grenze verschiebt sich stetig weiter nach oben.
Diese Entwicklung ist das Kernproblem unserer Volkswirtschaft.
Der nicht aufhaltbare Prozess des Schuldenwachstums ruiniert Unternehmen und Volkswirtschaften, wenn es nicht immer wieder aufs Neue gelingt, die zur Tilgung und Zinszahlung erforderlichen Geldmengen durch neue Kredite zu generieren. Neue Kredite werden aber nur ausgereicht, wenn erfolgversprechende Geschäftsideen, Umsätze, Gewinne und Wachstum prognostiziert werden. Nur aus diesem Grunde ist es erforderlich, jedes Jahr neues Wirtschaftswachstum zu erzeugen, ist es unmöglich, auf dem Höchststand einer prosperierenden Wirtschaft zu verharren. Fehlt es am Wachstum müssen zu Gunsten der Jahr für Jahr steigenden Zinsbelastung die übrigen Kosten gesenkt werden. Dies trifft zuerst und am härtesten die Mitarbeiter, weil es die Personalkosten sind, die immer noch am einfachsten begrenzt bzw. reduziert werden können.
Das Problem wird durch die Rückführung der Staatsverschuldung nicht gemindert sondern verschärft.
Es gelingt vielleicht, unter Inkaufnahme rezessiver Tendenzen, die Zinslast innerhalb des Staatshaushaltes zu reduzieren. Das führt aber direkt zu massiven Ausfällen bei der Geldversorgung. So war der Kurzschluß zwischen Geldschöpfung und Geldvernichtung bei der Vergabe der UMTS-Lizenzen, wo innerhalb weniger Tage etwa 100 Milliarden Euro geschöpft und durch Tilgung von Staatschulden wieder vernichtet wurden, die wesentliche Ursache dafür daß dem UMTS-Geschäft die Luft auszugehen droht. Die immense Anschubfinanzierung, die sich über einige Jahre als Kaufkraft im Markt hätte bewegen können, bevor sie sich in einem allmählichen Tilgungsprozess verabschiedet hätte, konnte sich aufgrund der Strategie des Finanzministers in keiner Weise entfalten, denn der Weiterentwicklung der neuen Technologie und ihrem flächendeckenden Einsatz standen die dafür erforderlichen Mittel im Wirtschaftskreislauf einfach nicht mehr zur Verfügung - hätte Eichel das Geld ausgegeben, um Investitionen und Konsum zu finanzieren, hätten wir die Sparziele zwar nicht erreicht, aber der deutschen Wirtschaft ginge es deutlich besser und die Zahl der Arbeitslosen wäre um einiges geringer.
Wenn große Schuldner massiv tilgen, müssen zwangsläufig andere in die Bresche springen und durch Kreditaufnahme die Geldversorgung bewerkstelligen. Die bedrohlich gewachsene Verschuldung der privaten Haushalte ist ein deutliches Indiz für die bereits eingetretene Wirkung.Die jetzt beabsichtigte Lockerung der Maastricht-Kriterien, die wieder stärkere Neuverschuldung Deutschlands, Frankreichs, Portugals und damit der gesamten Euro-Zone wird zwar Verbesserungen in der Geldversorgung bringen, eventuell sogar Wachstum und Arbeitsplätze schaffen, aber das Grundproblem der erdrückend wachsenden Schuldenlast genauso wenig lösen wie ein strikter Sparkurs mit forcierter Tilgung. Es ist das klassische Dilemma.
Solange sich alle Aktivitäten nach den Spielregeln dieses wahnwitzigen Systems richten, gibt es keine Rettung. Ein Ausweg muß außerhalb dieses Systems gefunden werden. Erst wenn das Denken über die Systemgrenzen hinaus erweitert wird, können die vom System aufgerichteten Blockaden überwunden werden und der Ausweg wird erkennbar.
Der gangbare und noch dazu kostenlose Ausweg bestünde darin, solange von außerhalb des Systems frisches Geld, zinsfrei und ohne Tilgungsverpflichung in den Markt zu schießen, bis die Wirtschaft wieder durchatmen kann, bis der unerträgliche Zinsdruck abgebaut und die Sockelverschuldung zurückgeführt ist. Es bieten sich viele sinnvolle Möglichkeiten, solches Geld als gezielte Subvention da einzusetzen, wo die Marktkräfte heute bei der Bedarfsdeckung versagen.
Eventuell befürchtete inflationäre Wirkungen dürften sich alleine schon deshalb in Grenzen halten, weil automatisch eine Zurückhaltung bei der Geldschöpfung im Bankensystem einsetzen würde. Alle denkbaren Gegenreaktionen und Kampfansagen des Kapitals können abgewehrt werden, denn:
Eine Gesellschaft, die es schafft, die Hoheit über ihr Geld zurückzugewinnen, ist mit Geld nicht auszuhebeln.
Allerdings ist nicht mehr viel Zeit. Die mit dem unvermeidlichen Zusammenbruch endende Entwicklung des Geldsystems folgt einer exponentiellen Kurve. Die Katastrophe kommt nicht erst in fünfzig oder hundert Jahren, sondern nach ziemlich seriösen Abschätzungen schon irgendwann zwischen 2010 und 2015.
Es ist Aufgabe der Politik, das Schlimmste zu verhüten.
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 2
Die QuellenVerfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 22. Februar 2003
Im ersten Kapitel unserer Betrachtung über den Fluss des Geldes haben wir das Geld in seinen Funktionen als Tauschmittel und als Wertaufbewahrungsmittel kennen gelernt. Auf die häufig ebenfalls angegebene Funktion als Wertmaßstab wird hier bewußt verzichtet, denn erstens ist diese Funktion trivial, zweitens führt sie zu Verwirrung und Mißverständnissen.
Wir haben bereits den Gedanken verfolgt, dass Geld ausschließlich durch Kreditgewährung in die Welt kommt und dass es mit der Tilgung wieder aus der Welt verschwindet.Wir haben aber auch gehört, dass das Geld, ist es erst einmal in die Welt gesetzt, wie das Wasser von einer Quelle aus seinen Weg sucht und dabei vielfach verwendet werden kann, bis es zur Tilgung eines Kredits hergenommen wird und sich dabei restlos auflöst oder bis es sich in Geldvermögen verwandelt und damit ebenfalls seiner Fähigkeiten, Handelstransaktionen zu ermöglichen, beraubt wird.
In Lehrbüchern und Seminaren zur Makroökonomie wird gerne unterstellt, das Geld liefe praktisch endlos im Kreis und könne daher immer wieder für Transaktionen verwendet werden. Es wird dann gefolgert, dass es eine Umlaufgeschwindigkeit des Geldes gäbe, die (vereinfacht ausgedrückt) so ermittelt wird, dass die Gesamtleistung des betrachteten Wirtschaftsraumes durch die in diesem Wirtschaftsraum vorhandene Geldmenge dividiert wird. Die Größe, die den Umlauf behindert, wird als "Kassenhaltungskoeffizient" dingfest gemacht, was heißen soll, dass das mehr oder weniger lange Verweilen des Geldes in Kasse und Geldbeutel die Umlaufgeschwindigkeit bremst und damit letztlich auch das Leistungsvermögen der Volkswirtschaft behindert.
Diese Theorien fördern das Verharren in einem fatalen Missverständnis, weil sie dem Geld einen Warencharakter zubilligen, also seine materielle Gegenwart ebenso voraussetzen, wie seine Dauerhaftigkeit, die nur durch physische Gewaltanwendung gefährdet sei.
Eine realistische Betrachtung der Geldbewegung innerhalb der realen Wirtschaft
ergibt ein ganz anderes Bild:
Das in unserem Geldsystem ausschließlich vorhandene Kreditgeld läuft nicht um.
Es wird bei Bedarf geschaffen, verweilt danach für unbestimmte - meist sehr kurze - Zeit in einem kleinen Ausschnitt des Wirtschaftskreislaufes, bis es sich durch einen "zufälligen" Tilgungsvorgang für einen beliebigen Kredit definitiv auflöst oder bis es durch Sparen zu Geldvermögen gerinnt und damit, mangels Beweglichkeit, seine Funktion als Tauschmittel einbüßt.Die im Zeitraum eines Jahres innerhalb einer Volkswirtschaft erfolgreich abgewickelten Transaktionen sind daher nicht das Produkt aus fixer Geldmenge und variabler Umlaufgeschwindigkeit. Ganz im Gegenteil: Die Transaktionen kamen zustande, weil der ständigen Geldvernichtung (Tilgung/Bildung von Geldvermögen) durch ein ausreichendes Maß an Neuverschuldung soweit entgegengewirkt werden konnte, dass das erforderliche Geld im rechten Augenblick zur Verfügung stand.
Die Gesamtheit der innerhalb eines Jahres abgewickelten Transaktionen ist in erster Linie abhängig vom Umfang der Brutto-Neuverschuldung der Nichtbanken(!), wobei wir unter Brutto-Neuverschuldung die Summe aller ausgereichten Kredite, auch der Überziehungen auf Girokonten verstehen, ohne deren Tilgung dagegen zu rechnen.
Nach meinen Beobachtungen ist es so, dass wir uns in einer beschleunigten Entwicklung auf einen Zustand zu bewegen, in dem der absolut überwiegende Teil der gesamten Geldschöpfung dem Wirtschaftkreislauf nur noch für eine einzige Transaktion zur Verfügung steht. Ein Versuch, diese Vermutung zu erhärten, führt zu dem Ergebnis, daß die durchschnittliche Anzahl der Transaktionen, die mit frisch geschöpftem Geld durchgeführt werden können, bevor es sich in Geldvermögen verwandelt oder in der Tilgung untergeht, bei einem Wert von 1,3 liegt. Anders ausgedrückt heißt das: Nur jeder vierte Euro aus einem neuen Kredit unterstützt mehr als eine Transaktion.
Ohne umständliche wissenschaftliche Beweisen führen zu müssen, lässt sich alleine aus den Motiven für jegliche Art von Kreditnahme und aus den Bedingungen der Kreditgewährung ohne jeden Zweifel ableiten, dass eine kreditgeldbasierte Volkswirtschaft - solange ihr nicht von außen Geld zugeführt wird - insgesamt immer einen Geldmangel aufweisen wird, was nicht ausschließt, dass dabei auf Teilmärkten zeitweise oder dauerhaft Geldüberfluss herrschen kann.Weil der Kredit der Vater des Geldes ist, wollen wir uns in diesem zweiten Teil der Ausführungen etwas näher mit den verschiedenen Arten, einen Kredit herzustellen, auseinander setzen und herausfinden, wie diese sich in ihren Auswirkungen auf die Geldversorgung der Volkswirtschaft unterscheiden.
1. Der private Kredit
Wenn der Vater seinem Sohn, die Tante dem Neffen oder der Opa der Enkelin Geld leiht, dann ist diese Kreditvergabe selbst ohne Auswirkung auf die Geldversorgung, es wird dadurch kein Geld geschaffen.
Die Herkunft des Geldes für den privaten Kredit ist eine Angelegenheit, die unabhängig von dieser Kreditvergabe betrachtet werden muß. Es soll aber schon hier darauf hingewiesen werden, dass es ein Unterschied ist, ob das Geld für den privaten Kredit aus dem Sparstrumpf kommt und über die Darlehensgewährung in den Wirtschaftskreislauf zurückfindet, oder ob erst Pfandbriefe verkauft werden müssen, um über die Rückverwandlung von Geldvermögen in Geld etwas verleihen zu können, oder ob der Kreditgeber gar das eigene Gehaltskonto überzieht, um z.B. dem Sohn das Geld für die Reparatur des Autos vorzustrecken, wodurch - im Vorfeld des privaten Kredits - das benötigte Geld erst durch die Inanspruchnahme des Überziehungskredits geschaffen wird.
2. Das festverzinsliche Wertpapier - ausgegeben von der Nichtbank
Unternehmen, die größere Geschäfte finanzieren wollen, wählen zur Geldbeschaffung manchmal die Ausgabe festverzinslicher Wertpapiere. Dieser Vorgang ist dem Privatdarlehen sehr ähnlich. Mit dem festverzinslichen Wertpapier wird Geld eingesammelt und gegen Geldvermögen (das Wertpapier) eingetauscht. Das eingesammelte Geld wird vom Schuldner in aller Regel zur Finanzierung von Investitionen verwendet und als Geld wieder ausgegeben, es steht dem Wirtschaftskreislauf also zu einem sehr hohen Anteil weiterhin als Geld zur Verfügung und wird u.U. früher und umfassender für Transaktionen benutzt, als es bei den vorherigen Geldbesitzern, die das Geld i.d.R. aus ihren gehorteten Beständen abgegeben haben, der Fall gewesen wäre.
3. Das festverzinsliche Wertpapier - ausgegeben von der Bank
Gibt eine Bank festverzinsliche Wertpapiere heraus, dann wird damit das Geld der Anleger in Geldvermögen umgewandelt. Ob, und wie, und vor allem wann die Bank die ihr zur Verfügung gestellten Gelder nutzen wird, ist ungewiss. Höchstwahrscheinlich werden sie allerdings der Refinanzierung von Darlehen dienen, die die Bank vergeben wird, was bedeutet, dass die Bank aus diesen Einlagen neue Kredite schöpfen wird.
4. Das festverzinsliche Wertpapier - ausgegeben vom Staat
Anleihen des Staates werden, wenn sich kein anderer Käufer findet, üblicherweise ohne vorhergehende Bonitätsprüfung und ohne jegliche Sicherheitsgestellung von der staatlichen Notenbank aufgekauft, die so das Geld schafft, das dem Staat die Finanzierung seiner Aufgaben ermöglicht. Finden sich andere Käufer, wird ihr Geld beim Kauf der Staatsanleihe in Geldvermögen umgewandelt.
Wichtig für unsere wertende Betrachtung ist allerdings, dass vom Staat aufgenommenes Geld (soweit es nicht für Zins- und Tilgungsleistungen aus der bestehenden Verschuldung gebraucht wird) sehr schnell wieder als Geld an die Wirtschaft weitergegeben wird, weil der Staat weder Geldhortung betreibt, noch in der Lage ist, Geld in Geldvermögen umzuwandeln - dafür hat der Staat nämlich kein Geld übrig.
5. Das Hypothekendarlehen und ähnliche, langfristige Kredite
Gegen Grundschulden oder andere, wertbeständige Sicherheiten (z.B. festverzinsliche Wertpapiere) reichen Geschäftsbanken langfristige Darlehen aus, die mit unterschiedlichen Tilgungsmodalitäten ausgestattet sein können. Neben dem Annuitätendarlehen, mit gleichbleibenden Jahresraten bei stetig zunehmenden Tilgungsanteil, wird häufig auch eine lineare Tilgung, jedoch mit anfänglicher Tilgungsaussetzung vereinbart. Seltener ist ein Vertrag, der die Endfälligkeit der gesamten Darlehenssumme vorsieht.
Mit langfristigen Darlehen werden relativ große Geldbeträge zur Verfügung gestellt, die über einen langen Zeitraum relativ gemächlich durch die Tilgung wieder aufgezehrt werden. Nicht selten übersteigt bei solchen Darlehen die Gesamtzinslast über die gesamte vereinbarte Laufzeit gesehen, den Darlehensbetrag. Das ursprünglich durch den Kredit geschaffene Geld verbleibt damit zwar relativ lange im Umlauf, allerdings werden durch die immensen Zinslasten schon während der Laufzeit in erheblichem Maße neue Kredite zur Geldschöpfung erforderlich.
5. Der Ratenkredit von der Bank
(auch von der Bank des Automobil-Konzerns oder von der Bank des Versandhändlers)Gegen relativ schlechte Sicherheiten, z.T. nur gegen einen Einkommensnachweis und eventuell die Verpfändung der Lebensversicherung gewährt die Bank Ratenkredite mit Laufzeiten, die sich üblicherweise im Rahmen von 2 bis 5 Jahren bewegen. Die Schuldner finanzieren damit i.d.R. private Anschaffungen wie eine neue Wohnungseinrichtung oder einen neuen Pkw. Im Unterschied zu den langfristigen Darlehen wird hierbei relativ zügig getilgt und damit das Risiko der schlechten Sicherheiten schnell gemindert. Daneben tragen höhere Zinssätze zu höheren Finanzierungskosten bei. Trotzdem tritt bei Ratenkrediten nur selten der Fall ein, dass die Zinsen, über die gesamte Laufzeit gesehen, den ursprünglichen Kreditbetrag übersteigen.
6. Der Dispokredit
Der Dispositionskredit auf dem Gehaltskonto bzw. das Kontokorrent des Firmenkunden sind das klassische Beispiel für einen Kurzschluss zwischen Geldschöpfung und Geldvernichtung durch Tilgung. Kaum hat der Arbeitgeber das Firmenkonto geldschöpfend überzogen, um Löhne und Gehälter zu zahlen, schon ist das Geld wieder vernichtet, weil es auf den weit überzogenen Gehaltskonten der Mitarbeiter sofort als Tilgung verzischt. Ähnlich ist es bei vielen Zahlungseingängen auf Konten von Firmen, die wegen chronischer Liquiditätsschwäche des Unternehmens nur zur Veränderung des Soll-Saldos führen und damit die reine Geldvernichtung sind.
7. Lieferantenkredite - Zahlungsziele
Räumt ein Lieferant, ohne Einschaltung einer Bank, ein Zahlungsziel ein, was in der Wirkung für den Kunden einem Kredit gleichkommt, wird dadurch weder Geld geschaffen, noch Geld vernichtet.
8. Kreditkarten
Wer mit Kreditkarte zahlt, kann zwar eine Zeit lang ohne "Geld" einkaufen, nimmt jedoch keinen Kredit des Karteninstituts in Anspruch. Im Prinzip wird hier nur durch die Einschaltung der Kreditkartengesellschaft ein Zahlungsziel vereinbart und gleichzeitig eine Zahlungsgarantie übernommen. Kommt die Abrechnung, muss das Konto schnellstens ausgeglichen werden. Hier springt dann gewöhnlich wieder der Dispokredit ein, mit dessen Hilfe nachträglich das Geld für die Einkäufe geschaffen wird. Zu bedenken ist auch, daß der Händler durchschnittlich so lange auf sein Geld warten muss, wie es dauert, die Karte abzurechnen und den Saldo einzuziehen. Weil die Kartengesellschaft außerdem vom Lieferanten/Händler eine Provision verlangt, ist es für den Händler oft schon wieder ein gutes Geschäft, Barzahlern einen Rabatt einzuräumen, anstatt die Karte zu akzeptieren.
9. Tauschringe mit Verrechnungsmodalitäten
Solche Tauschringe sind ein Weg, um mit Hilfe einer "Ersatzwährung", und sei sie noch so weich, den Geldmangel zu überwinden und den steuereintreibenden Staat zu überlisten. Es wird hier ganz klar immer dann "Geld" geschaffen, wenn der Empfänger einer Leistung mit einer auf sich selbst oder auf ein anderes Mitglied des Tauschrings bezogenen Tauschquittung bezahlt. Egal ob die Tauschquittung, ähnlich richtigem Geld, einen festen Wert hat, ober ob lediglich ein individuelles Leistungsäquivalent geboten wird (z.B. der übertragbare Gutschein für 1xDauerwelle als Bezahlung für zwei antiquarische Bücher). Das Geld, das hier entsteht, ermöglicht begrenzte, von der übrigen Wirtschaft völlig losgelöste Transaktionen, die allerdings auf Grund des unzureichenden/einseitigen Angebots von Leistungen und des mangelnden Vertrauens in die Ersatzwährung praktisch nie ein nennenswertes Volumen erreichen. Käme ein solcher Tauschring auch nur annähernd in die Nähe einer tatsächlich funktionierenden Privatwährung, müsste er, wegen drohender Gefahr für den Staat und die Stabilität der Wirtschaft unverzüglich verboten werden.
10. Auslandsschulden
Wer sich bei einer Bank in den USA 100.000 Dollar leiht und sich diese Dollars bei seiner Raiffeisenbank in Niederoberauendorf auf einem Euro-Konto gutschreiben lässt, sorgt zu Anfang für das Anwachsen der Geldmenge im Dollar-Raum. Mit dem Transfer in den Euro-Raum sorgt er dann dafür, dass die Währungsreserven des eigenen Währungsraumes um 100.000 USD anwachsen und die Geldmenge im Euroraum um den gleichen Wert in Euro ebenso. Denn die Raiffeisenbank wird das Dollarguthaben höchstwahrscheinlich an die Zentralbank weitergeben, die dafür das entsprechende Euro-Guthaben zur Verfügung stellt. Aus der ursprünglich geschaffenen Dollar-Geldmenge ist damit eine Währungsreserve geworden und die Währungsreserve ist so eine Art "Geldvermögen" der Zentralbanken.
Wenn wir die unterschiedlichen Formen von Krediten im direkten Vergleich gegenüberstellen, lassen Sie sich in ihrer Wirkung auf die Geldversorgung und auf das Wachstum der Gesamtzinsmenge wie folgt bewerten:
Kreditform
verbaler Kommentar
WERTUNG
Geld-
mengeZinslast Umlauf Gesamt-
NoteLangfristiges (Hypotheken-) Darlehen Geldschöpfung, langsame Tilgung, niedrige Zinsen + + + - + + + + + + Festverzinsliche vom Staat Nur teilweise Geldschöpfung (Aufkauf durch Notenbank), relativ niedrige Zinsen + + - - + + + + + + Privat an Privat Keine Geldschöpfung, in aller Regel zinslos 0 0 + + + + Festverzinsliche von Nichtbanken Keine Geldschöpfung, relativ niedrige Zinsen 0 - + + + + + Tauschring Geldschöpfung ja, aber als Ersatzwährung, in aller Regel ohne Zinsbelastung + 0 + + + Kreditkarte Keine Geldschöpfung, keine Zinslast, jedoch konsum- und verschuldungsfördernd 0 0 + + Ratenkredit Geldschöpfung, schnelle Tilgung, hohe Zinsen + + - - + + Lieferantenkredit Zahlungsziel, keine Geldschöpfung, auch ohne Gewährung von Skonti ist verdeckte Verzinsung im Preis enthalten 0 - - + - Dispo-Kredit Geldschöpfung, sofortige Geldvernichtung durch Tilgung, sehr hohe Zinsen + - - - 0 - - Festverzinsliche von Banken Keine Geldschöpfung, nur Zuwachs des Kreditpotentials - - - - 0 - - - -
Für die Wertung der Kreditformen wurden die nachstehenden Kriterien wie folgt beurteilt:
Geldmenge:
Zuwachs durch Geldschöpfung ist positiv (+), Minderung durch Umwandlung in
Geldvermögen ist negativ (-)
Zinslast:
Je höher der Zinssatz, desto negativer die Bewertung (-, --, ---); zinsloser
Kredit ist neutral (0)
Umlauf:
Wird durch den Kredit die Zahl der gesamtwirtschaftlichen Transaktionen
erhöht, so ist das positiv. Wird sie vermindert, so ist das negativ. Wird nur
eine einmalige, kurzfristige zeitliche Vorverlegung erreicht, ist das, wie beim
Dispokredit neutral.Wenn das Ergebnis dieser Bewertung nun aussagt, dass die gesamtwirtschaftlich positivste Form der Kreditgewährung der langfristig ausgereichte Kredit einer Geschäftsbank ist und dass die gesamtwirtschaftlich negativste Form der Kreditgewährung darin besteht, einer Geschäftsbank - durch den Ankauf eines von dieser Bank herausgegebenen, festverzinslichen Wertpapieres - einen Kredit zu gewähren, so zeigt sich darin die ganze unauflösliche Tragik unseres kreditbasierten Geldsystems.
Schließlich sind ausgerechnet die als besonders negativ eingestuften, langfristigen Refinanzierungsinstrumente der Banken die Vorbedingung, um die besonders positiv eingestuften, langfristigen und zinsgünstigen Instrumente zur Geldversorgung erst herstellen zu können. Dabei wird an dieser Stelle besonders deutlich, dass innerhalb unseres Wirtschafts- und Geldsystems jegliche wirtschaftliche Aktivität unweigerlich dazu beitragen muss, die Macht des Geldvermögens und damit die allgemeine Abhängigkeit vom Geldvermögen zu vergrößern.
Phänomen Chipkarte
Wer heute Geld vom Konto auf die Chipkarte lädt, tut das in der Illussion, er würde nichts anderes tun, als die Erscheinungsform seines Geldes zu verändern. Bei Banken wird sein Denkfehler dabei in der Mehrzahl der Fälle keine schwerwiegenden Folgen haben, doch selbst da könnte -illegal- genau das passieren, was bei den Geldkarten, die von großen Einzelhändlern, von Freizeitparks und anderen Dienstleistern verwendet werden, die ganz legale Regel ist. Es wird mit jeder Einzahlung auf die Chipkarte neues Geld geschaffen, dass existiert, bis der Geldbetrag sich durch eine Abbuchung von der Chipkarte wieder in nichts auflöst. Schließlich werden hier, kaum erkennbar, geldschaffende Kredite gewährt.
Ganz langsam, zum Mitdenken:
Der Kunde zahlt dem Anbieter einen bestimmten Betrag. Dieser Betrag steht dem Anbieter der Karte sofort als Geld zur Verfügung. Der Kunde erhält im Gegenzug eine Karte, die ihm ebenfalls "Geld" zur Verfügung stellt. Das vom Kunden eingebrachte Geld wurde also nicht nur verschoben oder in eine andere Erscheinungsform transformiert, nein: Es hat sich glatt verdoppelt. Weil nämlich die Einzahlung auf die Karte nichts anderes ist, als eine Kreditgewährung mit gleichzeitiger Auszahlung des Kreditbetrages an den Kartenanbieter. Damit ist neues Geld in Höhe des gewährten Kredits entstanden, worüber der Kartenanbieter frei verfügen kann, während der Kunde über den gleichen Betrag in "Kartengeld" im Gültigkeitsbereich der Karte frei verfügen kann. Von diesem Höchstwert der Geldschöpfung an setzt relativ schnell der Abbau der Guthaben auf den Karten ein. Doch über alle eingesetzten Karten wird sich trotzdem nach kurzer Zeit ein in seiner Höhe ziemlich stabiler, durchschnittlicher Geldbetrag ergeben, der dem Kartenanbieter zinsfrei zur Verfügung steht und der von ihm ohne jede Einschränkung wie eigenes Geld verwendet werden kann.
Auch Prepaid-Karten für Mobiltelefone sind nichts anderes als Geldschöpfung, weil der Kunde eben nicht eine Leistung bezahlt, sondern einen zinslosen Kredit gibt, der vom Schuldner nach Belieben verwendet werden kann und dessen Tilgung normalerweise durch die dem Kunden gewährten Naturalleistungen erfolgen wird.
Das Gleiche geschieht, wenn ein Patient bei der Aufnahme ins Krankenhaus die Chipkarte lädt, mit der er telefonieren, fernsehen und seine Einkäufe in der Cafeteria bargeldlos bezahlen kann. Auch hier erhält das Krankenhaus zunächst ein zinsloses Darlehen, das um so höher ausfällt, je größer der kleinste Einzahlungsbetrag gewählt wird.
Die "Lizenz zum Gelddrucken" ist also kein Phantom, das gelegentlich bemüht wird, um ein Geschäft mit ganz exorbitanten Gewinnaussichten zu beschreiben. Die Lizenz zum Gelddrucken kann man sich heutzutage jederzeit selbst ausstellen. Man braucht nur ein System mit Guthabenkarten zu installieren.
So lange sich solche "Privatwährungen" nur im kleinen Rahmen und hauptsächlich zur Rationalisierung beim Kassieren von Kleinstbeträgen etablieren, solange der dabei erzielte Zinsgewinn also nur als erfreuliche Nebenwirkung, nicht als Hauptmotivation auftritt, ist die Gefahr, die davon ausgeht, gering. Doch das elektronische Plastikgeld ist auf dem Vormarsch. Die Möglichkeiten zur Geldschöpfung per Chip sind noch längst nicht ausgelotet und es soll Notenbanker geben, die ernsthaft daran denken, den Markt mit Hilfe einer eigenen Karte im Range des (einzig zulässigen) gesetzlichen Plastik-Zahlungsmittels abzudecken, bevor die in privaten Händen entstehenden Plastikgeldsysteme nicht mehr einzudämmen sein werden.
Überlegungen zur Ermittlung der Transaktionshäufigkeit frisch geschöpften GeldesDie jetzt folgende Annahme ist zugegebenermaßen spekulativ und nicht beweisbar, doch hilft sie ganz enorm dabei, die absolute Ungewißheit zu überwinden und auf eine überschaubare Bandbreite von Möglichkeiten einzugrenzen. Beginnen wir mit der Untersuchung der Geldmenge M1, jener Geldmenge, die den Bargeldumlauf und die täglich fälligen Sichteinlagen umfaßt und die, bezogen auf das Gebiet Deutschlands, zum Ende des Jahres 2002 den Betrag von knapp 650 Milliarden Euro erreichte.
Gut 80 Milliarden Euro davon sind die Bargeldbestände, die wir alle mit uns herumtragen, die morgens als Wechselgeld und abends als Tagesseinnahmen in den Ladenkassen liegen und die als Bargeldvorrat in den Auszahlungsautomaten und Tresoren der Banken liegen. 80 Milliarden, von denen ein großer Teil aber auch als eiserne Reserve und/oder als Schwarzgeldbestand regunslos gehortet sind. Unterstellen wir, dass die Hälfte dieser 80 Milliarden als unbewegter Geldsockel bereitgehalten, aber niemals wirklich ausgegeben wird, dann bleiben 40 Milliarden übrig, die im Rhythmus der Lohn- und Gehaltszahlungen einmal im Monat umgeschlagen werden. Weil es sich um Bargeld handelt, also um Geld mit materieller Substanz, wird der Großteil davon tatsächlich im Umlauf bleiben, also 12 x benutzt werden, ohne durch Rückgabe an die Notenbank aus dem Kreislauf zu verschwinden. Damit läßt sich die Herkunft des Geldes für die Bezahlung von ca. 500 Milliarden Euro erklären.
Das Brutto-Inlandsprodukt lag 2002 bei 2,1 Billionen Euro. Es ist also noch der Nachweis zu führen, wie sich das Geld bewegt hat, um die Bezahlung der restlichen 1,6 Billionen Euro zu ermöglichen.
Neben dem Bargeld weist die Geldmenge M1 auf den Girokonten Einlagen in Höhe von rd. 570 Milliarden Euro auf. Weil die meisten Girokonten von Arbeitern und Angestellten chronisch überzogen sind, spielen die wenigen Konten mit positiven Salden in dieser Zahl nur eine geringe Rolle. Der größte Teil dieser 570 Milliarden Euro sind also Guthabenbestände von Unternehmen. Diese Guthaben ändern sich über die Zeit kaum. Am Stichtag der Erfassung war nicht wesentlich mehr oder weniger Geld auf den Konten, als an jedem anderen Tag des Jahres. Wir können also davon ausgehen, daß jeder Euro, der aus diesem Betrag durch Tilgung verschwunden ist, durch eine neue Kreditaufnahme unmittelbar wieder ersetzt wurde. Weil es sich um einen gleichbleibenden Betrag handelt, können wir zudem unterstellen, daß es sich dabei um einen Sockel an Liquidität handelt, der "zur Sicherheit" vorgehalten wird, der aber tatsächlich nur in geringem Maße auch zur Ausführung von Transaktionen bewegt wird. Bräuchte es diese Sicherheitsbestände nicht, gäbe es auf den Girokonten nur Bestände in einer Höhe, wie sie in einem Zeitraum von nicht mehr als zwei Wochen auszugeben wären und das wären dann allenfalls 60 Milliarden Euro. Diese sind allerdings weit weniger tilgungsresistent, als die Bargeldbestände. Wenn die Wirtschaft also 24 x 60 Milliarden (1,44 Billionen) ausgibt, dann werden davon mehr als 60% in der Tilgung enden, nämlich der größte Teil der Netto-Löhne und Gehälter,d die auf überzogenen Girokonten ankommen und weite Teile der Zahlungen an Vorlieferanten, die auf ein überzogenes Kontokorrent treffen. Rechnen wir an dieser Stelle also damit, daß etwa 550 Milliarden (40%) der Tilgungsfalle entgehen, haben wir das Brutto-Inlandsprodukt ohne dass dazu eine Neuverschuldung erforderlich gewesen wäre zur Hälfte mit Hilfe des Sockelbestandes der Geldmenge M1 bezahlen können. Wer glaubt, die statistisch ausgewiesene Geldmenge müßte aber doch ausreichen, um die Transaktionen bezahlen zu können und daraus auf eine Umlaufgeschwindigkeit schließt, begeht einen Denkfehler.
Die Geldmengenstatistiken sind weder dafür geschaffen, noch dazu geeignet, schnell entstehende und ebenso schnell wieder verschwindende Geldmengen zu erfassen. Das Leistungsvermögen der Geldmenge M1 erschöpft sich in dem oben angegebenen Volumen. Die weiteren 1,1 Billionen Euro aus dem Brutto-Inlandsprodukt müssen durch zusätzliche und in den Geldmengenstatistiken nicht ausgewiesene Neuverschuldung erst finanziert werden. Doch das ist nicht alles, über die Bezahlung des Brutto-Inlandsproduktes (das ist der Job der Konsumenten und des Staates) hinaus, fallen weitere Transaktionen an, für die zusätzliches Geld benötigt wird.
Dazu gehören vor allem die Aufwendungen für Zins und Tilgung auf eine Gesamtschuldenlast von 5 Billionen Euro, die Netto-Mietlast (Mieteinnahmen, die den Zinsaufwand der Vermieter übersteigen) und die Neubildung von Geldvermögen.
Die Bilanz läßt sich so darstellen:
Transaktionsumfang Geldherkunft Brutto-Inlandsprodukt 2.112 Mrd. Euro
Titel (Bestand) bewirkte Zahlungen
Zinsaufwand incl.
priv.+ grauer Markt400 Mrd. Euro
Bargeld (80 Mrd) 500 Mrd. Euro
Sichteinlagen (570 Mrd) 550 Mrd. Euro
Tilgungsleistungen
(nur Altschulden!)500 Mrd. Euro
Brutto-Neuverschuldung 2.673 Mrd Euro
Netto-Mietlasten 300 Mrd. Euro
Neues Geldvermögen aus
Unternehmensgewinnen411 Mrd. Euro
- Abflüsse aus BIP 2.112 Mrd. Euro
= Netto-Neuverschuldung 561 Mrd. Euro
Summe 3.723 Mrd. Euro
Summe 3.723 Mrd. Euro
Dabei ist zu berücksichtigen, daß das Geld, das mit der Brutto-Neuverschuldung zunächst geschöpft werden mußte, nach der Bezahlung des Brutto Inlandsproduktes durch die Konsumenten bei der Wirtschaft zur Verfügung steht, um damit die Investitionen, die betrieblichen Zins- und Tilgungsleistungen, den betrieblichen Mietaufwand und die Bildung neuen Geldvermögens in Unternehmerhand zu bewerkstelligen.
Die näherungsweise Richtigkeit dieser Art der Bilanzierung kann durch die folgenden Analysen bestätigt werden:
1. Die Netto-Neuverschuldung sollte kleiner sein, als die Summe des Zinsaufwandes, der Unternehmensgewinne und der Netto-Mieteinnahmen.
2. Die Brutto-Neuverschuldung muss ausreichen, um die gesamte Wertschöpfung zeitnah vorzufinanzieren. Dazu sind dem BIP (2.112 Mrd. Euro) die Herstellungskosten der Exporte (ca. 80% der Erlöse = ca. 580 Mrd. Euro) hinzuzurechnen.
Es ergibt sich ein Wert von 2.673 Mrd Euro, der vom auf anderen Wege ermittelten Wert nur geringfügig abweicht.
3. Die durchschnittliche, kumulierte Verschuldung, die sich aus Ausreichung und Tilgung der Brutto-Neuverschuldung ergibt, sollte einen Wert erreichen, der bei etwa einem Zwölftel der Brutto-Neuverschuldung liegt und etwa die Größenordnung von einem Brutto-Monatseinkommen der Beschäftigten zuzüglich der Herstellungskosten der Wirtschaft (ohne Kapitalzins), ebenfalls für einen Monat, entsprechen. (Annahme: Die privaten Haushalte verschulden sich monatlich in Höhe des Konsums neu, bis durch die Gehaltszahlung die Tilgung erfolgt, die Unternehmer verschulden sich für die Vorfinanzierung der Produktion, bis durch den Konsum die Tilgung erfolgt, auch dieser Rhythmus folgt dem Gehaltszahlungsrhythmus.) 1/12 der Brutto-Neuverschuldung entspricht ca. 230 Milliarden Euro, 1 Brutto-Monatsgehalt der Beschäftigten liegt bei ca. 100 Milliarden, für die Gestehungskosten der Wirtschaft für einen Monat bleiben ergibt sich somit ein rechnerischer Wert von 130 Milliarden Euro, der in der Größenordnung (75% vom BIP) realistisch erscheint.
Nachdem sich somit der Wert der Brutto-Neuverschuldung mit rund 2,7 Billionen Euro als durchaus realistisch erwiesen hat, kann auch die Tatsache, dass das über die Brutto-Neuverschuldung geschöpfte Geld durchschnittlich nur für 1,3 Transaktionen zur Verfügung steht, als richtig angenommen werden. Übersetzt in die Realität heißt das, nur jeder vierte Euro aus einem neu ausgereichten Kredit, kann mehr als ein Mal zur Bezahlung einer Leistung verwendet werden.
Der Fluss des GeldesGrundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 3
Teuerung und Inflation
die "natürlichen" Feinde des GeldesVerfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 27. März 2003
Geld ist nicht nur Tauschmittel, sondern auch Wertaufbewahrungsmittel und Wertmaßstab zugleich, so verkünden es Volkswirte und Geldtheoretiker, doch nirgends auf der Welt gibt es ein Eichamt, an dem der Wert des Geldes mit hochpräzisen Instrumenten überprüft, reguliert und mit Stempel und Plombe bestätigt werden könnte.
Ganz im Gegenteil: Alle Welt liegt in stetem Streit um den wahren Wert des Geldes und schon aus winzigen Wertunterschieden, die zwischen New York und Tokio, London und Frankfurt im Handel mit Geld auftreten, machen Spekulanten in gierigem Gezerre ein großes Spiel um aberwitzig hohe Gewinne.
Das Geld hat zwei natürliche Feinde, die ständig daran arbeiten, die Funktionen Wertmaßstab und Wertaufbewahrung zu stören. Diese "natürlichen" Feinde treten auf, ohne dass es dazu der Einflussnahme von Spekulanten bedürfte, aber abgesehen von diesen natürlichen Feinden ist das Geld beständig Tausenden von Gefahren ausgesetzt, weil Menschen, deren Hauptgeschäft der mehr oder minder legalisierte Betrug ist, unentwegt und mit großem Erfolg überall auf der Welt daran arbeiten, den "Wert" vom "Geld" zu trennen.
Die natürlichen Feinde des Geldes sind Teuerung und Inflation.
Die Wirkung dieser Prozesse erscheint auf den ersten Blick gleich: Die Preise der Waren steigen. Aber die Ursachen dafür sind grundverschieden. Teuerung ist die Folge einer Verknappung des Waren-Angebots und kann nur von der Warenseite her erfolgreich bekämpft werden. Inflation hingegen ist die Folge der Ausweitung der nachfragewirksamen Geldmenge und vernünftige Gegenwehr ist hier nur mit Maßnahmen im monetären Bereich möglich.
Befassen wir uns zunächst mit der Teuerung.
Spargel.
Ein edles, sehr empfindliches und arbeitsintensives Gemüse, das nicht auf jedem Boden gedeiht, aber allgemein gerne verzehrt wird, wird zu stark schwankenden Preisen angeboten, je nachdem, ob die Ernte reichlich ausfällt oder ob nur wenig geerntet werden kann. Spargel ist also in einem Jahr billig, in einem anderen Jahr teuer.
Kommen zu einer schlechten Spargelernte noch weitere Ernteausfälle hinzu, z.B. bei Getreide, Kartoffeln und Kohl, dann werden Lebensmittel - auch Fleisch und Wurst wegen der Futterpflanzen - teuer. Wird dann eventuell auch noch das Angebot an Rohöl auf dem Spotmarkt in Rotterdam knapp, dann entwickelt sich aus einzelnen steigenden Preisen langsam aber sicher das Phänomen einer allgemeinen Teuerung. Schließlich sind alle Wirtschaftsprozesse eng miteinander verflochten und was als Kostenerhöhung an einer Stelle in das System eingespeist wird, hat die Neigung, sich innerhalb des Systems möglichst gleichmäßig zu verteilen. Teure Nahrungsmittel führen über Kurz oder Lang zu steigenden Löhnen und schon steigen alle Preise....
Teuerung ist also ein Zustand, bei dem es weniger Ware für das gleiche Geld gibt.
Die teuerungsförderliche Verknappung des Angebots muss aber nicht zwangsläufig natürliche Ursachen haben. Jahrelang war z.B. das Phänomen des Schweinezyklus in der Landwirtschaft zu beobachten, und das ging so:
Schweinefleisch ist gefragt und bringt gute Preise. Das spricht sich in der Landbevölkerung herum und mehr und mehr Bauern stellen mehr und mehr Schweine in die Ställe, und schon nach kurzer Zeit werden die Schlachtviehmärkte von einem Angebot überschwemmt. Der Preis für Schweinefleisch bricht zusammen.
Dumm gelaufen, denkt der Herr Ökonomierat und schwört sich, so schnell kein Schwein mehr aufzuziehen. Das Angebot an Schweinefleich wird bald geringer, es treten Engpässen auf, die Hausfrauen zahlen zähneknirschend Höchstpreise für Koteletts und Schinken und die Metzger überbieten sich beim Schlachtvieheinkauf. Unter den Bauern spricht es sich herum, dass mit Schweinen verdammt viel Geld zu verdienen ist...Durch regelnde Eingriffe von Menschen, welche die Funktionen des Regelkreises aber über lange Jahre einfach nicht einzuschätzen wussten, kam es zu periodischen Schwankungen im Angebot von Schweinefleisch, was mit der Zeit von denen, die den Schweinezyklus entschlüsselt hatten, mit antizyklischem Verhalten ausgenutzt wurde.
Die Dummheit einer Vielzahl kleiner Bauern wurde durch raffinierte Manipulationen am Angebot in Gewinne weniger großer Bauern umgewandelt, woraufhin der Schweinezyklus scheinbar verschwunden ist.Geblieben ist die Erkenntnis, dass ein Überangebot an Waren für den Anbieter ungünstig ist, ein knappes Angebot hingegen in mehrerer Hinsicht günstig:
1. Wer nur 80 Schweine aufzieht, hat um 20% niedrigere Kosten, als derjenige,
der 100 Schweine aufzieht.2. Wenn nur 80 Schweine am Markt angeboten werden, auf dem eigentlich ein Bedarf an 100 Schweinen besteht, ist es durchaus zu erwarten, dass für das knappe Gut ein Preis erzielt wird, der so hoch liegt, dass der Gesamterlös aus dem Verkauf von 80 Schweinen sich vom Gesamterlös aus dem Verkauf von 100 Schweinen nicht nennenswert unterscheidet.
3. Weil von 80 Schweinen weniger Menschen satt werden, als von 100 Schweinen, müssen diese Menschen sich mit einem Ersatznahrungsmittel versorgen, es wird also insgesamt mehr Geld für die Ernährung aufgewendet, für andere Produkte bleibt weniger Geld übrig, das bisherige Angebot an z.B. Damenoberbekleidung trifft also auf eine nicht mehr ausreichende Kaufkraft. Um nicht auf Röcken und Kleidern sitzen zu bleiben, muss der DOB-Sektor die Preise senken.
Gattin und Töchter des Herstellers von nur 80 Schweinen, können sich nun aus der Kostenersparnis, die sich aus der Nichtaufzucht von 20 Schweinen ergeben hat, eine ganze Menge zusätzlicher Klamotten zu sehr günstigen Preisen einkaufen.
Oder
4. Die Kostenersparnis bei der Schweineaufzucht und die Kostenersparnis beim Einkauf von Bekleidung werden verwendet, um Geldvermögen zu bilden.
Schön, wenn es damit schon zu Ende wäre, doch jetzt beginnt der Hexentanz erst richtig:
Weil beim 80-Schweine-Bauern und seinen Artgenossen jede Menge Geld gebunkert wird, das damit dem Wirtschaftskreislauf fehlt, und niemand mehr Lust verspürt, 100 Schweine zu züchten, sondern im Gegenteil bereits die ersten Ställe mit nur noch 60 Schweinen bestückt werden, weil also immer mehr Geld in Richtung Vermögensbildung bei den Schweinezüchtern läuft, ergibt sich ein Szenario, das als Deflation bekannt ist.
Weil zu wenig Geld im Umlauf ist, wird diesem wenigen Geld ein höherer Wert zugemessen, den niedrigen Preisen für Klamotten folgen niedrige Löhne in der Textilindustrie, der gesamte Markt einigt sich darauf, dass das verbliebene Geld mehr Wert repräsentiert, wodurch der Tauschhandel aufrecht bleiben kann.
Die höchst angenehme Folge für den 80-Schweine-Bauern ist, dass er für sein gehortetes Geld immer mehr Waren kaufen kann, ja dass er, ohne reale Einkommensverluste hinnehmen zu müssen, sogar die eigenen Preise ein ganzes Stück weit senken kann, so dass ihm niemand mehr den Vorwurf machen darf, er sei Auslöser und Nutzniesser, im Gegenteil, mit etwas schauspielerischem Talent werden wir ihn sehr schnell in der Opferrolle vorfinden.
Dieses Schweinebeispiel sollte dazu dienen, die Prinzipien zu verdeutlichen und die Augen dafür zu öffnen, wo überall in der Wirtschaft über den Weg künstlicher Warenverknappung Preiserhöhungen durchgesetzt werden, die eben nicht nur den Gewinn aus dem aktuellen Verkaufsvorgang erhöhen, sondern auch den Aufwand für die Leistungserstellung mindern und das damit gehortete Geld auch noch wertvoller machen.
Der weltweite Diamantenmarkt wird von einer einzigen Firma in Südafrika kontrolliert. Es kommt nicht mehr kristalliner Kohlenstoff auf den Markt, als zu den gewünschten Preisen abgenommen wird.
Beim Öl teilen sich die OPEC und eine Handvoll großer Fördergesellschaften den Markt. Immer wieder wird versucht, das Angebot so knapp zu halten, dass der erwünschte Preis pro Barrel erzielt werden kann. Ein riesiges, weltumspannendes Kartell, das nur gelegentlich auf Grund innerarabischer Uneinigkeiten nicht ganz perfekt funktioniert.
Medikamente. Ja, Medikamente. Es gibt zwar Zigtausende von Apotheken und Hunderte von Pharmaherstellern, doch die sind sich alle einig, dass man in Deutschland nur hochpreisige Medikamente verkauft. Niedrigpreisige Angebote werden künstlich verknappt, indem man ihnen die Zulassung versagt, indem man für viele Medikamente und sogar für viele Nahrungsergänzungsmittel per Apothekenpflicht die Hochpreisigkeit kontrolliert und zugleich über die staatlichen Stellen und über Desinformationskampagnen versucht, den Betrieb von preisgünstigen Internetapotheken zu verbieten und wenn das nicht gelingt mit Gruselgeschichten über die Qualität der Versandhändler herzieht. In den Krankenkassen wird zudem durch geschickte Einflußnahme ein Klima geschaffen, dass die Kostenerstattung für im Ausland und/oder über den Versandhandel erworbene Produkte erschwert.Man kann also im Wettbewerb teuer sein und bleiben, wenn man es nur schafft, das preiswerte Angebot knapp zu halten.
Das ist auch bei den Automobilherstellern zu beobachten, der Reimport von sehr viel billigeren, aus dem Ausland zurückgeholten Neufahrzeugen, die in Deutschland hergestellt wurden, wird nach Kräften behindert. Mit eigenen Händlernetzen, mit Garantiebedingungen und mit der Straßenverkehrszulassungsordnung wird das Angebot an preiswerten Fahrzeugen der eigenen Marke auf dem Binnenmarkt so gering gehalten, dass dem Verbraucher praktisch nichts anderes übrig bleibt, als teuer einzukaufen.
Lassen wir es dabei bewenden. Die Ausschaltung der Konkurrenz, die Herrschaft auf einem (Teil-)markt, das ist es, was Geschäfte erst richtig schön macht. Jeder Monopolist, jedes funktionierende Oligopol, jedes Kartell verspricht mit der Marktführerschaft nicht nur höhere Gewinne aus dem Handel, sondern auch einen überproportionalen Anteil am im Umlauf befindlichen Geld und damit eine Werterhöhung eben dieses Geldes.
Inzwischen ist der Kampf um die Marktanteile zu einem branchenübergreifenden Phänomen geworden. Die Telekommunikationsanbieter stehen in der Konkurrenz um die knappe Kaufkraft im direkten Wettstreit mit den Brauereien und den Ölmultis. Nahrungsmittelkonzerne verhindern mit dem überteuerten Absatz von Lebens- und Genußmitteln den Verkauf von Kühlschränken und Schnittblumen. Eine wirkungsvolle Verkaufsoffensive von VW trifft heutzutage nicht nur die Konkurrenz von Opel und Mazda, sondern ebenso die Reiserveranstalter und die Möbelindustrie.
So führt die anfängliche Teuerung auf direktem Wege zu einer Unterversorgung der Wirtschaft mit dem Tauschmittel Geld und in der Folge zu sinkenden Preisen, also zur Deflation und damit zum Niedergang der Wirtschaft. Denn die Wirtschaft hat bei "nominal" stetig sinkenden Preisen auch mit stetig sinkenden Umsätzen und Gewinnen zu kämpfen, aber die Kapitalkosten (Zinsen und insbesondere Tilgung!) bleiben nahezu unverändert. Zins rückwärts geht nicht! Das vertreibt die Lust auf Investitionen und so führt die durch Teuerung ausgelöste Deflation über kurz oder lang zum totalen Stillstand des Wirtschaftslebens.
Der zweite natürliche Feind des Geldes, die Inflation
Die Inflation hat mit der Warenversorgung zunächst überhaupt nichts zu tun. Inflation beginnt damit, dass zu viel Geld da ist. Mehr Geld jedenfalls, als Waren. Wir haben bei der Betrachtung der Teuerung gesehen, dass das Geld im Zuge der Teuerung in Geldvermögen umgewandelt wurde, also vom Markt verschwunden ist. Theoretisch könnte eine Inflation also auch dadurch ausgelöst werden, dass ein erstaunlich preiswertes Angebot auf den Markt kommt, mit dessen Hilfe der Bedarf mit deutlich weniger Geld gedeckt werden könnte, als Kaufkraft im Markt vorhanden ist. Dies verhindern aber die Gesetze des Marktes zuverlässig. Niemand wird Tomaten billiger verkaufen, nur weil es zu viele gibt, da kippt man die Ernte lieber ins Meer.Niemand wird auch auf die Idee kommen, preiswerte Importe so günstig abzugeben, dass dadurch eine Inflation ausgelöst werden könnte, da hat man andere Möglichkeiten. Eine große Handelskette wird z.B. einfach ausschließlich importierten Salat und den wiederum zu hohen Preisen anbieten, wenn der Einkaufspreis für importierten Salat niedriger ist, sich also mehr damit verdienen lässt, als mit einheimischem. Dass dem einheimischen Salatzüchter die Köpfe im Gewächshaus verfaulen, juckt die Handelskette nämlich gar nicht. Wer nicht konkurrenzfähig anbietet, muss sehen wo er bleibt. So einfach ist das.
Es kommt also als Auslöser für die Inflation nur eine Überversorgung mit Geld in Betracht. Geht das überhaupt? Ja, das geht.
Wie wir wissen, kommt es nur darauf an, möglichst viele neue Kredite auszureichen und damit den Verlust nachfragewirksamen Geldes durch Tilgung und Umwandlung in Geldvermögen soweit überzukompensieren, dass mehr Kaufkraft auf den Markt kommt, als dieser an Gütern und Leistungen gegenübersteht.
Ob dies nun durch eine forcierte Staatsverschuldung in die Wege geleitet wird, um damit Rüstungsprogramme zu finanzieren, was Arbeitsplätze in den heimischen Waffenschmieden sichert, oder ob die Regeln für die Obergrenze von Dispositionskrediten gelockert werden, ob massiv verbilligte Darlehen für den Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden, oder ob man schlicht die Bewertungsmaßstäbe für Beleihungsobjekte lockert - immer wird in der Konsequenz eine Ausweitung des Kreditvolumens und damit eine Ausweitung der Geldmenge einhergehen und soweit diese Geldmenge als Nachfrage in der realen Wirtschaft ankommt, wird sie dazu führen, dass die Anbieter in Vorahnung der Inflation ihre Preise erhöhen, also nehmen, was sie bekommen können, was bedeutet, dass der Wert des Geldes sinkt.
Es muß also für die gleiche Ware mehr Geld aufgebracht werden.Die Inflation neigt dazu, sich selbst zu nähren und immer schneller und steiler zu wachsen. Es sei denn, jemand bekämpft sie erfolgreich.
Den Banken z.B. ist es ein Ärgernis, heute einen Kredit mit der Kaufkraft von 100 m² Eigentumswohnung in München auszureichen und im Laufe von 25 Jahren Tilgung nur noch die Kaufkraft von 50 m² Eigentumswohnung in München zurückzuerhalten. Das zwingt schließlich dazu, hohe Zinsen zu nehmen, die den Inflationsausgleich sichern und damit wird die Inflation genährt. Der Bankenwelt hat es daher schon immer gefallen, nach ausreichendem, inflationsgetriebenen Wirtschaftswachstum die Kaufkraft wieder vom Markt zu nehmen und damit stabilere Verhältnisse zu schaffen.
Zuletzt haben wir in Deutschland erlebt, wie ein tilgungsbesessener Finanzminister einerseits Geldmengenvernichtung im großen Stil betrieben hat, während gleichzeitig von der Finanzwelt das berauschende Märchen von der uferlos sprudelnden Reichtumsquelle Börse so lange erzählt wurde, bis für eine nennenswerte Inflation in der realen Wirtschaft einfach nicht mehr genug Kaufkraft vorhanden war, weil sich am Ende auch noch der letzte Sparstrumpfbesitzer überzeugen ließ und mit der Feststellung: "Ich bin doch nicht blöd" seine Groschen aus dem Fenster direkt in ein Aktiendepot warf. Die Inflation war besiegt, der nach wie vor vermeldete geringe Preisanstieg ist der Teuerung anzulasten, nicht der Inflation.
Die andere Lösung zur Beherrschung der Inflation wäre der Währungsschnitt gewesen, was nichts anderes bedeutet, als sich darauf zu einigen, einfach wieder kleinere Zahlen zu schreiben, so wie man sich auch auf die Zeitumstellung im Frühjahr und Herbst einigt, ohne dass man damit in irgendeiner Weise wirklich etwas ändern würde. Man schreibt nur andere Zahlen.
Man darf allerdings nicht vergessen, dass jede solche willkürliche Veränderung zu Gewinnern und Verlierern führt. Gewinner sind diejenigen, die sich auf die Veränderung richtig vorbereiten können, weil sie reich genug sind, um den größten Teil des künftig wertlosen Geldes rechtzeitig in Sachwerte einzutauschen. Verlierer sind diejenigen, die das nicht können und deshalb abwarten müssen, bis sie am Tag danach mit dem abgewerteten Geld in der Tasche vor übervollen Schaufensteren staunend lernen, welche Preise in der neuen Währung gefordert werden.
Insofern war natürlich auch die Euro-Umstellung ein Eingriff in den Wert der Währung. Ein geringfügiger zwar, dessen Wirkung zwischen der tatsächlichen Einführung der Einheitswährung und der viel späteren Ausgabe des einheitlichen Bargeldes über die Jahre klug verwischt wurde, aber inzwischen haben es die Spezialisten ausgerechnet: Der Zwangsumtauschkurs für die Mark war wohl doch nicht ganz richtig. Was nichts bedeutet. Niemand hätte den richtigen Kurs bestimmen können. Aber die Chancen, die ein Währungsschnitt so bietet, die wurden genutzt.
Warum wird aber überhaupt Inflation zugelassen?
Könnte man dieses negative Phänomen durch restriktive Geldpolitik nicht von vornherein auf ein erträgliches Maß mindern?
An dieser Stelle ist nun endgültig der Punkt erreicht, an dem die Beschäftigung mit dem Geld zum blanken Horror wird.
Die wichtigsten Thesen zur Inflation:1. Inflation entsteht schon bei gleich bleibender Wirtschaftsleistung automatisch und zwar in dem Maße, wie aus der Wirtschaftsleistung heraus Zinsen gezahlt werden müssen, weil das Geld für die Zinsen additiv in den Markt kommt und die Geldmenge vergrößert.
Das ist richtig, solange die Zinsen als Kaufkraft auf den Markt drängen, und es ist falsch, sobald die Zinsen überwiegend sofort wieder zu Geldvermögen gerinnen, also auch keinen Einfluss auf die Kaufkraft haben. Weil niemand, der Geldvermögen hält, ein Interesse an Inflation haben kann, wird der überwiegende Teil der Zinsen daher nicht als Kaufkraft auf den Markt drängen.
2. Inflation entsteht, wenn das Wirtschaftswachstum überhitzt ist, wenn also bei steigenden Löhnen und sinkenden Kosten (Produktivitätszuwachs) ein Mehr an erzeugter Produktion - auch wegen der Konkurrenzsituation - so preiswert angeboten wird, dass die Kaufkraft der Löhne und die Kaufkraft der öffentlichen Kassen den Warenwert übersteigen und sich die Nachfrager gegenseitig überbieten, was sich als Inflation bemerkbar macht.
Das ist richtig, solange man in der grauen Theorie verharrt. Aber es ist falsch, wenn man einen ganz kleinen Blick auf die Realität wirft. In der Praxis haben Löhne und Staatseinnahmen den Wert des Brutto-Inlandsproduktes noch nie überstiegen, aus dieser Quelle war also noch nie so viel Kaufkraft auf dem Markt, dass sich daraus eine Inflation herleiten ließe. Die aus dem Lohnüberschuss gespeiste Inflation scheint also unmöglich, zumal sie, wenn man nur einen Augenblick richtig denkt, zur sofortigen Pleite aller Einzelunternehmen führen würde, weil nämlich kein Unternehmer lange existieren kann (und will), wenn Löhne und Steuern die Einnahmen übersteigen.
3. Inflation entsteht, wenn die Nettokreditaufnahme steigt, wenn also die verfügbare Kaufkraft von Unternehmen, Staat und Konsumenten soweit steigt, dass sie die verfügbare Wirtschaftsleistung übertrifft und die erhöhte Nachfrage dadurch zwangsläufig Preissteigerungen auslöst.
Dies scheint richtig.
Es stellt sich die Frage, wer hat etwas davon?Die Banken?
Das ist richtig, solange die Banken damit rechnen können, dass das ausgereichte Darlehen auch als Tilgung wieder zurückgeführt wird. Denn solange können die Banken auf sichere Zinserträge vertrauen. Es ist aber falsch, sobald die Banken fürchten müssen, dass die Gesamtsumme der Schulden in absehbarer Zeit aus der Wirtschaftsleistung nicht mehr getilgt werden kann und dass es ihnen von daher davor graut, die Neuverschuldung im erforderlichen Maße auszuweiten. Paradoxon: Eine Tilgungsoffensive der Öffentlichen Haushalte macht die Rückzahlung neuer Darlehen unwahrscheinlicher, weil dadurch viel zu viel Geld aus dem Markt genommen wird.
Die Halter von Geldvermögen?
Das ist richtig, solange die ihnen gezahlten Guthabenzinsen die Substanzverluste aus der Inflation deutlich übersteigen. Es ist jedoch dann falsch, wenn nur niedrige Guthabenzinsen zu erzielen sind, die Notenbanken also eine Niedrigzinspolitik fahren und gleichzeitig der Geldwert sinkt.
De facto gibt es gute Gründe für folgende Annahme:Die Inflation wird von den Marktteilnehmern auf der Kapitalseite konsequent gebremst, wenn die Situation für die Substanz des Vermögens brenzlig wird. Die Inflation über diesen Punkt hinaus aufrecht zu erhalten, kann nur dem Staat gelingen, wenn ihm die Notenbank ständig frisches Geld gegen ständig neue Schuldscheine in die Hand gibt.
Wie und warum kommt es dann aber gegen die Allmacht des Geldes doch zur Inflation?
4. Inflation entsteht, wenn die Geldvermögen aufgelöst und in großem Stil in Sachwerte umgewandelt werden.
Das stimmt. Je mehr Geldvermögen zu Geld wird, um insbesondere Grundbesitz zu erwerben und je mehr von dem so geschaffenen Geld zunächst im konsumptiven Bereich verweilt, desto schneller wird das Geld entwertet. Die Verkäufer von Häusern und Grundstücken erhalten heute allerbeste Preise, doch sie müssen inzwischen auch schon fast einen Euro für ein Vollkornbrötchen zahlen, das vor zwei Jahren noch für ganze 45 Pfennig zu haben war und sie ahnen nicht, dass der Preis für die Schrippe schon in gar nicht so ferner Zukunft den Betrag überschreiten könnte, der vor zehn Jahren noch ausreichte, um eine kleine Eigentumswohnung zu bezahlen. Kein Schauermärchen! Das ist alles schon einmal dagewesen.Wer hat etwas davon?
Zweck allen Wirtschaftens ist es, die Verfügungsgewalt über möglichst viele Sachwerte zu erwerben.
Geld ist nicht allmächtig, es ist nur ein mächtiges Mittel zum Zweck.
Geldvermögen aufzulösen und sie in Sachwerte umzuwandeln ist daher immer wieder eine sehr wichtige und sinnvolle Übung. Niemand kann wirklich in Geld baden. Dazu braucht es den Pool. Niemand hängt sich Geldscheine um den Hals, dafür sind Diamanten weitaus besser geeignet. Niemand isst Münzen. Kaviar schmeckt besser.Wenn also die Geldvermögen so angeschwollen sind, dass man damit eine wunderschöne Inflation anheizen kann, dann kommt die Inflation auch, denn die Angst der Geldvermögenden, nicht rechtzeitig in die Sachwerte zu kommen, treibt die Preise wie von selbst in die Höhe, sobald die Hatz erst einmal begonnen hat.
Immer mehr Papier, mit dem Aufdruck "Geld" gelangt in die Hände der Bevölkerung und immer mehr Sachwerte wandern in die Hände der Reichen.
Während die einen noch versuchen, mit dem Fünf-Millionen-Euro-Schein ein Pfund Schweinefleisch zu kaufen, kalkulieren die anderen schon in aller Ruhe, zu welchen Preisen man die Wohnungen in den Mietshäusern vermieten kann, wenn der Währungsschnitt endlich gekommen sein wird.
So viel zu den natürlichen Feinden des Geldes, deren Wirkung sich praktisch noch in naturgesetzlicher Selbstverständlichkeit entfaltet. Demnächst mehr zu den Möglichkeiten, den Wert des Geldes rein spekulativ massiv zu beeinflussen.
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 4
Manipulationen
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 5. Mai 2003
Geld ist nichts als ein Mittel zum Zweck. Es hat keinen eigenen Wert, es kann aus dem Nichts geschaffen werden und es kann spurlos wieder verschwinden. Die Transaktionen, die mit seiner Hilfe durchgeführt wurden, haben jedoch Bestand.
Dieser Sachverhalt wird sofort deutlich, wenn wir bei der Betrachtung des Geldes den klassischen Sachwert, den Grundbesitz zum Vergleich heranziehen.
Für ein Grundstück von 1000 m² ist es völlig egal, daß es vor 30 Jahren für 250.000 DM erworben wurde, dann vor 10 Jahren für 750.000 DM weiterverkauft wurde und zuletzt im vorigen Jahr für stolze 500.000 Euro den Besitzer wechselte.
Das Grundstück bleibt völlig unverändert 1000 m² groß.
Allerdings hat der Besitzer, der dieses Grundstück vor dreißig Jahren gekauft und vor 10 Jahren wieder verkauft hat, eine erhebliche Veränderung seines Geldvermögens erlebt. Hatte er zuerst 250.000 DM, die er dann gegen ein 1.000 m² Grund eintauschte, so konnte er zwanzig Jahre später, nachdem er sich von dem Grundstück wieder getrennt hatte, 750.000 DM sein eigen nennen.
Der Witz dabei ist: Für diese 750.000 DM hätte er nach dem Verkauf in einer vergleichbaren Lage auch wieder nur 1000 m² Grund und Boden erwerben können. Er hat zwar mehr Geld, aber gemessen am Grundstückwert hatte die Veränderung des verfügbaren Geldbetrages keine Auswirkung auf seine Fähigkeit, Grund und Boden zu erwerben. Und das ist gut so.
(Die Wirkung von Steuern und Gebühren wollen wir der Einfachheit halber nicht betrachten.)
Manipulationen am Geldwert
Manipulationen am Geldwert ermöglichen es, um im Beispiel zu bleiben, 1000 m² für 500.000 Euro zu verkaufen und ein paar Tage später die gleichen 1.000 m² und noch 500 weitere m² dazu für die gleichen 500.000 Euro zurückzukaufen. Manipulationen am Geldwert dienen dazu, über die Wirkungen von Inflation und Teuerung hinaus, die Möglichkeit zu schaffen, aus möglichst jeder Transaktion mit einem Zugewinn (ein paar Quadratmeter mehr) hervorzugehen. Das Mittel zur Manipulation ist die Geldhortung/Geldzurückhaltung, die den Wert des am Markt umlaufenden Geldes (und damit auch den Wert des gehorteten Geldes) erhöht und die überraschende Einspeisung großer Mengen gehorteten Geldes in den Markt, wodurch der Wert des Geldes vermindert wird.
Die Besitzer großer Vermögen unterscheiden sehr wohl zwischen
- dem nominalen Vermögen, also dem in Geldeinheiten ausgedrückten Wert eines Vermögens und
- dem realen Vermögen, das sich in Sachwerten und der Kaufkraft des Geldes bemisst
...und sie interessieren sich ausschließlich für die Größe ihres realen Vermögens,
während sie nach Kräften versuchen, die Relation zwischen nominalen und realen Werten immer wieder zu verändern, weil darin viele Chance liegen, sich zu bereichern.
Nur wer reich genug ist, den erforderlichen Einfluss auszuüben, bzw. sich mit seinem Kapital an den Spielen zu beteiligen, die gespielt werden, um die Verhältnisse zwischen nominalen und realen Werten zu verändern, kann aus den Manipulationen am Geldwert Gewinne ziehen. Alle anderen, die allermeisten Menschen auf dieser Welt, bezahlen die Zeche ohne jede Chance zur Gegenwehr. So wird mit voller Absicht und im Rahmen der Legalität (was sind das für Gesetzgeber, die das erlauben?) in schöner Regelmäßigkeit der Wert vom Geld getrennt.
Manipulationen am Geldwert funktionieren innerhalb einer Volkswirtschaft bzw. innerhalb eines Währungsgebietes und sie funktionieren im internationalen Maßstab im Rahmen des weltweiten Devisenhandels.
Üblicherweise finden sich die Auslöser für derartige Manipulationen in wirtschaftlichen Ungleichgewichten, die von aufmerksamen Beobachtern erkannt und - je nach Gelegenheit - in kurzfristige Aktionen oder langfristige Projekte umgesetzt werden, wobei das verfügbare Kapital meistens ausreicht, um in einer Währungs-Spekulation gegen die Mittel der verteidigenden Zentralbank(en) zu bestehen.
Die Verteidiger solcher Aktionen behaupten gerne, sie würden nichts anderes tun, als auf vorhandene Schwächen reagieren und so einen Ausleseprozess antreiben und beschleunigen, der sowieso stattfinden müsste. Aber mit solchen Argumenten kann man das Waldsterben und die zunehmende Arbeitslosigkeit ebenfalls schönreden - besser wird davon nichts.
Was läuft also innerhalb einer Volkswirtschaft, innerhalb eines Währungsgebietes?
Wie wir wissen kann die verfügbare Geldmenge völlig unabhängig vom Wirken der Notenbanken alleine dadurch beeinflusst werden, dass im großen Stil Geld in Geldvermögen und bei Bedarf auch wieder zurück in Geld verwandelt wird.
Dies ist nicht nur unabhängig vom Willen der Notenbanken, es ist ebenso unabhängig vom Geldbedarf der realen Wirtschaft, also jener Teile des Wirtschaftslebens, die sich mit der Herstellung von Produkten und der Erstellung von Leistungen befassen. Es ist vor allem völlig unabhängig vom Geldbedarf des Staates und der Konsumenten.
Beobachten wir die reale Situation in Deutschland heute, also im April/Mai 2003.
Seit mehreren Jahren wird die Geldversorgung der realen Wirtschaft immer stärker gedrosselt. Die Banken weigern sich wie nie zuvor, Kredite zu vergeben, gleichzeitig führt eine forcierte Entschuldungspolitik beim Staat und bei einigen Großunternehmen zu einem weiteren Schwund der für die reale Wirtschaft frei verfügbaren Geldmenge.
In der Folge steigt die Arbeitslosigkeit, werden die Lohnersatzleistungen gekürzt und der Lebensstandard sinkt. Ersparnisse werden aufgelöst, Lebensversicherungen vorzeitig und mit Verlust gekündigt. Lohnerhöhungen gibt es nicht mehr, stattdessen Kürzungen an allen Ecken und Enden. Das wenige Geld reicht nicht mehr. Immer mehr Häuser und Eigentumswohnungen geraten in die Zwangsversteigerung, noch viel mehr werden kurz vor dem Zugriff des Gerichtsvollziehers noch schnell verkauft. Preiswert verkauft. Mit der Tilgung der Restschulden nimmt die Geldmenge weiter ab, die Wirtschaft trägt klare Züge einer Deflation, wer seine Preise nicht mehr senken kann, muss Insolvenz anmelden, weil bei ihm die Entlastungen aus sinkenden Löhnen und Lohnnebenkosten nicht ausreichen, um die Last der stetig wachsenden Kapitalkosten auszugleichen.
Das Geld wird anscheinend mehr wert, aber niemand hat mehr genug Geld, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen. Zum nackten Überleben werden nach und nach die Sachwerte abgegeben. Zuletzt heißt es dann wieder: Ein Pfund Butter für den Flügel. Das hatten wir schon. "Ich hab doch schon sieben Flügel in der Scheune", sagte der Bauer 1947 zu dem hungrigen Konzertpianisten, der sich im Stillen etwas mehr als ein Pfund Butter für seinen Steinway erhofft hatte.
Doch es geht auch umgekehrt, und es war auch umgekehrt, kurz vorher,
als Hausfrauenkränzchen sich zu Börsenclubs zusammenschlossen.
Da haben wir noch einmal gesehen, wie viel Geld da ist. Da hat man die Kurse hochgejubelt, daß es die helle Freude war, da hatten die Glücksritter Hochsaison. Wer sein Geld nicht an die Börse trug, wurde mitleidig belächelt und mit großer Geduld wurden wieder und wieder die realisierten Gewinne der Kleinanleger mit immer noch weiteren Kurssprüngen quittiert, bis auch noch der letzte Sparstrumpf geleert und als Kurswert im Aktiendepot fröhliche Urständ feierte. Firmen trennten sich gegen horrende Summen von ihren notleidenden Töchtern, die als Einzelteile an die Börse gebracht und wie die warmen Semmeln verkauft wurden.
Der Crash kam ganz gemächlich daher. Dafür aber führte er konsequent aus den abenteuerlichen Höhen der Hausse in die Niederungen der Baisse.Kaum einer, der zuletzt noch gekauft hatte, fand noch ein Schlupfloch.
Gesiegt haben diejenigen, die mit großen Depots begannen und mit viel Geld eingestiegen sind, um die Kurse wie selten zuvor in die Höhe zu treiben. Als der Börsenrausch um sich griff, trennten sie sich nach und nach von ihren Anteilsscheinen und als die Kurse in schwindelnde Höhen aufgestiegen waren, hatten waren die Aktien weit gestreut, die großen Depots ziemlich leer und das Geld hatte den Besitzer gewechselt.
Um das Geschehen zu verdeutlichen hier ein einfaches Beispiel:
Ein Depot, das als der DAX bei 2.500 lag, für 1 Milliarde Euro angelegt worden war und das im Zug der Hausse immer weiter zu immer höheren Kursen ausverkauft wurde, hatte, als es gelungen war, den DAX auf über 6.000 Punkten zu treiben, ohne größere Mühen 2 Milliarden Euro Verkaufserlöse gebracht. Inzwischen haben wir den DAX wieder bei 2.500 gesehen. Das Depot wurde mit exakt der gleichen Anzahl Aktien wieder aufgefüllt, das hat wiederum nicht mehr als 1 Milliarde gekostet. Die zweite Milliarde ist wer weiß wo, nur nicht mehr da, wo sie gebraucht würde, um die Wirtschaft zu beleben.
So sieht das Grundmuster der Geldwert-Manipulation in einem geschlossenen Währungsgebiet aus. Dabei ist es nebensächlich, ob mit Aktien, Grundstücken, Kaffee, Schweinehälften oder Verschmutzungsrechten spekuliert wird und es ist nebensächlich, wer aus der Horde der Großspekulanten den größten Reibach gemacht hat. Die Wirkungen von künstlich erzeugter Geldknappheit und vorsätzlich herbeigeführter Geldschwemme treffen immer das gesamte Geld und die große Mehrheit der Bevölkerung.
Im internationalen Devisenhandel ist das Spiel einfacher und noch kurzfristiger zu spielen.
Die besten Karten hat dabei derjenige, der sich im Besitz einer Leitwährung befindet, wer also Dollars hat. Dollars sind quasi der Ersatz für Grund und Boden im Devisenhandel. Jede Transaktion bemisst sich letztlich daran, wie sich die Veränderung eines nominelles Vermögen in Euro, Yen oder Escudos auf den Wert des Vermögens in Dollar auswirkt.
Durch massiven Ankauf von Devisen wird die Wirtschaft des betreffenden Währungsgebietes stranguliert, die Exportchancen sinken und der Preis für die Devise steigt. Wer ein kleines Rad dreht, kann die aufgekauften Devisen schon bald mit kleinem Gewinn wieder zu verkaufen. Wer ein großes Rad dreht, muss einen langen Atem haben, bis der Widerstand der Notenbank(en) gebrochen ist, doch dann locken gigantische Gewinne, wenn die Masse der billig eingekauften Devisen Stück für Stück zu Höchstpreisen wieder abgegeben werden kann.
Der massive Verkauf von Devisen, die vorher klammheimlich gesammelt, oft genug nur ausgeliehen wurden, drückt auf die Kurse, bis jeder der noch Geld in der schlechten Währung hat, versucht sich so schnell wie möglich davon zu trennen. Ganz vorsichtig, um den Kurs nicht selbst wieder in die Höhe zu treiben, nimmt der Spekulant das Überangebot wieder vom Markt und wenn dann noch die Notenbank des betroffenen Staates mit Stützungskäufen reagiert, werden ihm die unter Wert gekauften Devisen mit vielen schönen Dollars teuer bezahlt.
Jeden Tag werden Devisen im Wert von fünf bis sechs Billionen Dollar rund um den Globus geschoben, immer mit dem Ziel, nach der Transaktion ein paar Dollar mehr zu besitzen, als vor der Transaktion.
So wandert Geld aus allen Volkswirtschaften in die Geldvermögenstöpfe der Spekulanten und verbleibt dort, solange es denen gefällt. Zur Stützung der Geldversorgung im betroffenen Land wird es erforderlich, neue Kredite auszureichen, dadurch steigen die Kosten für die Geldversorgung der Wirtschaft und der Profit weniger Geier wird von allen Angehörigen der betroffenen Volkswirtschaften aufgebracht.
Betroffen sind inzwischen alle Volkswirtschaften, auch die der USA, auch wenn diese, aufgrund ihrer weltweit anerkannten Leitwährung immer ein wenig im Vorteil bleiben.
Versucht eine Volkswirtschaft, die Ausweitung des Kreditvolumens zu vermeiden, wird sie früher oder später das Gespenst der Deflation sehen, so wie Deutschland heute und dann - trotz aller Wahlversprechen schnellstmöglich die Flucht in die Inflation antreten, womit neues Spielgeld und neuer Anreiz für die Spekulanten geschaffen wird.
Manchem wird die hier gegebene Beschreibung der Manipulationen am Geldwert recht einfach und naiv vorkommen, mancher wird genauer wissen, wie die Deals eingefädelt und abgewickelt werden, aber dies hier ist kein Lehrbuch für die Manager von Hedge-Fonds, dies hier ist Grundlagenwissen über unser verdammtes Geld, und dieses Grundlagenwissen soll von möglichst vielen verstanden werden, damit endlich eine breite Bewegung in Gang kommt, die sich gegen das Verbrechen "Geld" zur Wehr setzt.
Da hilft keine Tobin-Steuer.
Geld muss in Zukunft zinslos und tilgungsfrei vom Staat in die Wirtschaft eingespeist werden und jeder Versuch der Erpressung einer Volkswirtschaft durch Geldhortung muss durch die Einspeisung neuen Geldes im Keim erstickt werden.
Wenn das zur Inflation führt, ist das nur die gesunde Reaktion eines Systems gegen schädliche Eingriffe, nicht mehr, und zudem weit weniger schädlich als das jetzige System, das regelmäßig kollabieren muss. Doch die Spiele der Spekulanten würden schnell von selbst aufhören, wenn sie nicht mehr zu dem Ziel führen, reale Vermögen durch Manipulation des nominellen Geldwertes zu vergrößern.
Gleichzeitig muss der Devisenhandel wieder strikt kontrolliert werden und vom Nachweis realer Geschäfte, die dem Devisenbedarf zugrunde liegen, abhängig gemacht werden.
Alle spekulativen Geschäfte, auch der Handel mit Optionen und weiteren Derivaten, auch wenn er nur zum Zwecke der Kurssicherung angestrebt wird, ist zu verbieten.
Geld ist nicht dazu da, einigen wenigen großen Spielern leichte Gewinne zu verschaffen!
Eine Regierung, die es schafft, die Geldversorgung der Volkswirtschaft zu sichern und von spekulativen Einflüssen zu befreien, tut tausendmal mehr für den Wohlstand ihres Volkes, als die unsere jetzt mit ihren hilflosen Reaktionen, die mit hochtrabenden Namen als "Hartz-Konzept", "Rürup-Papiere" und "Agenda 2010" daherkommen, aber nichts anderes bewirken, als uns endgültig dazu zu zwingen, das auszulöffeln, was uns Kapital und Spekulation eingebrockt haben.
Der Fluss des GeldesGrundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 5
Deflation
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 20. Mai 2003
Inflation und Teuerung haben wir im Kapitel "die natürlichen Feinde des Geldes" bereits besprochen, doch es gibt noch ein Phänomen, das höchste Beachtung verdient:
Die Deflation.Deflation ist selten, zwischen deflationären Phasen vergehen Jahrzehnte der Teuerung und Inflation, aber in der kollektiven Erinnerung der Menschheit ist die Deflation tief eingegraben. Die letzte schwere Deflation nennen wir heute noch "Die Weltwirtschaftskrise" und ihr "Schwarzer Freitag" ist längst zum Synonym für Bankrott und wirtschaftlichen Ruin geworden.
Deflation sieht so aus, als gewönne das Geld auf wundersame Weise Tag für Tag an Wert. Es sieht so aus, als würden die Preise sinken, als seien die Feinde des Geldes, Inflation und Teuerung endgültig besiegt.Natürlich ist das Unfug. Erklärt wird die Deflation mit einer Stimmung des Abwartens bei den Konsumenten, die heute nicht kaufen wollten, weil sie fest damit rechnen, dass morgen alles noch billiger zu haben sei.
Aber auch das ist Unfug, der in den Medien verbreitet wird, um die Deflation als eine unvermeidliche Erscheinung des Schicksals und der Weltenläufte darzustellen, so ähnlich als sei die Deflation eine Art Viruserkrankung, die rund um den Globus das Wirtschaftsleben befällt und lähmt.
Selbstverständlich wird Deflation von Menschen gemacht.Die einfachste Methode zur Herstellung von Deflation ist es, die Kaufkraft der Bevölkerung, einschließlich der Kaufkraft ihres Staates und ihrer Versorgungssysteme zu beschneiden, indem die Geldversorgung gestört wird.
Dies ist in Zeiten der Globalisierung einfacher denn je. Alleine mit der Drohung, Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern, sind Bund, Länder, Gemeinden und Gewerkschaften dazu zu bewegen, Steuern und Abgaben zu senken, preisgünstiges Bauland einschließlich unentgeltlicher Erschließung zur Verfügung zu stellen, Sondertarifverträge abzuschließen und massiven Stellenabbau hinzunehmen, solange wenigstens noch ein paar Arbeitsplätze erhalten bleiben. Vergessen wird dabei leicht, dass weniger Geld in Umlauf ist, wenn Investoren weniger Geld einsetzen müssen, um Produktionsanlagen zu errichten. Es wird vergessen, dass weniger Geld in Umlauf kommt, wenn weniger Beschäftigte für geringere Löhne arbeiten und die Steuereinnahmen sinken. Jeder versucht nur, rings um den eigenen Markplatz zu retten, was zu retten ist und begibt sich damit in eine unsinnige Konkurrenz, die von lachenden Dritten in immer groteskere Formen getrieben wird.
Den umworbenen Investoren gelingt es so, bei immer weiter sinkendem Aufwand für Pflege und Unterhalt der werteschaffenden Bevölkerung, das gleiche Volumen an Produkten und Leistungen am Markt anzubieten und mit zunehmenden Exportanteilen auch gewinnbringend abzusetzen.
Dieser Bevölkerung fehlt nun allerdings das Geld. Das zeigt sich schnell an rückläufigen Einnahmen des Staates und der staatlichen Sozialkassen. Sobald die Ebbe in den Staatskassen als ein Signal zum Sparen interpretiert wird, wenn der Staat also weniger ausgibt und sogar versucht seine Schulden abzubauen, kommt noch weniger Geld in die Taschen der Verbraucher.
Kürzungen bei den Renten, Kürzungen bei den Unterstützungsleistungen für Arbeitslose, Kürzungen bei den Kuren und Heilmitteln in der Krankenversicherung vermindern den Geldumlauf, die Konsumenten, so sie noch können, beginnen nun ebenfalls zu sparen, wollen schnell eine Rücklage bilden, um für noch schlechtere Zeiten gewappnet zu sein. Damit verschwindet erneut Geld vom Markt , das erst viel später und in winzigen Dosen als angeknabberter Notgroschen zurückfließt und damit kaum eine Belebung auslösen kann.
Die Beschäftigten beginnen unter massivem Druck der Arbeitgeber, sich mit geringeren Löhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen zufrieden zu geben, weil sie sonst gar keine Beschäftigung, gar keinen Lohn mehr erhalten. Kurz darauf trifft es die kleineren Gewerbebetriebe, den Einzelhandel, das Handwerk, wo ein ruinöser Wettbewerb um den letzten Cent der letzten Kunden beginnt.
Wer jetzt Geld hat, kann preiswert Schnäppchen einkaufen,
doch wer hat noch Geld?Die öffentlichen Kassen sind leer. Das Gros der abhängig Beschäftigten ist kaum in der Lage, Miete und Raten zu zahlen, und in jenen gesellschaftlichen Zonen, wo früher die so genannten "Besserverdienenden" vermutet wurden, beginnt man den Gürtel enger zu schnallen, doch viele schaffen es trotzdem nicht, das in besseren Zeiten Erworbene zu halten.
Swatch-Uhren, Briefmarken- und Münzsammlungen werden zuerst versilbert, aber bald gehen auch Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen in den Notverkauf und die Zahl der Zwangsversteigerungen nimmt rapide zu.Kein Wunder, dass die Preise für Gebrauchtwagen ansteigen, während Neuwagen auf Halde liegen und immer schwieriger abzusetzen sind.
Wer jetzt Geld hat, kann preiswert Schnäppchen einkaufen.
Deflation ist für die Reichen nämlich ebenso schön, wie Inflation. Sie entscheiden alleine, welches Sachvermögen sie zu welchem Preis erwerben.
Sie besitzen fast alles Geld, ihre Tilgungs- und Zinsforderungen verschlingen die überwiegenden Teile der Einkommen der Bevölkerung und aus diesen Geldvermögen heraus ist es ein leichtes, alle Begehrlichkeiten nach Sachwerten zu befriedigen.Der Staat wird sich dem nicht entgegenstellen, ganz im Gegenteil, er kommt denen, die das Geld haben, massiv entgegen, verzichtet auf die Besteuerung von Kapitalerträgen, verzichtet auf die Besteuerung von Vermögen, immer in der Hoffnung, das Kapital ließe sich dadurch gnädig stimmen und würde vielleicht doch bald wieder ein bisschen Geld in den ausgetrockneten Markt geben.
Das ist Deflation.Es wird nichts wirklich billiger, im Gegenteil. Es muß immer mehr Leistung erbracht werden, um mit Anstand zu überleben. Es sieht nur so aus, als würde etwas billiger, weil die Preise für Löhne, Leistungen und Güter sich der schrumpfenden Geldmenge anpassen, denn die in der realen Wirtschaft tatsächlich verfügbare Geldmenge, mit der alles bezahlt werden muß, wird - im Gegensatz zu den Angaben über die Geldmenge M3 in der offiziellen Statistik - immer kleiner.
So wird der Zustand Europas inzwischen von der Weltbank und vom IWF beschrieben
(Mai 2003), wer mit offenen Augen durch die Welt geht, hat bemerkt, daß die massive Geldverknappung, unter der wir leiden, mit dem Zusammenbruch der Spekulationsblase an den Weltbörsen begonnen hat und sich seitdem laufend verschärft.
Doch unsere Regierung leugnet die Deflationsgefahr und sucht ihr Heil immer noch in Sparsamkeit und Sozialabbau.
Deflation ist die Erpressung ganzer Volkswirtschaften durch Geldzurückhaltung und durch die Weigerung des Bankensystems, Geld zur Verfügung zu stellen.
Mit der Einführung des Euro, noch mehr mit den Verschuldungskriterien von Maastricht, mit den restriktiven Kreditvergaberegeln von Basel II und mit der immer gnadenloseren Öffnung und Deregulierung des Welthandels wurde die Einladung an das Kapital ausgesprochen, doch zur Abwechslung, nach fast 75 Jahren, wieder einmal auf Deflation zu setzen.
Das Kapital hat die Einladung angenommen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass auch in Deutschland ein gigantischer Schuldenberg existiert, der sich breit über Konsumenten, Häuslebauer und Unternehmen, über die Gemeinden, die Länder und den Bund verteilt. Ein Schuldenberg, der uns mit Tilgungs- und Zinslasten, die inzwischend annähernd die Hälfte unseres Brutto-Inlandsproduktes verschlingen, erdrückt.
Wir dürfen aber erst recht nicht vergessen, daß diesen Schulden auch entsprechende Guthaben gegenüber stehen, die sich jedoch ganz anders verteilen. Der weitaus überwiegende Teil des Geldvermögen ist in wenigen Hände konzentriert. In Deutschland gibt es nur eine kleine Zahl von Gläubigern, denen eine Unzahl von Schuldnern Zinsen zahlt.
Diese wenigen Superreichen sind die Gewinner der Deflation. Diese Menschen können und werden zwar bestreiten, die Deflation absichtlich herbeigeführt zu haben, aber sie können nicht bestreiten, die Nutznießer der Deflation zu sein. Ganz zu schweigen davon, dass sie nichts tun, um die Deflation abzuwehren, obwohl sie durchaus dazu in der Lage wären.
Doch auch der Staat könnte die Deflation abwehren, wenn er das nur ernsthaft wollte.
Es ist nichts anderes erforderlich, als dem Markt die fehlenden Zahlungsmittel zur Verfügung zu stellen. Angebot und Nachfrage sind doch da. Sie kommen doch nur deshalb nicht zusammen, weil das Geld fehlt, weil das Geld dem Markt in krimineller Absicht entzogen wurde.
Stellt der Staat, mit der ihm eigenen Autorität und dem ihm entgegengebrachten Vertrauen, die erforderlichen Zahlungsmittel zur Verfügung, und zwar ohne jegliche Rückzahlungsverpflichtung, ohne dass Zinsen dafür zu entrichten sind, wird sehr schnell Vollbeschäftigung und Wohlstand entstehen, wo heute Arbeitslosigkeit und zunehmende Armut um sich greifen. Es sind nicht die angeblich arbeitsunwilligen, unflexiblen, immobilen Sozialschmarotzer von unten, die das verhindern. Es sind die, die uns das Geld "gestohlen" haben.
Geld ist doch weder der Motor, noch der Treibstoff, den die Wirtschaft braucht, sondern nur das verdammte, dreckige Schmiermittel. Ein MUSS; das wahrhaft billig herzustellen und leicht zu verteilen ist, das aber gebraucht wird, wenn aus Arbeit Wohlstand entstehen soll.
Dass von solchem staatlich bereitgestellten Anti-Deflationsgeld eine schwerwiegende Inflationsgefahr ausginge, ist in Anbetracht der deflationären Lage ein so blöder Witz, daß darüber kaum noch jemand lachen wird. Lediglich die Deflationsstrategen hätten das Nachsehen. Aber was macht das? Oder will jemand ernstlich behaupten, es sei die Mehrheit der Demokraten in unserem Lande, die von der Deflation profitiert?
Wäre das nicht ein Thema, für einen Sonderparteitag?
Ein Nachtrag aus aktuellem Anlass
Die Idee, die jüngst von Herrn Struck zu hören war, man sollte das Schuldenkriterium aus dem Maastricht-Vertrag neu definieren, und zwar so, daß Schulden, die zur Deckung von Rüstungsausgaben gemacht werden, aus der Neuverschuldung herausgerechnet werden, geht zwar in der makroökonomischen Betrachtung tendenziell in die richtige Richtung - aber warum soll es ausgerechnet wieder die Kriegsvorbereitung sein, die von den Stabilitätshütern toleriert wird, warum sind es nicht auch einmal die Sozialkassen?
Klar. Rüstung war schon immer ein gutes Geschäft. Wer hat in diesem unseren Lande nicht schon alles Provisionen kassiert, dabei. Was ist dagegen das Arbeitslosengeld, da hat doch keiner was davon.
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 6
Das Geld im Spannungsfeld von
Staatshaushalt und Staatsschulden
(mit durchaus aktuellem Bezug zur Situation in Deutschland im Sommer 2003)
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 23. Juli 2003
Der Staatshaushalt frißt angeblich die Leistung der Volkswirtschaft durch seinen ungebremsten Hunger nach Steuern und Abgaben vollkommen auf. Die Anhänger liberaler Wirtschaftstheorien verlangen daher, den Staat aus allen seinen Aufgaben zurückzudrängen, um Bürger und Unternehmen zu entlasten, auf dass diese in freier Selbstverantwortung erkennen, dass sich Leistung wieder lohnt.
Dies ist eine so vordergründige und törichte Argumentation, dass man sich verzweifelt fragt, wie es kommt, dass ausgerechnet diese These so viel Zustimmung findet.
Was ist denn der Staat, was sind Kommunen anderes, als Dienstleistungsunternehmen, denen von den Bürgern in komplizierten und langwierigen, teils sogar historischen Willensbildungsprozessen eine ganze Reihe von Aufgaben übertragen worden ist.
Aufgaben, die in dieser Organisationsform prinzipiell recht gut und vor allem unter ausschließlicher Wahrung der Interessen der Bürger erledigt werden können.Dass es bei der Wahrnehmung öffentlicher Aufgaben vorkommt, dass sich Einzelne oder Gruppen, Lobbies und Seilschaften in krimineller Absicht bereichern, ist ebenso verabscheuungswürdig, wie unvermeidlich und ändert an der Kernaussage nichts.
Es ist ja nicht so, dass sich in der Privatwirtschaft niemand bereichern würde. Das sind - was nur selten so wahrgenommen wird - zuallererst und ganz legal die Unternehmer selbst, die sich bereichern, indem sie jede Chance nutzen, einen besonders großen Gewinn zu machen. Großen Gewinn machen heißt aber nichts anderes, als billigst einkaufen und teuerst verkaufen, niedrigste Löhne zahlen und höchste Preise fordern, Mitarbeiter und Kunden von beiden Seiten gleichermaßen über den Tisch ziehen.
Der Staat, als Organisation im Eigentum der Bürger, kann zwar auch an der einen Stelle zu hohe Abgaben fordern und an der anderen Stelle seine eigenen Beschäftigten zu schlecht bezahlen, doch tut er das nicht mit der Bereicherungsabsicht des gewinnfixierten Unternehmers. Solche Fehljustierungen entstehen manchmal beinahe zwangsläufig als Folge der Komplexität der öffentlichen Organisation, oft sind sie aber auch die Folge des der Demokratie inhärenten Phänomens des Wahlversprechens, ohne dessen Hilfe der Gestaltungswille weniger Vordenker wohl kaum so direkt zur 'Herrschaft Dank gewonnener Mehrheiten' führen könnte, wie es der Fall ist.
Der bisherige Exkurs klingt weit- und abschweifend, doch nur wer akzeptiert, dass Demokratie nur so und nicht anders funktionieren kann, wird frei werden von jenen schwärmerischen, unerreichbaren Idealvorstellungen, die von interessierter Seite hochgehalten werden, um den Staat zu diskreditieren und damit eine Stimmung zu erzeugen, die den Bürger ermuntert, seinen Staat nach Kräften zu demontieren um anschließend entweder auf die gewohnten Leistungen zu verzichten, oder sie stattdessen vom fremden Unternehmer, oft sogar vom ausländischen Investor, zu beziehen.
Also lassen wir alle Staatsschelte beiseite und auch die Kritik des Bundesrechnungshofes an mancher Verschwendung (Es gibt diese Kritik! Ist das nicht gut?) und befassen wir uns ausschließlich mit der Frage, ob der Staat die Leistung seiner Bürger wirklich aufzehrt. Klar:
Wenn Heinrich Mustermann seinen Gehaltszettel betrachtet und feststellt, dass ihm von seinem mit dem Arbeitgeber vereinbarten Brutto-Gehalt nach allen Steuern und Abzügen nur noch 60 % verbleiben, dann ist sein Zorn verständlich und wir glauben ihm auch gerne, dass er, ohne diese Abzüge, ein größeres, schöneres, teureres Auto fahren würde, als das, was er sich vom Netto gerade noch leisten kann.
Und, ganz klar, hätte Heinrich Mustermann und mit ihm alle Lohn- und Einkommensteuerzahler nicht nur 60 Prozent vom Brutto sondern vielleicht 80 oder gar 90 Prozent in der Tasche und würden daraufhin alle die dazu gewonnene Kaufkraft in größere und schönere Autos umsetzen, der Autoindustrie und ihren Zulieferern ginge es gut wie nie zuvor, es wäre Wachstum zu verzeichnen, die Gewinne stiegen ganz immens und die Dividendenzahlungen an die Autoaktionäre wüchsen in den Himmel.
Also: Steuern und Abgaben runter?
Fürwahr eine verlockende Vorstellung. Aber für wen?
Wer, außer den Eigentümern der Automobilfabriken hat einen Nutzen davon?Die Arbeitslosen,
und alle, alle anderen auch.Wenn mehr und größere und schönere Autos produziert werden sollen, brauchen wir mehr Arbeitskräfte. Das Geld, das dem Staat verweigert wird, fließt auf diese Weise vollautomatisch in die Taschen der bis dahin Arbeitslosen. Aber nicht nur in den Automobilfabriken, auch in der Bauindustrie wird eingestellt, weil neue Fabrikhallen und neue Garagen gebraucht werden. In den Werkstätten, wo gewartet und repariert werden soll und an den Tankstellen, die das Benzin verkaufen und überhaupt überall rings um das Auto entstehen von dem Geld, das wir den Bürgern in die Hand geben, statt es dem Staat in den Rachen zu werfen, neue Arbeitsplätze und blühende Landschaften. Neue Arbeitsplätze bringen neues Geld in die Wirtschaft, die Aufwände für staatliche Unterstützungsleistungen gehen zurück, das Steueraufkommen und die Einnahmen der Sozialversicherung wachsen, das Glück ist vollkommen.
Sie haben Zweifel?
Sie fürchten, dass die Menschen, die bisher im Staatsdienst standen, um uns zu gängeln und jene Menschen, die bisher indirekt über öffentliche Aufträge eine Arbeit und Beschäftigung fanden, nun nicht mehr vom Staat bezahlt werden könnten und folglich entlassen werden müßten?Keine Sorge! Das Geld wird doch nur anders, privatwirtschaftlich und damit effizienter verteilt. Wer im Einwohnermeldeamt seinen Job verliert, der kann doch sofort in der Personalabteilung der Autofabrik wieder anfangen, wer keine Autobahnen mehr baut, kann doch genauso gut Testrecken für die Automobilindustrie asphaltieren, wer als Sportlehrer oder Museumswärter seinen Arbeitsplatz verliert, der kann doch Fahrlehrer werden, oder Oldtimer pflegen.
Die Vorstellung ist und bleibt verlockend.
Aber nur, solange man nicht erkennt, dass schon die Grundannahmen falsch sind und auch nur so lange, wie man nicht zur Kenntnis nimmt, dass man damit Argumenten auf den Leim geht, wie sie in betrügerischer Absicht immer wieder auch von klassischen Strukturvertriebsanführern und Kettenbriefveranstaltern verwendet werden.
Die falschen Grundannahmen:
1. Der Staat vernichtet das Geld, das er von den Steuer- und Abgabenzahlern
erhält.Unfug.
Der Staat gibt das Geld, das er einnimmt innerhalb kürzester Zeit wieder aus, er behält davon nichts für sich zurück, ganz im Gegenteil, er verschuldet sich sogar regelmäßig noch, um zusätzlich Geld in Umlauf zu bringen, das dem Volk und seiner Wirtschaft sonst fehlen würde.
2. Der Staat verwendet das Geld falsch. Es geht viel zu viel in den Konsum und
viel zu wenig in die Investitionen.Unfug.
Alles Geld, das der Staat ausgibt, steht der Volkswirtschaft sofort wieder zur Verfügung. Es liegt ausschließlich in der Entscheidung der Empfänger staatlicher Gelder, wie sie damit umgehen, egal, ob der Staat es für Konsum oder für Investitionen ausgegeben hat.
Es ist daher richtig, dass die Politik nach den jeweiligen Erfordernissen des Landes über die staatlichen Aufgaben und damit über die Mittelverwendung entscheidet. Für einen Vorrang der Investitionen gibt es, auch wenn man einen Zusammenhang mit der Neuverschuldung herstellt, keine stichhaltige Begründung. Diese Einstellung stammt aus rein betriebswirtschaftlichen Überlegungen und ist auf den Staat, der ganz andere Ziele und Aufgabenstellungen hat, nicht übertragbar, auch dann nicht, wenn über staatliche Einrichtungen gesprochen wird, die mit Wirtschaftsunternehmen verglichen werden können.
3. Der Staat ist ineffizient, zu teuer, Beamte können nicht wirtschaften, es wird
Geld verschwendet.Unfug.
Weil alles Geld, das der Staat ausgibt, der Volkswirtschaft unmittelbar wieder zur Verfügung steht, macht nicht nur die zweckmäßige, notwendige und sparsame Ausgabe, sondern auch jede verschwenderische Aktion einen Sinn, solange die Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft nicht ausgeschöpft ist und soweit die verschwendeten Mittel im Binnenmarkt verbleiben.
Verschwenderischer Blumenschmuck sichert die Arbeitsplätze in Gärtnereien, die Errichtung verschwenderischer Rathäuser und Kläranlagen fördert die Bauwirtschaft, der Unterhalt einer Flotte von großen und teuren Dienstlimousinen hilft den Automobilunternehmen, das Festbankett am Tag der Welthungerhilfe hilft dem ortsansässigen Caterer und seinen Minijobberinnen - und alle, die heute von der Verschwendung des Staates profitieren, werden das empfangene Geld morgen in neuen Konsum umwandeln und über kurz oder lang wird es auch bei denen ankommen, die sich, weil sie das Prinzip nicht erkennen können, weiterhin über die Verschwendung mokieren.Solche Verschwendung ist ein willkommener Beitrag des Staates zur Herstellung von Vollbeschäftigung und solange dabei die andere, die kriminelle, korrupte Verschwendung, mit deren Hilfe abartig hohe Gewinne abgegriffen und dem Wirtschaftskreislauf entzogen werden, das Maß des bei aller Vorsicht und Umsicht Unvermeidlichen nicht überschreitet, ist staatlicher Aufwand, so sehr er den Sparsamkeitsbegriff des Bürgers auch strapaziert, letztlich doch ein Segen für die Volkswirtschaft.
Vom privaten Unternehmer, der sich anheischig macht, staatliche Aufgaben preiswerter als die öffentliche Hand wahrzunehmen, wird dieser positive Effekt staatlicher Ausgabenpolitik nicht ausgehen. Privatisierung ist immer mit Ausgabenkürzung, Stellenabbau und/oder Lohnminderung verbunden und damit mehr schädlich, als nützlich.
Die falschen Argumente
1. Die Wirtschaft schafft im gleichen Maße Arbeitsplätze, wie sie der Staat
bei Budgetkürzungen einsparen muss, weil das Geld, die Kaufkraft des
Bürgers bei der Wirtschaft ankommt, statt beim Staat zu landen.Unfug.
Der Zweck eines Wirtschaftsunternehmens ist die Gewinnerzielung. Gewinne - das liegt so in ihrem Wesen - werden aber ganz überwiegend angehäuft und stehen als Geldvermögen der Nachfrage nicht mehr als Kaufkraft zur Verfügung.
Geld, das die Bürger vorne als Konsumenten in die Wirtschaft hineinstecken, bekommen sie, auch bei völliger Steuer- und Abgabenfreiheit, als Arbeiter und Angestellte hinten nur zum Teil in Form von Lohn und Gehalt wieder zurückt. Ein nicht zu unterschätzender Anteil des Geldes verschwindet als Gewinn dauerhaft aus dem Markt.
Die Menge des Tauschmittels Geld, das der Staat, so wie er funktioniert, der Volkswirtschaft nach einer ganz kurzen Verweilzeit in der stets leeren Staatskasse zu 100 % wieder zur Verfügung stellt, wird von den privaten Unternehmen bei jeder Transaktion verkleinert, weil Teile davon für die Bildung von Geldvermögen in privater Hand abgezweigt werden.
Die Privatwirtschaft kann mit dem gleichen Aufwand auf Grund höherer Produktivität zwar möglicherweise die gleiche Leistung erbringen, aber sie wird niemals den gleichen Beschäftigungsgrad herstellen und wenn, dann zu niedrigeren Löhnen. Irgendwo muss die Gegenfinanzierung der Gewinne schließlich herkommen.
2. Jeder auf Grund des Aufschwungs von der Wirtschaft geschaffene
Arbeitsplatz zieht die Schaffung weiterer Arbeitsplätze nach sich
Unfug.
Die Aussage ist nicht völlig falsch, aber sie suggeriert eine völlig falsche Wirkung!
Erhält der Staat weniger Geld, wird er gezwungen sein, Arbeitsplätze abzubauen. Die Wirtschaft wird den Lohnausfall - wegen ihres Gewinnanspruches - niemals vollständig ersetzen. Dabei ist das Maß der bestehenden Arbeitslosigkeit nicht relevant, die Arbeitslosigkeit muss, sobald der Staat durch Etatkürzungen zu Entlassungen gezwungen ist, zwangsläufig steigen, die Lohnsumme muss sinken.
Das Entstehen neuer Arbeitsplätze für den Neubau von Automobilfabriken ist zwar Faktum und entspricht der obigen These, doch können damit die zuvor vernichteten Arbeitsplätze/Lohnsummen nicht vollständig ersetzt werden. Die Rechnung geht einfach nicht auf.
3. Neue Arbeitsplätze schaffen zusätzliche Steuereinnahmen und entlasten die
Sozialversicherungen
Das ist wahr, aber nicht in diesem Kontext
Selbst wenn Gewinne in gleicher Höhe wie Löhne besteuert würden und selbst wenn Gewinne sozialversicherungspflichtig wären, müssen Steuereinnahmen und das Beitragsaufkommen der Sozialversicherungs sinken, wenn der Staat weniger Geld bekommt. Das ergibt sich zwangsläufig aus den bisherigen Ausführungen.
Es sei denn, ...
Natürlich lässt sich die bisherige Argumentation - mit etwas Geschick - anhand von Beispielen widerlegen. Es ist nachweislich gelungen, durch Senkung der Staatsquote einen wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen und es gibt Beispiele dafür, dass sinkende Steuersätze zu Steuermehreinnahmen führen.
Dies funktioniert jedoch nur, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
1. Der sinkende Staatsanteil wird für Preissenkungen verwendet, die es ermöglichen
die Außenhandelsbilanz zu verbessern (weniger Defizit genügt, es muss nicht
gleich ein Überschuss entstehen)2. Die zur Finanzierung des Wachstums erforderliche Geldmenge wird durch
Neuverschuldung oder Ausgabenkürzung (Lohnverzicht) oder ausländische
Investoren bereitgestellt.Natürlich könnte man diese Bedingungen mit vielerlei Ausnahme- und Zusatzregelungen schmücken, um neben den Verhältnissen in den entwickelten Staaten Mitteleuropas auch die Belange der Demokratischen Republik Kongo oder des US-Bundesstaates Kalifornien abzubilden, für das Verständnis unserer Situation sollten sie aber ausreichen. Wichtig ist es, die Ursachen für diese Bedingungen zu erkennen.
Warum muss der sinkende Staatsanteil im Außenhandel als Preisnachlass verschenkt werden?
Ganz einfach. Wir haben - am Beispiel Deutschland - nach kraftvollen Aufbaujahren und dem Wunder des Made in Germany einen zur Ruhe gekommenen Binnenmarkt mit einem kaum noch wachsenden Kaufkraftvolumen. Dieses Kaufkraftvolumen reicht aus, um eine gewisse Menge Produkte und Leistungen mit Gewinn abzusetzen. Mehr Produktion für inländische Abnehmer ist nicht sinnvoll, weil die Brutto-Löhne, die für die Mehrproduktion ausgezahlt werden, zwangsläufig geringer ausfallen müssen, als der Verkaufswert der Produktion, die erzeugten Güter also niemals vollständig verkauft werden können, es sei denn, per Preissenkung und Gewinnverzicht.
Der Gesamtgewinn aus dem Betrieb von Wirtschaftsunternehmen kann in dieser Situation nur noch wachsen, wenn es gelingt, durch preiswertere Importe die Differenz zwischen Kosten und Verkaufspreis zu vergrößern, was keinen Beschäftigungseffekt auslöst, oder wenn es gelingt, bei gleichem Gewinn pro Stück durch größere Verkaufsmengen im Export den Gesamtgewinn zu steigern. Dazu muss der Angebotspreis für den Weltmarkt durch die Weitergabe von Kostenersparnissen so niedrig gehalten werden, dass das Gewinnziel über die Mengenausweitung erreicht werden kann. In diesem Fall entsteht zwar ein Beschäftigungseffekt, aber dafür ist es erforderlich, die Lohnstückkosten unter das Niveau der ausländischen Konkurrenz zu senken. Das bedeutet - je nach erzeugtem Gut und möglichem Automatisierungsgrad - ggfs. auch,´dass nur noch Löhne auf dem Niveau von Entwicklungsländern gezahlt werden können, weil die Produktion sonst keinen Gewinn abwirft und aus dieser Sichtweise keinen Sinn macht, völlig unabhängig vom Nutzen oder Gebrauchswert der Produkte.
Warum muss zur Finanzierung des Wachstums eine zusätzliche Geldmenge bereitgestellt werden?
Wenn über die gesamte Volkswirtschaft hinweg eine Ausweitung der Produktion erfolgen soll, ist für diese Ausweitung eine Vorfinanzierung erforderlich, die aus der aktuellen Geldmenge heraus nicht möglich ist. Die Unterscheidung in unterschiedliche Geldmengenklassen trägt in diesem Zusammenhang nur zur Verwirrung bei, es ist besser, hier nicht zu differnzieren und schlicht zu behaupten, dass es nicht möglich ist, einen Geldbedarf zu decken, ohne an anderer Stelle einen Mangel zu erzeugen, was heißt, dass bei unveränderter Geldmenge zwar eine strukturelle Verschiebung, aber letztlich kein Wachstum entstehen kann.
Um die notwendige Vorfinanzierung herzustellen ist es erforderlich, dass entweder auf der Basis des vorhandenen Geldvermögens neue Kredite ausgereicht werden, oder dass ausländische Investoren das benötigte Geld in die Volkswirtschaft einbringen. Die dritte Möglichkeit besteht darin, dass die erforderlichen Geldmittel durch rechtzeitige Lohnkürzungen erspart werden, was nur unbefriedigend funktioniert, weil die Beschäftigten noch nicht bereit sind, Löhne zu akzeptieren, die gerade noch das eigene nackte Überleben sichern, weil sonst der Gewinn des Exporteurs geschmälert würde.
Die regulierende Rolle von
Staatshaushalt und Staatsschulden
In der derzeitigen wirtschaftlichen Situation ist das Bankwesen in der Vergabe neuer Kredite an Private (einschl. der privaten Wirtschaft) ausgesprochen zurückhaltend. Die bereits sehr hohe Gesamtverschuldung und die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen machen vorsichtig. Die Stimmung in einer Bevölkerung, die bei hohen Arbeitslosenzahlen, skrupellosem Sozialabbau und hohem Druck auf die realen Löhne beginnt, das Vertrauen in die Regierung zu verlieren, wird allmählich kritisch. Trotzdem wird weiterhin massiv versucht, mit so genannten Reformen (Riester, Hartz, Gesundheit, usw.) eine stetige Absenkung des Lohnniveaus herbeizuführen, die einerseits zur Verfügbarkeit "ersparter" Geldmengen führen, andererseits aber auch freies Kapital ausländischer Investoren anlocken soll, das sich bei sinkenden Kosten steigende Renditen verspricht.
Ein im guten Sinne 'national'-ökonomisch gestalteter Staatshaushalt dürfte sich niemals dem Ziel der Kostensenkung zur Förderung eines für die Bevölkerung ruinösen Außenhandels opfern.
Im Gegenteil, der Staat - als Organisation der Bürger - wäre in dieser Situation aufgerufen, durch die eingangs erwähnte, positiv-verschwenderische Ausgabenpolitik den Weg zur Vollbeschäftigung zu ebnen und die Rückkehr zu einem regen Binnenhandel mit wachsendem Wohlstand der Binnenbevölkerung anzustreben, statt zu Gunsten der Interessen einiger so genannter Global Player (früher gerne auch als "vaterlandslose Gesellen" bezeichnet), das genaue Gegenteil zu tun.Zur Finanzierung stünde jederzeit die Möglichkeit einer ganz erheblichen Ausweitung der Steuereinhebung zur Verfügung, wollte man nur aufhören, die Gewinner der jetzigen Situation auch noch durch weit gehende Steuerverschonung zu belohnen.
Eine drastische Vermögenssteuer auf Riesenvermögen, die deutliche Verlängerung der Progressionskurve bis weit in den mehrstelligen Millionenbereich hinein und die Anhebung des Einkommensteuer-Höchstsatzes bei gleichzeitiger Verbreiterung der Bemessungsgrundlage und vollständigem Einbezug von Zinserträgen und Spekulationsgewinnen brächte den Staat sehr schnell in die Lage, seine jährliche Verfügungsmasse um hundert Milliarden Euro - und notfalls auch noch viel mehr - zu erhöhen.
Sollten die Shareholder daraufhin flüchten, wäre es eine schöne Aufgabe für den Staat, ihre Anteile billig aufzukaufen und damit eine Trendwende im unseligen Privatisierungstreiben herbeizuführen.
Die Unternehmen gehen doch nicht verloren, wenn sie von der Last untätiger Nutznießer befreit werden! Alle Angestellten, samt den Vorständen arbeiten problemlos weiter, auch wenn das Kapital seine Drohungen wahr macht und sich von den Anteilsscheinen trennt. Börsenkurse sind nur für Zocker interessant. Mit der Leistungsfähigkeit eines Unternehmens haben sie nichts zu tun.
Es spricht also viel dafür, daß der Finanzminister versuchen sollte, das Ausgabenvolumen zu erweitern und einen ausgeglichenen Haushalt durch die Erhöhung der Einnahmen aus denjenigen Quellen herzustellen, die keinen oder nur einen ausgesprochen marginalen Einfluss auf den Konsum haben.
Dazu fehlt aber ganz offenkundig der politische Wille.
Zur Rettung der Lage wäre aber durchaus auch der Weg der Schuldenfinanzierung zu wählen. Gerade weil es in unserem Geldsystem sowieso nicht möglich ist, Schulden zu tilgen, wenn nicht das Geld für Zins und Tilgung vorher durch die Aufnahme neuer Schulden geschaffen wird, gerade weil das unaufhörliche Wachsen der Schulden zu den Grundvereinbarungen gehört, auf denen unser Wirtschaftssystem aufgebaut ist, darf und soll der Staat dem künstlich verknappten privaten Geld sein billiges öffentliches Geld mit aller Macht in den Weg stellen. Wenn Zinsen sinken, weil der Staat den Markt mit frischem Geld überschwemmt, dann ist das weitaus belebender für die Konjunktur, als es die Senkung der Leitzinsen durch die EZB jemals sein kann, vor allem, wenn sie wie in jüngster Zeit von den Geschäftsbanken zur Verbesserung der eigenen Ertragssituation verwendet und gar nicht an den Markt weitergegeben wird.
Die Auswirkung der Verschuldung auf künftige Generationen ist dabei weitaus geringer, als es gemeinhin behauptet wird.
Hundert Milliarden Euro neue Schulden würden jährlich ca. 5,5 Milliarden Euro Zinsen kosten. Das sind, bei einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen pro Nase und Jahr nur 68,75 Euro, weniger als 20 Cent pro Tag.
Nur zum Vergleich: Die Mehrbelastungen der Versicherten aus der jüngsten Gesundheitsreform erreichen jährlich den Betrag von 16,5 Milliarden Euro. Das ist die Dreifache Summe, aber vor dieser Last warnt niemand!Dabei würden hundert Milliarden neue Schulden absolut ausreichen, um die Rückkehr zu einer prachtvollen Vollbeschäftigung und damit zum Ende der Krise der Sozialsysteme zu ermöglichen, die Beitragssätze könnten in Folge tatsächlich sinken und (hört, hört, das hilfreiche Gegenargument) durch die wieder ansteigende Inflation würden die Schulden - gemessen am BIP - auch von selbst geringer.
Einem solchen mutigen Schritt steht nun leider einiges an internationalen Verträgen und urdeutschen Gesetzen im Wege, was erst weggeräumt werden müsste.
Aber auch dazu fehlt der politische Wille.
Es ist ja noch nicht einmal erkennbar, dass die derzeitige Regierung die Bemühungen Frankreichs um die absolut gebotene Lockerung der Maastricht Kriterien unterstützen wollte.
Gerade einmal fünf Milliarden Euro sollen über neue Kredite finanziert werden, um den Binnenmarkt mit einer vorgezogenen Steuerreform anzukurbeln. Auf Grund der asymetrischen Wirkung (die bedarfstragende Masse bekommt wenig davon ab und dieses Wenige wird noch dazu an anderer Stelle als so genannte Subvention wieder weggekürzt, die Bessergestellen mit höherer Spar- und geringerer Konsumquote erhalten mehr) wird der konjunkturelle Impuls schlicht verpuffen.
Das Ziel eines augeglichenen Haushalts, das Hans Eichel immer noch, wenn auch Jahre später erreichen will, ist gegen die Interessen Deutschlands gerichtet. Die Senkung der Staatsquote, der Abbau der Vermögensgegenstände durch Privatisierung hinterläßt einen Staat, der nichts mehr kostet und nichts mehr leistet.
Die Plünderung des Steuersäckels zur Senkung der Gesamtkosten der Exportindustrie ist nichts anderes, als eine Sonderform des Sozialabbaus.
Die Gemeinden sind bereits weit gehend pleite. Die Länder haben Schwierigkeiten und der Bund spart und tilgt die Kaufkraft aus dem Markt.
Diese Haushaltspolitik arbeitet der Deflationsspekulation in die Hand. Sie entzieht über die staatsgemachte Geldverknappung vielen Millionen Menschen die Möglichkeit, ihre Arbeit zu verkaufen und von dem Lohn ein Leben in finanzieller Sicherheit und bescheidenem Wohlstand zu führen.
Es stellt sich die Frage, wieweit sich diese Politik, trotz aller wohlgemeinten Ziele und trotz der hohen ethischen Werte, auf denen sie aufbaut, in ein paar Jahren im Ergebnis noch von der Politik solcher korrupter Regime unterscheiden läßt, die den Reichtum ihres Landes in die Tasche eines regierenden Clans wirtschaften und für das Volk nur noch Polizei und Geheimdienste, Gummiknüppel, Tränengas und Wasserwerfer bereitstellen, während die Ausgaben für Bildung, Kultur und die soziale Sicherung der Bürger kaum mehr erwähnenswert sind.
Der Staatshaushalt ist das Instrument der Bürger, sich aus Phasen der wirtschaftlichen Schwäche, auch gegen den Willen globaler Spekulanten, herauszufinanzieren.
Eine Regierung, die sich weigert, dieses Instrument für das Wohlergehen seiner Bürger anzuwenden, arbeitet letztlich gegen das Volk.
Wenn zur Finanzierung erweiterter staatlicher Ausgabenprogramme Schulden aufgenommen werden müssen, wenn also frisches Geld erzeugt werden muss, ist das nicht verwerflich, sondern die einzige Möglichkeit, die unser Wirtschaftssystem überhaupt bietet, um Geld in Umlauf zu bringen.
Ein Staat, der das Gegenteil tut und selbst in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit mithilft, das Geld durch Sparsamkeit und vermehrte Tilgungsleistungen zu vernichten, statt es seinen Bürgern im erforderlichen Maße bereitzustellen, macht sich schuldig.
Der Fluss des GeldesGrundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 7
Ein Lösungsvorschlag
Konzept für ein vernünftiges System der bedarfsgerechten Geldversorgung
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 11. August 2003
Brauchen wir ein anderes, alternatives Geld?
Mit den bisherigen Artikeln der Sammlung "Grundlagen des Geldes" haben wir unser Geld - so wie es ist - aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Die Erkenntnisse daraus sind nicht uneingeschränkt positiv. Im Gegenteil: Mit zunehmendem Wissen und wachsender Erkenntnis gelangt man beinahe zwangsläufig zu der Einsicht, dass dieses Geld, auf das sich unser gesamtes Wirtschaften stützt, ganz erhebliche Mängel aufweist, durch die der größte Teil der naiven "Geldbenutzer" ganz erheblich benachteiligt wird, während einige wenige clevere "Geldbesitzer" ihren Nutzen daraus ziehen. Doch damit nicht genug: Die dem Zinsgeld innewohnende Eigendynamik, die ein exponentielles Geldmengenwachstum hervorbringt, muss unausweichlich in regelmäßigen Abständen durch einen totalen Systemabsturz wieder auf den Nullpunkt gebracht werden, was immer wieder Krieg und Leid, Not und Hunger über die Menschheit bringt.
Glücklicherweise befasst sich inzwischen eine immer größer werdende Zahl von Menschen mit dieser Thematik und fast alle gelangen in der Analyse zu der Erkenntnis, dass das so begehrte und wertvoll scheinende Geld in Wahrheit eine der ganz maßgeblichen, wenn nicht gar die eigentliche Ursache für die wirtschaftlichen Fehlentwicklungen und Missstände ist, unter denen wir gerade in jüngster Zeit wieder zu leiden haben:
Gigantische Vermögen in privater Hand und gleichzeitig gähnende Leere in den öffentlichen Kassen, dazu eine immer weiter aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich und eine Politik, die im rigorosen Sozialabbau die einzige Chance sieht, den drohenden Staatsbankrott hinauszuzögern, sind die sichtbaren Zeichen einer sich verschärfenden Fehlentwicklung. Daß die Realwirtschaft unseres Landes immer noch bestens funktioniert, steht völlig außer Zweifel. Deutschland ist amtierender Exportweltmeister und steht mit seiner wirtschaftlichen Leistungskraft hinter den USA und Japan unangefochten an dritter Stelle in der Welt - die Vermutung, dass das Finanzsystem die Hauptschuld an der Misere trägt, ist daher durchaus begründet.
Eine nennenswerte Anzahl von Vor- und Nachdenkern hat sich mit Theorien zum und über das Geld herumgeschlagen und die volkswirtschaftlichen Auswirkungen, die von unserem Geldsystem bis zu seinem Zusammenbruch ausgehen werden, korrekt und detailliert genauso vorhergesagt, wie wir das derzeit erleben. Aus anfänglichem Unbehagen, unzulänglichem Wissen und vielerlei Vorurteilen haben diese Menschen Schritt für Schritt gesicherte Erkenntnisse und brauchbare Vorhersagemodelle entwickelt und damit die Nachteile und Fehler des bestehenden Geldsystems bewiesen. Heute sind sie über die reine Analyse und Kritik hinaus und auf der Suche nach einem "fehlerfreien" Ersatz für das Geld. Ihr Ziel ist ein anderes, ein neues, neutrales, freies und unbelastetes Geld.
Die Namen von Silvio Gesell, Helmut Creutz, Margrit Kennedy, Bernhard Lietaer und Dieter Suhr um stellvertretend nur einige der Wichtigsten zu nennen, sind untrennbar verbunden mit Begriffen wie "Wörgl", "Freigeld", "Brakteaten", "Schwundgeld" und "Umlaufsicherungsgebühr". Die in allen Schriften wiederkehrende Idee ist es, dem Geld eine Eigenschaft zurückzugeben, die es beim Sprung von seiner materiellen Basis in eine rein ideelle/virtuelle Daseinsform verloren hat: Es soll - im übertragenen Sinn gesprochen - im Zeitverlauf verschrumpeln, verrosten, verfaulen, verrotten, also an Wert verlieren und damit dem Hang der Menschen, Geld aufzuhäufen, entgegenwirken.
Aus der kritischen Auseinandersetzung dieser Menschen mit dem Geld und seinen tatsächlich vorhandenen, schwerwiegenden Nachteilen und Konstruktionsfehlern hat sich eine "Schule" herausgebildet, deren Ergebnisse insbesondere von Wolfgang Röhrig unter den Überbegriffen "Geldreform" und "Freiwirtschaft" in ganz großartiger Weise dokumentiert und zusammengehalten werden.
Das Informationsangebot auf den Internetseiten des Wolfgang Röhrig ist eine fast unerschöpfliche Quelle für das Wissen um das Geld und ich habe sie selbst oft und oft mit Gewinn besucht . Wer seinen eigenen Denk- und Meinungsbildungsprozess zum Geld in Gang bringen, beschleunigen oder umfassend absichern will, dem sei das Studium der Geldreform-Seiten und aller zugehörigen Unterseiten wärmstens empfohlen.
Dass ich dennoch versuche, der weit gereiften Geldidee der Freiwirtschaftler einen grundsätzlich anderen Lösungsansatz entgegenzustellen und dass ich versuche, diesen ausschließlich aus sich selbst heraus zu begründen, hat seine Ursache darin, dass ich bei meiner Beschäftigung mit Schwundgeld und Umlaufsicherungsgebühren auf ein auch dem Schwundgeld innewohnendes Wachstums-Problem gestoßen bin, für das ich keine gangbare Lösung sehe - was aber nicht unbedingt heißen muss, dass es die nicht doch bereits gäbe oder dass sie noch gefunden werden könnte.
Daher sehe ich keine Notwendigkeit, Zeit und Kraft darauf zu verwenden, die prinzipiell richtige Frei- und Schwundgeldtheorie anzugreifen oder zu versuchen, sie zu widerlegen. Mein Anspruch ist es aber durchaus, die Diskussion zu erweitern, indem ich ein davon in den Maßnahmen verschiedenes, in der erhofften Wirkung gleichwertiges System der Geldbereitstellung skizziere und daran aufzeige, welche spezifischen Mechanismen ich für tauglich halte, das Geldproblem zu lösen, ohne dabei die spezifischen Schwundgeldprobleme in Kauf nehmen zu müssen.
Was muss ein "besseres" Geldsystem leisten?
Überall auf der Welt liegt die Geldversorgung in den Händen der Geschäftsbanken, ist also Geschäftszweck privater Wirtschaftsunternehmen, die dabei mehr oder weniger intensiv von staatlichen oder staatsnahen Organisationen beeinflusst und kontrolliert werden. Die so oft hervorgehobene Tatsache, dass in den USA sogar die Notenbank in Privatbesitz sei, ist daher bei näherem Hinsehen ziemlich bedeutungslos und lenkt eher davon ab, dass die Geldschöpfung praktisch überall auf der Welt von den Geschäftsbanken und eben nicht von den Noten- oder Zentralbanken erledigt wird.
Praktisch überall auf der Welt ist Geld heutzutage ein immaterielles Gut in der Ausprägung eines normierten Leistungsversprechens, das als nackte Information in den Salden der Bankkonten auftritt und nur noch in ganz geringem Umfang - von Papier und Metall bemäntelt - in Form von Banknoten und Münzen vorhanden ist.
Praktisch überall auf der Welt wird Geld auf der Basis von (und unter Bezugnahme auf) so genannte "Einlagen" von den Geschäftsbanken geschöpft und an Kreditnehmer ausgereicht, weil diese versprechen und auch in der Lage zu sein scheinen, nicht nur den geschuldeten Betrag nach Ablauf der vereinbarten Frist zurückzuzahlen, sondern auch die geforderten Zinsen aufzubringen. Dass jeder Kredit sehr schnell wieder zur Einlage wird und so neuerlich als Basis für einen Kredit dient, ist an anderer Stelle breit behandelt. Es steht außer Zweifel, dass die Geschäftsbanken in der Lage sind, gigantische Geldmengen - aus dem Nichts - zu schöpfen und damit die erforderliche Geldversorgung der Wirtschaft jederzeit sicherzustellen.Dieses global verbreitete System der Geldschöpfung wird von den Geschäftsbanken betrieben, in der Absicht, aus dieser Dienstleistung einen Gewinn zu erzielen. Dabei besteht zwischen den Gelegenheiten des Bankensektors, durch Geldschöpfung Gewinne zu erzielen und dem tatsächlichen Geldbedarf der Wirtschaft keine harmonische Übereinstimmung. Die Notwendigkeit der Geldversorgung der Wirtschaft wird stattdessen ganz eindeutig dem Gewinnstreben des Bankensektors untergeordnet.
Gewinne können die Banken aus der Geldschöpfung aber nur erzielen, wenn sie das geschaffene Geld gegen Zinsen verleihen. Daraus ergibt sich zwangsläufig die Notwendigkeit, für die Bezahlung der Zinsen (zu einem späteren Zeitpunkt) zusätzliches Geld zu schaffen, was die Gewinnquellen der Banken zum Perpeteum Mobile werden lässt, während die Volkswirtschaft des Währungssystems zunehmend destabilisiert wird.
Diesen Destabilisierungseffekt kann jedermann anhand der folgenden Überlegung leicht nachvollziehen:
Unterstellt man, eine reife Volkswirtschaft mit fortgeschrittener Marksättigung benötigte in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren zur Unterstützung aller realwirtschaftlichen Transaktionen eine unverändert große Geldmenge, so ist dennoch mit Geldmengenwachstum und ausschließlich geldbedingten Vermögensverschiebungen zu rechnen:
a) Alleine zur Abdeckung desjenigen Geldbedarfes, der aus der Zinsverpflichtung entsteht, muss zusätzliches Geld geschaffen werden, was nur durch zusätzliche Verschuldung in Höhe der geforderten Zinsen möglich ist.
b) Drängen die Zinsempfänger mit der zusätzlichen, aus dem vereinnahmten Zins gewonnenen Kaufkraft als Nachfrager in den Markt, entsteht Inflation, mit der Folge, dass den Zinsempfängern ein größerer Teil des von der Volkswirtschaft produzierten Gesamtkuchens zufällt.
c) Halten die Zinsempfänger ihr Geld jedoch zurück, entsteht schnell allgemeiner Geldmangel, also Deflation, mit der Folge, dass den Zinsempfängern ein größerer Teil des von der Volkswirtschaft produzierten Gesamtkuchens zufällt.
d) Wird auf Grund der Geldhortung die Kreditausreichung erweitert, schafft das zwar vorübergehend Erleichterung, doch die davon ausgelösten, zusätzlichen Zins- und Tilgungsverpflichtungen werden schon nach wenigen Jahren die gleiche Situation erneut hervorrufen, dann allerdings bei weitaus größeren nominalen Zahlen.
Die Wachstumshysterie, die von Politikern und Wirtschaftsweisen gleichermaßen geschürt wird, beruht einzig auf der Annahme, es sei dauerhaft möglich, den wachsenden Zinsanspruch des Vermögens aus dem Wachstum des Volumens der Realwirtschaft zu befriedigen. Weil reale Wirtschaft aber eher linear wächst, während die Wachstumskurven des Geldes exponentiell verlaufen, ist die grundsätzliche Unmöglichkeit dieses Gedankens hinlänglich bekannt, wird aber dessen ungeachtet von den Verantwortlichen solange negiert, wie die Schere zwischen Geldmengenwachstum und Leistungswachstum mit aller Gewalt noch geschlossen gehalten werden kann. Der als "Sparen" bezeichnete Raubbau in den öffentlichen Haushalten und Sozialsystemen, den wir derzeit erleben, ist nichts als der Versuch, den Geldhunger von Zins- und Zinseszins auf Kosten des Lebensstandards der Bevölkerung zu befriedigen. Dies wird jedoch verleugnet.
Die Tatsache, dass sich viele Einrichtungen der öffentlichen Wohlfahrt, der Kultur und der Wissenschaft schon heute nicht mehr finanzieren lassen und dass wir den größten Kahlschlag in den Sozialsystemen erleben, den es seit 1929 gegeben hat, wird - völlig unhaltbar und realitätsfremd - wahlweise entweder der Faulheit der Arbeitslosen oder fehlenden Kindern und zu lange lebenden Alten, oder aber auch einer angeblich zu kurzen Wochen und Lebensarbeitszeit, zu hohen Löhnen oder allen vorgeblichen Ursachen zusammen zugeschrieben: Vor dem Moloch Zins aber, der uns auffrisst, werden die Augen fest geschlossen.
Wie also müsste ein Geld, ein Geldsystem beschaffen sein, dass solche Entwicklungen verhindert, oder durch zumindest auf ein erträgliches Maß reduziert?Die oberste Prämisse für ein vernünftiges Geldsystem muss lauten:
Das Geldsystem muss sicherstellen, dass die Menge des in Umlauf befindlichen Geldes der Menge des in der Realwirtschaft benötigten Geldes stets möglichst nahe kommt.Das heißt nichts anderes, als dass z.B. jeder Bürgermeister jeder beliebigen Kleinstadt immer genug Geld haben muss, um seine Beamten, die laufenden gesetzlichen Ausgaben der Kommune und auch außerplanmäßig notwendig werdende Ausgaben, wie z.B. Renovierungsarbeiten an der Grundschule, bezahlen zu können -
Das heißt aber auch, dass das Geldsystem so beschaffen sein muß, dass sich nirgends rein spekulative und hoch bewegliche Geld-Vermögen ansammeln können, die z.B. heute für den Terminhandel mit Schweinehälften, morgen zur Finanzierung einer feindlichen Firmenübernahme mit anschließender Zerschlagung und Arbeitsplatzvernichtung und übermorgen zur Spekulation gegen die Währung Argentiniens oder auch 'nur' zum Aufkauf von einigen hundert Hektar Bauerwartungsland rings um eine prosperierende Großstadt verwendet werden können.
Kann ein Geldsystem den Geldbedarf überhaupt erkennen?
"Niemand weiß zu sagen, wie viel Geld zu irgend einem beliebigen Zeitpunkt gebraucht wird. Eine am Bedarf orientierte Geldmengensteuerung ist von daher unmöglich."
Diesen einfachen und schlüssig scheinenden Satz findet man - so oder ähnlich formuliert - an vielen Stellen in der wissenschaftlichen Fachliteratur. Dabei ist lediglich die Prämisse unwiderlegbar und kann daher der Wahrheit annähernd gleichgesetzt werden. Die Folgerung, der Schluss daraus, hat bei näherer Betrachtung mit der Prämisse überhaupt nichts zu tun.
Den Gärtner, der Tag für Tag, Stunde für Stunde genau zu sagen wüsste, wie viel Wasser seine Pflanzen unter optimalen Bedingungen gerade aufnehmen und verdunsten würden, möchte ich kennen, doch jeder erfolgreiche Gärtner wird über ein Bewässerungssystem verfügen (von der rostigen Gießkanne im winzigen Vorgärtlein angefangen, bis hin zu ausgeklügelten Sprinklersystemen im großen Landschafts- oder Wirtschaftsgarten), das es ihm erlaubt, seine Pflanzen im benötigten Umfang zu bewässern, solange das erforderliche Nass nicht vom Himmel fällt. Dass der Gärtner bei anhaltend ergiebigem Regen nicht zusätzlich gießen wird, sondern in dieser Situation eher versuchen wird, stauender Nässe einen Abfluss zu verschaffen, ist auch bekannt.
Der Gärtner errechnet Wasser-Mangel nicht mit Hilfe statistischer Methoden, wie er auch ein Zuviel an Wasser nicht rechnerisch ermittelt.
Die Differenz zwischen theoretischen Soll- und tatsächlich gemessenen Ist-Werten der Wasserzufuhr beachtet der Gärtner überhaupt nicht. Er orientiert sich stattdessen höchst einfach an den unübersehbaren Signalen, die von den Zuständen "Überflutung" und "Wassermangel" selbst ausgehen.So betrachtet und rückübertragen auf das Geld wird die Sache doch wieder überschaubar und die Signale für Geldmangel werden ebenso erkennbar, wie die Anzeichen dafür, dass zu viel Geld im Markt ist.
Wenn wir das Beispiel vom Bürgermeister der Kleinstadt wieder aufgreifen und feststellen, dass er nach der Bezahlung der Beamten und nach der Erfüllung der gesetzliche Auflagen kein Geld mehr übrig hat, um das löchrige Dach der Schule reparieren zu lassen und wenn wir dazu gleichzeitig noch feststellen dass drei arbeitslose Dackdecker und ein arbeitsloser Ziegeleiarbeiter samt ihren Familien von Unterstützungsleistungen eben dieser Gemeinde leben, dann fehlt doch ganz offensichtlich nichts anderes als Geld, um Nachfrage und Angebot zusammen und so die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.
Wenn andererseits an den Börsen ein Kursfeuerwerk nach dem anderen gezündet wird, wenn riesige Umsätze im reinen Finanzbereich zu beobachten sind, wenn Tag für Tag aberwitzige Summen in rein spekulativer Absicht um den Globus geschoben werden, wenn man selbst das Großgedruckte in den Prospekten der Finanzdienstleister vor lauter Hochglanzblendung nicht mehr richtig lesen kann, dann sollte eigentlich auch dem letzten Finanzverantwortlichen klar werden, dass zu viel Geld im Umlauf ist.
Natürlich gibt es auch beide Situationen nebeneinander. Geldmangel auf der einen Seite und Überfluss bis zur Tollheit auf der anderen Seite. Glauben Sie, damit wäre eine bedarfsorientierte Geldmengensteuerung überfordert?
Fragen Sie ein fünfjähriges Kind, was zu unternehmen ist, wenn das Maisfeld des Pächters neben dem gefüllten Swimmingpool des Grundbesitzers verdorrt! Sie werden eine verblüffend einfache Antwort erhalten.
Ich denke, wir sind uns auf diesem Abstraktionsniveau darüber einig, dass Geldmangel und Geldüberfluss mit ausreichender Genauigkeit und ausreichend zeitnah zu erkennen sind, so dass die Verantwortlichen eines alternativen Geldsystems nur geringe Mühe hätten, die Abweichung von der Normalversorgung festzustellen und dass sie auch nur geringe Mühe hätten einzuschätzen, in welche Richtung ein korrigierender Eingriff zu gehen hätte und welchen Umfang er haben müsste.
Kann ein Geldsystem die Geldmenge überhaupt wirksam beeinflussen?
Wer sich ein bisschen für die Veränderung der Geldmengen interessiert hat, weiß, dass die Möglichkeiten der Zentralbanken, die Geldmenge wirksam zu beeinflussen, sehr gering sind und dass sie über die Jahre um so weniger greifen, je mehr Geld und insbesondere je mehr Geldvermögen von den privaten Haushalten gehalten wird.Das liegt daran, dass die Zentralbanken kaum mehr tun können, als die Bedingungen für die Geldschöpfung zu verändern, dass sie aber selbst an der Geldschöpfung praktisch nicht beteiligt sind und dass sie erst recht keine Möglichkeit haben, die Stilllegung überflüssiger Geldbestände zu beeinflussen.
Zentralbanken sind mit ihrem gegenwärtigen Instrumentarium also denkbar schlecht geeignet, das Ziel einer ausbalancierten Geldversorgung zu realisieren und die Geschäftsbanken - als die eigentlichen Geldschöpfer - sind nur wenig daran interessiert, die Geldversorgung dem tatsächlichen Bedarf anzupassen.Was fehlt?
Ganz klar, es ist schon angeklungen, die Zentralbank muss die Hoheit über die Geldversorgung zurückgewinnen. Sie muss Geld ausgeben können, wenn Dürre herrscht und sie muss das überflüssige Geld ableiten und versickern lassen, wenn die Märkte von überflüssigem, unnützem, ja schädlichem Geld überschwemmt sind.
Das klingt einfach. Ist es das auch?
Stellen Sie sich vor, die Zentralbank eröffnet heute ein Konto für den Bürgermeister jener kleinen Gemeinde, dessen Schule dringend renoviert werden muss, schreibt darauf den Betrag von 200.000 Euro gut und bittet den Bürgermeister dann, zweckgebunden über diese Mittel zu verfügen.
Der Bürgermeister bestellt den Architekten, es gibt eine Ausschreibung, und nach ein paar Wochen ist die Schule renoviert, der Architekt hat sein Honorar, die Rechnungen der Handwerksunternehmen sind bezahlt, die Mitarbeiter haben ihre Löhne erhalten und auch schon wieder ausgegeben, das Finanzamt hat Steuern eingenommen und die Sozialversicherungen ihre Beiträge. Das Konto bei der Zentralbank steht auf NULL und wird geschlossen.
200.000 Euro, die es vorher nicht gab und die auch niemand an die Zentralbank zurückgeben muss sind als dringend benötigtes Tauschmittel solange in Umlauf, bis sie als Tilgung auf Kreditkonten landen. Danach ist die Geldmenge wieder um 200.000 Euro kleiner. Verändert hat sich nur die Gesamthöhe der Schulden und damit natürlich auch die Gesamthöhe der Forderungen. In der Folge vermindert sich der Geldbedarf für allfällige Zins- und Tilgungsleistungen.
Lesen Sie das einfach noch einmal! Es ist einfach und es funktioniert! Lesen Sie es immer wieder! Es funktioniert weiterhin, und dann malen Sie sich das in größerem Maßstab aus:
Nehmen wir an, eine vernünftige Politik eröffnete für alle Bürgermeister aller Kleinstädte, die sich in ähnlicher Klemme befinden, ein Konto, auf dem das erforderlich Guthaben - aus dem Nichts - eingebucht wird, stellt also das für die Erfüllung ihrer Aufgaben und für die Renovierung ihrer Schulen erforderliche Geld, solange die Einnahmen der Stadt aus dem eigenen Steueraufkommen dafür nicht ausreichen, als Geschenk zur Verfügung: Wir hätten einen - von tausenden denkbaren und sinnvoll möglichen - Einfüllstutzen gefunden, über den dringend benötigtes Geld in den Wirtschaftskreislauf eingeschossen werden kann - mit der bezaubernden Nebenwirkung, dass dieses Geld - wenn es irgendwann zur Tilgung bestehender Schulden verwendet wird - lediglich die Höhe des "zinstragenden Geld-Vermögens" reduziert, aber weder das Geldvermögen selbst mindert, noch die umlaufende Geldmenge nachhaltig ausweitet.
Das ist ein schwieriger Gedanke, aber lassen Sie ihn uns ganz langsam, Schritt für Schritt am Beispiel durchdenken.
Wir brauchen den hochvermögenden Rentier A, die Bank B, und den Bürgermeister C, sowie einen Schuldner S.
Der Rentier A hat bei der Bank B ein Vermögen in Höhe von 200.000 Euro in Pfandbriefen dieser Bank angelegt, die zum Ende des Jahres zur Rückzahlung fällig werden. dafür zahlt ihm die Bank 6% Zinsen p.a.
Der Schuldner S, ein Bauunternehmer, ist bei der Bank B mit 200.000 Euro verschuldet. Dafür zahlt er 9% Zinsen p.a. und außerdem 10% Tilgung.Es sieht also so aus, als hätte die Bank das Geldvermögen des Rentiers A, das dieser der Bank geliehen hat, als Geld an den Schuldner S weiterverliehen, der dafür jährlich 18.000 Euro Zinsen aufzubringen hat, wovon die Bank 6.000 für sich behält und 12.000 an den Rentier A weiterreicht.
Nun erhält der Schuldner S für die geleistete Arbeit im Zuge der Renovierung der Schule den Betrag von 200.000 Euro von der Gemeindekasse überwiesen. Dieser Betrag steht als ganz normales Guthaben auf seinem Kontokorrentkonto, doch dann überweist er den gesamten Betrag als Tilgungsleistung auf sein Kreditkonto und ist damit auf einen Schlag schuldenfrei. Das auch völlig zu Recht, schließlich hat er als Gegenleistung für die 200.000 Euro gute Arbeit zu einem reellen Preis abgeliefert. Die Schule ist renoviert und wieder für viele Jahre uneingeschränkt benutzbar.
Die Bank schließt die Kreditakte des Schuldners S, bleibt aber dennoch bis zum Ende der Laufzeit der Pfandbriefe verpflichtet, dem Rentier A 6% Zinsen zu zahlen, obwohl sie selbst keinen Kunden mehr hat, der wegen eines Kreditwunsches auf diese Refinanzierung angewiesen ist.
Bei Ablauf tauscht die Bank B ihre Pfandbriefe deshalb gerne gegen eine Gutschrift auf dem Girokonto des Rentiers A ein. Weil sie dessen Vermögen derzeit nicht gebrauchen kann, bietet sie ihm für die Folgezeit weder Pfandbriefe noch irgend eine andere Form verzinslicher Anlage an. Die Bank erklärt sich lediglich bereit, das Girokonto gegen geringe Gebühren weiter zu führen und ihm gegen Erstattung der Spesen regelmäßig Kontoauszüge zu übersenden.
Das Vermögen des Rentiers A ist unverändert geblieben. Er hat 200.000 Euro Geld, von dem er sich alles kaufen kann, was für 200,000 Euro zu haben ist. Die Veränderung liegt für ihn einzig und allein darin, dass ihm dieses Geld keine Zinsen mehr einbringt, dass er für seinen weiteren Unterhalt also von der Substanz zehren muss und nicht mehr darauf hoffen kann, dass andere für ihn arbeiten und ihm damit "Zinsen" erwirtschaften.
In der weit komplexeren, vielfältig verflochtenen und millionenfach rückgekoppelten realen Welt wird der Einsatz solcher Geldgeschenke zu Gunsten leerer Gemeindekassen nicht dazu führen können, dass von einem Tag auf den anderen keine Zinsen mehr gezahlt werden, aber das Zinsniveau wird sich der Menge des frei verfügbaren Geldes anpassen und langsam aber sicher sinken, solange immer mehr zinsfreies Geld alte Schulden ablöst, ohne dass dafür neue Schulden aufgenommen werden müssen.
Damit werden zwei ganz wichtige Ziele auf dem Weg zu einem besseren Geldsystem erreicht:
Erstens ist dem Geldvermögen die Chance der Deflations-Spekulation aus der Hand genommen und
zweitens wird das dem jetzigen Geldsystem inhärente, zwangsläufige Geldmengenwachstum gebremst und allmählich zum Stehen gebracht.
Wird die Politik einen Schritt weiter gehen und frisches, unbelastetes Geld nicht nur - wie im Beispiel - in die Renovierung von Schulgebäuden stecken, sondern z.B. zur Förderung neuer Technologien, zur Einführung energiesparender Geräte, zur Finanzierung des Gesundheitswesens usw. einsetzen, kann damit außerdem ganz gezielt die Förderung erwünschter Entwicklungen und Technologien in die Wege geleitet werden, die unter den herrschenden Entscheidungs- und Kreditvergabekriterien des Zinskapitalismus niemals eine Chance gehabt hätten.
Klar, dass solche Subventionen davon abhängig sein müssen, dass Projekt und Antragssteller einigen - durchaus anspruchsvollen - Anforderungen genügen, damit das "gute Geld" nicht sprichwörtlich zum Fenster hinaus geworfen wird. Zudem muss gewährleistet sein, dass es sich bei solchen Subventionen niemals um einen Dauertropf sondern einzig und alleine um wirksame einmalige Anschubfinanzierungen handeln darf, weil die Bereitstellung freien Geldes immer nur vom volkswirtschaftlichen Gesamt-Bedarf, nicht aber von der grundsätzlichen Unwirtschaftlichkeit eines Einzelprojektes ausgehen darf. Details dazu würden den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, grundlegende Gedanken dazu habe ich u.a. im zweiten Band von "Wolf's wahnwitzige Wirtschaftslehre" ausgeführt, die ich bei aller sonstigen Bescheidenheit an dieser Stelle gerne als weiterführende Lektüre empfehlen möchte.
Wichtig ist, dass mit dieser Konzeption ein Weg erkennbar wird, über den die Eindämmung des umlaufenden Kreditgeldes beinahe mühelos erreicht werden kann. Immer mehr Geldvermögen wird zu immer niedrigeren Zinsen auf den Konten liegen, niemand hätte mehr einen Anreiz, Geld zu verleihen, weil das Risiko, das verliehene Geld zu verlieren immer größer wird, während der mögliche Zinsertrag immer weiter schwindet.
Halten wir fest:
Mit dem Einschießen frischen, unbelasteten Geldes lässt sich die Geldhortung bekämpfen, lassen sich die Schulden abbauen und die Zinsen allmählich zum Verschwinden bringen.
Aber was ist, wenn die vereinte Kaufkraft der Großvermögen auf den Markt schwappt und alles in einer riesigen Inflationswelle weggespült wird?
Nun, das ist ebenfalls ein Problem, das in einem vernünftigen Geldsystem nicht mehr auftreten darf und die Lösung dieses Problems ist dringend geboten. Schließlich gibt es bereits gigantische Geldvermögen in der Republik, Geldvermögen, die in Summe annähernd das Vierfache des jährlichen Bruttosozialproduktes erreicht haben. Damit ließe sich eine so gigantische finanzielle Sintflut auslösen, dass die meisten Kinder hinterher wieder einmal nur noch wertlose Geldscheine zum Spielen hätten, weil der Bevölkerung nach dem Crash außer Bergen wertloser Scheine nichts mehr geblieben ist.
Dieses Problem ist schwieriger zu lösen, wie es auch im Garten schwieriger ist, nach tagelangem Starkregen eine meterhohe Flutwelle zu beherrschen, als bei Trockenheit zu gießen. Gegen die Flut hilft nur rechtzeitige Vorsorge, die Renaturierung von Bach- und Flußläufen und die Einrichtung ausreichender Überflutungszonen.
Das Geldvermögen ist da. Hoch oben über dem Tal im vollgefüllten Staubecken der Hochfinanz. Trotzdem kann und sollte man es nicht einfach konfiszieren, oder per Dekret entwerten. Es gibt viele gute Gründe, die dafür sprechen, eine einfachere, weniger rigorose und dennoch wirksame Lösung zu finden.
Mir schwebt dazu eine Kombination mehrerer Maßnahmen vor, die miteinander verzahnt sind und den gewünschten Effekt nach einer mehrjährigen Anlaufphase sicher bringen sollten.
Vermögens- und Transaktionsbesteuerung
Um die latente Gefahr, die von hochgestauten Geldvermögen ausgeht, beherrschen und bändigen zu können, sind sowohl die Vermögen selbst, als auch die spekulativen Transaktionen durch wirkungsvolle Besteuerung zu begrenzen und allmählich auf ein der Volkswirtschaft zuträgliches Maß zu begrenzen.
Im Einzelnen denke ich an folgende Maßnahmen:Die Erhebung einer Steuer in Höhe von jährlich 12 % auf das Vermögen privater Haushalte und Stiftungen, bei Gewährung eines Freibetrag in der Höhe von 1 Milliarde Euro.
Die Belastung aller Finanztransaktionen, also aller Überweisungen, aller Wertpapiergeschäfte einschließlich des Derivatehandels mit dem vollen Mehrwertsteuersatz.
Basis sollte die Höhe der Gesamtabflüsse von den Konten bzw. Depots des einzelnen privaten Haushaltes sein, die ab einem vernünftigen Freibetrag von z.B. bis 100.000 Euro p.a. mit dem jeweils gültigen Mehrwertsteuersatz belastet werden.
Das klingt teuer, aber wenn das Mehrwertsteueraufkommen unverändert bleiben sollte, würde der Steuersatz vermutlich auf ein Zehntel des derzeitigen Wertes sinken, was die ganze Angelegenheit nochmals reizvoller machen würde.Das System erfordert selbstverständlich die Einführung der Steuernummer in der Kontenführung der Banken und einen zentralen Computer, der die Umsätze pro Steuernummer einfach mitzählt und ab Überschreiten der Freibetragsgrenze die kontenführenden Banken unterrichtet und den Steuerabzug auslöst.
Ein Gesetz, das jeglichen Finanztransfer mit dem Ausland einem automatisierten Antrags- und Genehmigungsverfahren unterwirft, das stufenweise mit dämpfenden Beschränkungen reagiert, wenn sich Zu- oder Abflüsse plötzlich und in erheblichem Umfang verändern (Faustregel: mehr als 15 % des Volumens des Vorjahres in weniger als 1 Monat).
Wer jetzt einwendet, alle diese Vorschläge widersprächen den Grundregeln des Finanzwesens und ihre Umsetzung sei unmöglich, weil die Notenbank - als Hüterin der Währung - nicht in die Fiskalpolitik des Staates eingreifen dürfe und der Staat andererseits die Unabhängigkeit der Notenbank wahren müsse, der sollte sich überlegen, woher diese Regeln stammen und welche Effekte sie hervorgebracht haben. Es gibt kein naturgesetzliches Notenbankwesen, es gibt nur ein durch und duch marodes Geldsystem mit Regeln, die allesamt zu hinterfragen sind, bevor man sie bedenkenlos in ein neues System übernimmt.
Fakt ist, dass riesige Geldakkumulationen mit ihrem Zinsanspruch und ihrem Erpressungspotential entschärft werden müssen. Dazu fehlt dem herrschenden Geldsystem jegliche Voraussetzung. Warum also soll nicht der Staat (der doch nichts anderes ist, als der von seinen Bürgern beauftragte Dienstleister zur Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung) einen Teil zur Ordnung im Geldsystem beitragen. Lassen wir die Zentralbank die Quelle sein und den Staat den Ozean, in den sich der Strom ergießt. Wichtig ist, dass das dazwischen zirkulierende Wasser ausreicht, um das Leben zu erhalten, dass das umlaufende Geld ausreicht, um allen Menschen die Chance zu geben, ihre Arbeit gegen Geld zu verkaufen. Denn: Dass überall große Mengen an Arbeit darauf warten, getan zu werden, ist nicht zu übersehen, und dass große Mengen arbeitssuchender Menschen gerne bereit wären, diese Arbeit zu tun, ist mit allen frechen Faulheitsbehauptungen nicht wegzuwischen. Es fehlt der realen Wirtschaft nur am Geld. Geld dass von gewissenlosen Zockern, von jenen vaterlandslosen Gesellen, die sich stolz Global Player nennen und von den Zinseintreibern des Großkapitals ohne Gegenleistung beansprucht und dem Markt entzogen wird.
Dieses Geld über Vermögens- und Transaktionssteuern wieder zu aktivieren ist die zweite, unbedingt erforderliche und durchaus auch realisierbare Maßnahme, mit der irgendwann die Nähe jenes gar nicht so fernen Zieles erreicht werden kann, bei dem die Wirtschaft im Rahmen unschädlicher Toleranzen stets genau so viel Geld zur Verfügung hat, wie benötigt wird. Nicht weniger, denn das öffnet den erpresserischen Geldverleihern und ihren Zinsforderungen Tür und Tor, aber auch nicht mehr, denn überflüssiges Geld birgt die Gefahr inflationärer Dammbrüche.
Gesteuerte Zufuhr von frischem, unbelasteten Geld durch die Zentralbank schafft die blühenden Landschaften - die konsequente Kanalisierung und Ableitung von überflüssigem Geldvermögen ist die notwendige Ergänzung um die zerstörerischen Kräfte großer Geldansammlungen zu beschneiden. Beides zusammen stabilisiert sowohl den Wert der Währung, als auch den Wert der Geldvermögen, womit wiederum allen gedient ist, deren Vermögen unterhalb jener Freibetragsgrenze von 1 Milliarde Euro bleibt, die man den Superreichen durchaus zugestehen könnte.
Soviel in aller Kürze.
Was halten Sie davon?
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 8
Irrtümer und Täuschungen im Umgang mit dem GeldVerfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 29. August 2003
Mit den Ausführungen in den Kapiteln 1 bis 6 und dem Lösungsvorschlag in Kapitel 7 ist die Betrachtung der grundlegenden Eigenschaften und Wirkungen des Geldes, so wie wir es heute kennen, vorläufig abgeschlossen.Damit allerdings ist es noch lange nicht gelungen, alle Irrtümer und Denkfehler, alle Irreführungen und Betrugsmanöver zu beschreiben, die darauf beruhen, dass wir uns vom Geld - diesem so praktischen und universellen Tauschmittel - hoffnungslos abhängig gemacht haben und dem Geld daher eine Allmacht unterstellen, die es in Wahrheit nicht hat.
Die folgenden Kapitel beschäftigen sich hauptsächlich mit dieser Überschätzung des Geldes und den darauf errichteten logischen Kartenhäusern.
Überweisungen in die Zukunft
ein Vabanque-SpielGeld kann man nicht essen.
Das sollte jeder bedenken, der glaubt, seine Zukunft durch Geldanlage sichern zu können. Ganz aktuell wird mit der Vorlage des Berichtes der Rürup-Kommission und der daraus folgenden, ebenso scheinheiligen wie aufgeregten Debatte, der Privatvorsorge das Wort geredet.
Die kollektiven Systeme, die sich die Bürger dieses Staates in großer Weisheit als umlagefinanzierten Generationenvertrag gestaltet haben, sollen fallen, weil es den internationalen Konzernen nicht gefällt, dass hier - Monat für Monat - große Beträge Gegenwartsgeld, zinsfrei zwischen den Generationen transferiert werden. Geld, das unter der Überschrift "Lohnnebenkosten" völlig skrupellos nur noch als betriebswirtschaftliche Manövriermasse betrachtet wird, obwohl es eigentlich ein gesetzlich geregelter Bestandteil der Löhne und ein wichtiges Konstruktionselement des sozialen Friedens der Republik ist.
Dem muss die Erkenntnis entgegengestellt werden, dass alle auf die Jahre 2030 oder 2050 projizierten Verteilungsrechnungen, die sich im Kern nur um den Nachweis der Verfügbarkeit von Geld bemühen, nichts als Makulatur sind.
Bitte sehr: Wer heute beginnt, Geld zu sammeln, wird 2050 Geld haben. Ob er aber etwas zu essen haben wird, hängt davon ab, wie das Nahrungsmittelangebot in 2050 aussieht und das hat sehr wenig mit angesparten Rentenguthaben zu tun, es hängt fast ausschließlich von der Produktivität der dann erwerbstätigen Bevölkerung ab. Jedenfalls so lange, wie die in der Volkswirtschaft erwirtschaftete Leistung auch den Menschen zu Gute kommen darf, die sie erbracht haben und nicht hemmungslos zu Gunsten der Profite so genannter Global Player auf den Weltmärkten verramscht werden darf.
Kapitalgedeckte Rente
Oase oder Fata Morgana der SozialpolitikDas umlagefinanzierte Rentensystem sei am Ende. Eine stetig sinkende Zahl von Beitragszahlern und eine stetig wachsende Zahl von Rentenbeziehern würden den Rahmen des bejahrten Systems sozialer Alterssicherung sprengen - so die gängige Argumentation von Wirtschaft, Politik und gemäßigten Gewerkschaften.
Ein System privater Vorsorge hingegen, so wird suggeriert, könne von diesen Problemen überhaupt nicht tangiert werden, weshalb jetzt der Wechsel zur privaten, kapitalgedeckten Altersvorsorge so dringend angeraten sei, dass die Riester Rente, würde sie denn nicht freiwillig angenommen, ab 2005 als privatwirtschaftlich organisierte Pflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben werden müsste.
Das klingt alles gut und schön, aber hält es auch einer kritischen Betrachtung stand, wenn die Überlegung nicht ausschließlich vom Geld her aufgezogen wird?
Eine realistische Betrachtung muss damit beginnen, dass man sich darauf besinnt, was Rentner eigentlich brauchen. Rentner leben nämlich nicht von dem Geld, das ihnen die Rentenkasse überweist. Sie leben von den Dingen, die sie davon kaufen können und das ist keine Haarspalterei sondern lediglich die Entzauberung des Geldes: Nichtgebackenes Brot kann mit noch so viel Geld nicht gekauft werden.
Wer heute Geld spart und verzinslich anlegt und davon in zwanzig Jahren als Rentner leben will, muss also in erster Linie darauf vertrauen, dass die nachfolgende Generation soviel Nahrung, Kleidung, Medizin, Wohnraum usw. erzeugt, dass für die gesamte Bevölkerung einschließlich Kindern und Rentnern genug da ist.
Wenn also im Jahr 2050 die Zahl der Rentner tatsächlich gleich hoch sein sollte, wie die Zahl der Berufstätigen, dann werden die Berufstätigen in Summe so viel erzeugen müssen, dass es für alle Menschen im Lande reicht. Von den Kindern über nicht berufstätige Frauen, Kranke, Soldaten, Anlageberater und sonstige nicht produktiv Beschäftigte bis hin zum letzten Rentner.
Wer aber darauf vertraut, dass der produktive Teil der Bevölkerung die dafür erforderliche Leistung erbringen wird, der kann ebenso gut den Regelungen des Generationenvertrages und der umlagefinanzierten Rente vertrauen.
Sollten es die produktiv Berufstätigen des Jahres 2050 jedoch nicht schaffen, die Güter für die Versorgung der gesamten Bevölkerung zu erwirtschaften dann wird es Mangelerscheinungen, Hunger und Armut geben.
Diese Mangelerscheinungen treten völlig unabhängig von der Höhe des von den Rentnern angesparten Kapitals auf. Das angesammelte Kapital, das nachfragewirksam auf ein unzureichendes Angebot trifft, wird allerdings zwei höchst unerfreuliche Folgen haben: Einerseits wird es zur Inflation führen, also alles Geld soweit entwerten, bis sich das Güter- und das Geldangebot annähernd ausgleicht, und andererseits wird der Überschuss angesammelten Kapitals den Rentnern einen feststehenden Anteil an der Gesamtleistung garantieren, der wiederum ohne staatliche Eingriffe nicht korrigiert werden kann. Im schlimmsten Falle könnte eine kapitalgedeckte Rente dazu führen, dass die aktive Generation nichts, die Rentnergeneration alles für sich beanspruchen kann. Der Mangel an aktueller Leistung kann durch - in der Vergangenheit angesammeltes - Geld nicht ausgeglichen werden, allerdings kann Geld aus der Vergangenheit die Verteilung beeinflussen, was nicht zwangsläufig zu einer gerechteren Verteilung führen wird. Im Gegenteil!
Doch diese finstere Prognose hat keinerlei reale Begründung. Kein bekanntes Faktum spricht dagegen, dass es die produktiv Berufstätigen schaffen werden, die zur Deckung des Gesamtbedarfes der Bevölkerung erforderlichen Güter und Leistungen herzustellen. Es wird also möglich sein, dass - ganz unabhängig vom Geld - jeder Berufstätige einen Rentner ernähren kann. Wenn das also funktioniert, warum soll dann ein umlagefinanziertes Rentensystem nicht auch funktionieren?
Das umlagefinanzierte System ist sogar weit besser geeignet, als ein kapitalgedecktes System, die Lasten zwischen den Generationen auszutarieren, weil es die Chance bietet, den Schlüssel für die Verteilung der Wirtschaftsleistung zwischen den Generationen zeitnah und den Erfordernissen entsprechend anzupassen. Gegen zu viel konkurrierende Kaufkraft einer zu reichen Altengeneration mit kapitalgedeckter Rente hilft hingegen (siehe oben) nur die Inflation, die aber alles Geld gleichermaßen trifft.
Wenn wir nun aber schon erkennen, dass die Versorgung der Rentner in jeder beliebigen Zukunft ausschließlich von der Leistungsfähigkeit der Volkswirtschaft abhängt und dass auch Rentner Geld nicht essen können, dann stellt sich die Frage, ob es wirklich Sinn macht, heute damit zu beginnen, die Umlagefinanzierung zu verlassen und mit massiver Förderung und voraussichtlich schon ab 2005 mit staatlichem Zwang in die Kapitaldeckung einzusteigen?
Die Sache hat scheinbar für die gesamte Wirtschaft den Vorteil, dass sich die Arbeitgeber aus der hälftigen Finanzierung der Rentenbeiträge verabschieden und so mit niedrigeren Lohnnebenkosten konkurrenzfähiger werden.
Dies ist jedoch nur ein Taschenspielertrick. Dadurch, dass die Arbeitgeber weniger zahlen, haben ja die Beschäftigten noch nicht mehr in der Tasche. Die private Vorsorge, das Ansparen eines Kapitalstockes geht also zu Lasten des verfügbaren Einkommens und führt entweder zu einer Umschichtung von Sparleistungen - aus "irgendwelchen" Anlagen in die zulässigen Renten-Anlagen - oder, und das wird in der Mehrzahl der Fälle zutreffen, zu einem Verlust an Gegenwarts-Kaufkraft.
Die kapitalgedeckte Rente verschlechtert also zwangsläufig die Binnenkonjunktur und selbst wenn die Tarifpartner dies durch höhere Löhne ausgleichen wollten, wäre das kaum möglich, denn der Kapitalstock löst nicht nur kein Problem, er schafft ein zusätzliches:
Für höhere Löhne ist nämlich kein Geld da. Das Geld, das bisher über die Umlage aus den Einkommen der Berufstätigen direkt in die Taschen der Rentner und von dort in hohem Maße direkt in den Konsum, also wieder zurück in die Wirtschaft geflossen ist, ist mit dem Ansparen eines Kapitalstocks erst einmal aus dem Wirtschaftskreislauf verschwunden, zu Geldvermögen geronnen. Wer es reaktivieren will, muss es sich leihen, von den Banken und Versicherungen, die die Beiträge eingesammelt haben und die nur durch die Ausreichung von Krediten in der Lage sind, auf die Einlagen der Rentensparer überhaupt Zinsen zu zahlen.
Die Geldversorgung der Wirtschaft wird also durch eine kapitalgedeckte Rente um Zinskosten verteuert, die es bei der Umlagefinanzierung nicht gibt. Dabei entstehen sehr schnell ganz erhebliche Aufwände.
Außerdem, und das ist vielleicht noch wichtiger, muss die Wirtschaft damit rechnen, dass jeder Prozentpunkt "Riester-Rente", der gegenüber dem gleichen Aufwand in der umlagefinanzierten Rente eine Kostenersparnis von vielleicht 4 Milliarden Euro jährlich ermöglicht, einen Kaufkraftausfall im Binnenmarkt von weit mehr als 8 Milliarden Euro nach sich ziehen wird, weil die angesparten Beiträge ja nicht nur "einmal umverteilt/ausgegeben" werden, sondern dauerhaft(!) dem Wirtschaftskreislauf entzogen sind. Geld, das in den Ladenkassen fehlt wird bei vielen Unternehmen, alleine zur Erhaltung der Liquidität, zwangsläufig ein weiteres Ansteigen der Verschuldung erfordern.
Davon betroffen sind der Einzelhandel, die regionalen Gewerbetreibenden und Dienstleister und alle Branchen, die nicht überwiegend exportorientiert arbeiten. Umsatzausfälle und Gewinnrückgänge werden zwangsläufig weitere Sparprogramme in den Unternehmen zur Folge haben, die letztlich immer auf Stellenabbau hinauslaufen und damit verbunden zu sinkenden Steuereinnahmen, sinkendem Beitragsaufkommen und steigenden Leistungen der Sozialsysteme führen.
Diese desaströse Entwicklung im Binnenmarkt hat nur einen einzigen Zweck: Die Verbilligung der Exporte. Um Käufern außerhalb Deutschlands Produkte "Made in Germany" möglichst billig und trotzdem noch mit hohen Gewinnmargen anbieten zu können, müssen im Binnenmarkt die Gürtel enger geschnallt und längst sicher geglaubte soziale Standards geopfert werden.
Und hier treffen wir wieder den eigentlichen Grund für die Sparmaßnahmen in den Sozialsystemen:
Alle Kürzungen, ob bei der Rente, bei den Gesundheitskosten oder beim Arbeitslosengeld und jede Leistung der öffentlichen Hände, die aus Kostengründen unterbleibt, also jedes geschlossene Freibad, jedes aufgelassene Museum, jedes nicht reparierte Schlagloch auf deutschen Straßen wird durch Geldhortung (demnächst sogar noch durch staatlich verordnetes Zwangssparen für die Riester-Rente) in einer Deflations-Spekulation erst provoziert und dann als Preisnachlass dem ausländischen Konsumenten angeboten, um die Gewinne der Exporteure und Global Player auf fremden Märkten zu steigern.
Wer hat also welchen Vorteil vom Einstieg in die kapitalgedeckte Privatvorsorge?
Die Exportindustrie
verschafft sich zu Lasten des Lebensstandards im Inland Wettbewerbsvorteile und zusätzliche Gewinne auf den Weltmärkten.
Die Banken und Versicherungen
übernehmen die Kontrolle über einen bisher zinsfrei organisierten Transfer. Jede Umwandlung von Geld in Geldvermögen verschafft Versicherungen und Banken zusätzliche Kreditnachfrage und damit zusätzliche Gewinne.
Die Politiker
können sich nach Einführung der Riester Rente als Pflichtversicherung bis zum Ausbruch der Revolution beruhigt zurücklehnen und Jahr für Jahr die Beitragssätze zur umlagefinanzierten Rentenversicherung mit Verweis auf die Privatvorsorge ganz nach Wunsch und Bedürfnis der Exportwirtschaft um den einen oder anderen Prozentpunkt senken.Die heutigen Beitragszahler und künftigen Rentner
übernehmen eine durch den Einstieg in den Systemwechsel bedingte Mehrbelastung und sollten sich darauf einstellen, dass die staatliche Förderung der privaten Vorsorge binnen weniger Jahre bis zur Unkenntlichkeit zusammengestrichen wird. Ihr Wohlstand im Alter wird - wie heute auch - primär vom Leistungsvermögen der gleichzeitig Berufstätigen und vom gesellschaftlichen Konsens zur Verteilungsgerechtigkeit zwischen den Generationen abhängen.Die heutigen Rentner
werden über Veränderungen in der Rentenformel zur Kasse gebeten, um die Beitragssenkung für die Exporte zu finanzieren.Diese Betrachtung über die Schwierigkeiten mit Überweisungen in die Zukunft haben weit über die Rentendiskussion hinaus Gültigkeit. Geld ist kein unveränderlicher Wert an sich. Geld ist noch nicht einmal ein unveränderlicher Wertmaßstab. Geld, das als Nachfrage auftritt, kann nie mehr sein, als der Schatten der gleichzeitig verfügbaren realen Leistung.
Große Mengen gehorteten Geldes
stellen zwar ein enormes Erpressungspotential dar, das sowohl in den Händen superreicher Eigentümer als auch in den Händen der "verwaltenden/verwahrenden Institutionen" liegt, es hat diesen zweifelhaften Wert aber nur, weil es eben nicht umläuft, nicht nachfragt, nicht kauft.
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 12. September 2003
Teil 9
Irrtümer und Täuschungen im Umgang mit dem Geld
Währungsstabilität und Haushaltsdefizit
Mit der Haushaltsdebatte im Deutschen Bundestag rückte auch die Frage der Währungsstabilität, die wir in dieser Schärfe erst kennen, seit uns der Euro die Stabilitätskriterien von Maastricht beschert hat, wieder in die Reihe der gern genutzten Kampfargumente der Opposition auf. Ein Grund mehr, sich der Frage zu widmen, ob ein Haushaltsdefizit von mehr als 3% des BIP nun wirklich zwingend die Währungsstabilität beeinträchtigt und, falls ja, welchen "eigenen" Wert eine stabile Währung überhaupt hat.
Am 10. September 2003 veröffentlichte dpa eine Meldung zum Euro-Stabilitätspakt und über die erneut zu erwartenden Regelverletzungen durch Frankreich und Deutschland. Um den folgenden Ausführungen einen passenden und aktuellen Hintergrund zu geben, zitiere ich zunächst kurz und sinngemäß aus diesem Artikel, der im Original unter anderem hier aufzufinden ist.Wim Duisenberg ist enttäuscht darüber, dass Frankreich und Deutschland die Regeln des Stabilitätspaktes verletzen, denn er sieht dadurch das langfristige Wachstum in der Euro-Zone in Gefahr. Frankreich erwartet für dieses Jahr ein Etatdefizit von 4 Prozent, Deutschland von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Auch für 2004 gehen viele Ökonomen davon aus, dass beide das Ziel verfehlen werden. «Im Bereich der Fiskalpolitik haben wir einen Prozess gesehen, in dem Verpflichtungen wiederholt nicht eingehalten wurden», sagte Duisenberg in diesem Zusammenhang und erklärte: «Ich sehe die jüngsten fiskalen Entwicklungen und die Diskussionen über den Stabilitäts- und Wachstumspakt mit großer Sorge, Der Mangel an fiskaler Disziplin - und besonders der Mangel an irgendeiner klaren, mittelfristig ausgerichteten Konsolidierungsstrategie - ist ein Faktor, der auf den langfristigen Wachstumsaussichten der Eurozone lastet.»
Gerhard Schröder hingegen verteidigte die Verletzung der Neuverschuldungsgrenze durch Deutschland und Frankreich. Es könne Situationen geben, in denen die Defizit-Grenze nicht um den Preis eines Abwürgens der Konjunktur eingehalten werden dürfe.
Pedro Solbes, der Währungskommissar ließ durch seinen Sprecher Gerassimos Thomas verlauten, die Kommission sei bereit, den Stabilitätspakt «intelligent» anzuwenden. Die Regeln müssten mit höchstmöglicher Flexibilität erfüllt werden, wozu die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten unabdingbar sei.Nout Wellink, der niederländische Zentralbankchef, forderte, Deutschland und Frankreich bei einem erneut zu hohen Haushaltsdefizit 2004 mit milliardenschweren Bußen zu bestrafen. Wellink, Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank, sagte dem Hamburger Nachrichtenmagazin «Stern»: «Strafen sind Teil des Systems, auf das wir uns alle geeinigt haben.»
Experten, Fachleute und Verantwortliche sind sich also wieder einmal uneins, die Debatte verkommt zur politischen Schaumschlägerei im Range eines währungspolitischen Religionskrieges. Dabei ist gerade die Prognose des Notenbankpräsidenten, eine Verschuldung oberhalb der willkürlich festgelegten 3 Prozent-Grenze gefährde das langfristige Wachstum, vor dem Hintergrund aller bisher gehörten Theorien die absurdeste. Doch dazu später mehr.
Sicherlich ist es so, dass die Maastricht-Kriterien in einer Zeit zweifelnd-skeptischer Annäherung von den vorsichtig agierenden Hütern der europäischen Landeswährungen aufgestellt wurden, um zu verhindern, dass zuerst einzelne, später unweigerlich alle Länder der Währungsunion, in eine nicht mehr zu bremsende Inflationsspirale gerieten. Schließlich gab und gibt es in der EU immer noch zu viele einzelstaatliche Interessen, die von einzelstaatlichen Finanz-, Wirtschafts- und Sozialpolitikern auch durchgesetzt werden können, wogegen die gemeinsamen, gesamteuropäischen Interessen, auch das Interesse an der Stabilität einer gesamteuropäischen Währung, im Zweifelsfall immer noch zurückstehen.
Der Stabilitätspakt ist also in Wahrheit eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, mit der verhindert werden soll, dass einzelne Mitgliedsstaaten sich durch ausufernde Ausgaben- und Schuldenpolitik auf Kosten der Gemeinschaft unrechtmäßig bereichern. Aus dieser Denkweise heraus hat Theodor Waigel nimmermüde nach den schärfstmöglichen Stabilitätskriterien und nach harten Strafen für die Sünder verlangt und am Ende beides durchgesetzt. Aus dieser Denkweise heraus argumentiert offensichtlich heute noch der niederländische Zentralbankchef Nout Wellink, wenn er die Strafen als einen unverzichtbaren Teil des Systems verteidigt und der Androhung auch Urteil und Exekution folgen lassen will.
Heute hat sich die Situation aber längst gewandelt, die Währungsstabilität stellt derzeit überhaupt kein Problem dar, aber das Wachstum ist spärlich geworden und allenthalben fehlt es an Liquidität. Daraus haben die deutsche und die französische Regierung (endlich) abgeleitet, dass dem Abfluss liquider Mittel aus dem Kreislauf der Realwirtschaft nicht ausschließlich durch Sparsamkeit, sondern in einem gewissen Maße auch durch Zufuhr frischen Geldes begegnet werden muß, soll die Wirtschaft nicht vollständig stranguliert werden.
Weil sich aber immer noch die gleichen nationalen Sonderinteressen um die gemeinsame Währung scharen, wäre der völlige Verzicht auf die Maastricht-Kriterien ein schwerwiegender Fehler, weil damit der radikalen Durchsetzung egoistischer Nationalinteressen sofort eurozonen-weit Tür und Tor geöffnet wären und die Währungsgemeinschaft innerhalb kürzester Zeit zur Inflationsgemeinschaft verkäme. Die größtmögliche Flexibilität der Handhabung, wie es der Währungskommissar formuliert, ist ebenfalls riskant, weil die allgemeine Lebenserfahrung lehrt, dass jede einmal gewährte Ausnahme dazu neigt, sich für alle Zukunft als neue Regel zu etablieren, der Prozess der Auflösung der Stabilitätskriterien würde damit ebenfalls unaufhaltsam voranschreiten.
Die Situation ist verfahren und das offenkundige Dilemma der europäischen Währungspolitik macht deutlich, dass letztlich doch diejenigen Recht behalten haben, die eindringlich davor warnten, eine gemeinsame Währung zu installieren, bevor es tatsächlich zu einer umfassenden gemeinsamen Politik (Verfassung, Parlament, Regierung, Justiz) und zu einer weit gehenden Angleichung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in den Mitgliedsstaaten gekommen sei.Die währungspolitische Verhaltensweise von Frankreich und Deutschland, so wie wir sie heute erleben, ist nichts anderes, als die Einführung des Faustrechts in der Währungsgemeinschaft. So wichtig es ist, dass zusätzliches Geld in die Wirtschaft kommt, so erschreckend ist es, dass dies offensichtlich nur dadurch gelingen kann, dass sich die Großen zusammentun und sich, getrieben von der nationalen Notwendigkeit, einfach über alle Vereinbarungen und Verträge hinwegsetzen.
(Gerne lasse ich mich daran erinnern, genau dieses Verhalten selbst gefordert zu haben, ich halte es zur Wahrung deutscher Interessen auch nach wie vor für unumgänglich, die Hoheit über die eigene Währung zurückzuerlangen, aber ich kann nicht umhin, an dieser Stelle die Tünche von der so hochgehaltenen europäischen Einigkeit abzukratzen und auf die unverändert hochgehaltenen nationalen Interessen hinzuweisen.)
Bedenklich stimmt zudem, dass offenbar niemand bereit ist, aus der verfahrenen Situation zu lernen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Ganz im Gegenteil: Dieses Kartenhaus aus weitgehend inkompatiblen Partikularinteressen soll in diesem Jahr im Eiltempo auch noch von einer gemeinsamen Verfassung gekrönt werden, wobei es wiederum die Großen sind, die jede inhaltliche Debatte zum jetzt erreichten Stand des Konventsvorschlages mit fadenscheinigen Eilbedürftigkeitsbegründungen abwürgen wollen.
So viel zur europäischen Politik.
Wenden wir uns nun der Frage zu, ob und inwieweit europäische Währungsstabilität und nationalstaatliche Haushaltsdefizite überhaupt in einem nachprüfbaren Wirkungszusammenhang stehen und wie groß der zu befürchtende Einfluss von Haushaltsdefiziten auf die Preisentwicklung im Binnenmarkt tatsächlich ist. Dazu ist es nützlich, sich - zumindest im Gedankenexperiment - von der real existierenden Konkurrenz-Situation der Europäer zu lösen und ein tatsächlich einheitliches, einem gemeinsamen politischen Gestaltungswillen folgendes Europa zu unterstellen.
Damit verliert die europäische Währungsunion nämlich die Aura des Besonderen und der Konflikt wird zur ganz normalen, in jedem Staat immer wieder zu lösenden Aufgabe, Wirtschaft und Währung in einem guten Zustand zu halten und die im Augenblick so schwerwiegenden Belange der Nationalstaaten fallen im Gewicht auf den (immer noch absolut angemessenen) Rang der Belange deutscher Bundesstaaten, wie Bayern oder Brandenburg zurück.
Wirtschaft und Währung in einem guten Zustand zu halten ist einfach in einer Situation, in der sich der
- Verbrauch von Gütern und Leistungen und
- die gleichzeitige Produktion von Gütern und Leistungen in etwa die Waage halten
- und in der die Nachfrage stets über ausreichend Liquidität verfügt, um die benötigten Güter und Leistungen auch abnehmen zu können.
Viel schwieriger wird es in einer Situation, in der vom Strom der Liquidität beständig kleine Geldmengen abgezweigt und als Geldvermögen angelegt werden. Bleiben Nachfrage, Produktion und Preise unverändert, wird die auf der Nachfrageseite vorhandene Liquidität nämlich nicht ausreichen, um die Produkte und Leistungen der Angebotsseite vollständig abzunehmen.
Es entsteht - im Verhältnis zur verfügbaren Kaufkraft, aber völlig unabhängig vom realen Bedarf - ein unverkäuflicher Leistungsüberschuss. Versuche einzelner Marktteilnehmer, den Leistungsüberschuss im Denkrahmen betriebswirtschaftlichen Kalküls durch Preissenkungen zu beherrschen, verlieren ihren Reiz schnell, spätestens dann, wenn die Rendite des betriebsnotwendigen Kapitals unter die Renditeerwartung des Geldvermögens sinkt. Aus volkswirtschaftlicher Sicht bleiben solche partiellen Preissenkungen jedoch wirkungslos, ein neues Gleichgewicht kann nur hergestellt werden, wenn eine (oder mehrere in Kombination) der folgenden Strategien angewendet wird:
a) Der Leistungsüberschuss wird vernichtet, die Kapazitäten werden angepasst.
b) Der Leistungsüberschuss wird exportiert.
c) Der Leistungsüberschuss wird im Binnenmarkt abgesetzt. Die erforderliche Liquidität wird durch Kredite zur Verfügung gestellt.
Nun ist es aber die existenzielle Grundlage unserer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, dass die umlaufende Liquidität beständig um kleine Beträge vermindert wird, die dann als Geldvermögen nicht mehr am Warenhandel teilnehmen können.
Diese kleinen Verminderungen der Liquidität werden verursacht durch
- alle Gewinne (nach Steuern), soweit sie vom Empfänger nicht zeitnah wieder für Produkte und Leistungen der Realwirtschaft ausgegeben werden.
- alle Zinserträge und Miet-/Pachteinnahmen, die nach Abzug von Kosten und Steuern von den Empfängern behalten und weder für konsumtive Zwecke noch für Investitionen in Projekte der Realwirtschaft verwendet werden.
- darüberhinaus aber auch alle Sparleistungen der Bürger, die für einen längeren Zeitraum (> 2 Jahre) in Sparplänen und Lebensversicherungen, Bausparverträgen oder Riester-Renten-Produkten fest angelegt werden.
Es gibt kein Ausweichen vor der Tatsache: Alle in "Geldvermögen" umgewandelte Liqudität fehlt im Kreislauf der Realwirtschaft.
Um dem abzuhelfen, erbieten sich die Banken, auf der Basis der ihnen als Einlagen anvertrauten Geldvermögen - nach kritischer Prüfung der Bonität des Bittstellers - gegen Zins neue Kredite auszureichen und so wieder Geld in den Kreislauf einzuspeisen.
Sparsamkeit kann, das bestätigt sich auch hier wieder, nur dann Zinsen tragen, wenn sich jemand findet, der sich verschuldet. Die Ursachen für die Verschuldung sind vielfältig, sie beginnen dort, wo ein Unternehmer mit dem Einsatz von Fremdkapital die Chance sucht, einen Gewinn zu erwirtschaften und sie enden dort, wo die blanke Not dazu zwingt, die letzte Habe in die Pfandleihe zu tragen, um sich überhaupt am Leben zu erhalten.
Jeder zusätzliche Kredit führt aber zwangsläufig zu einer Steigerung der Zinslast, in der Folge zu einer Vergrößerung des Geldvermögens und in der Folge zu neuerlicher Geldknappheit und zur Notwendigkeit neuerlicher Verschuldung.
Das ist unser System.
Und weil unser System so ist, wird der Staat, wenn er seine Aufgaben wahrnehmen und die Abgabenlast nicht steigern will, auch ohne jegliche bestehende Staatsschuld innerhalb kurzer Zeit finanzpolitisch scheitern müssen.
Bitte denken Sie das Problem am folgenden Beispiel durch:
Ein ganz einfacher, kleiner Staat, der nur einen einzigen Bediensteten, nämlich den Kanzler hat, und in dem die Ausführung aller Staatsaufgaben, bis auf die vom Kanzler zu treffenden Entscheidungen, privatisiert ist, stellt seinem Kanzler einen jährlichen Etat von 500.000 Euro zur Verfügung. Stellen wir uns nun vor, die Wirtschaft hätte im ersten Jahr der Regentschaft des Kanzlers Einnahmen von 10 Millionen Euro erzielt, wovon 5% als Umsatzsteuer abgeführt wurden. Das ist exakt jene Summe von 500.000 Euro, die dem Kanzler am Ende des ersten Jahres zur Verfügung gestellt wurde, um sie im zweiten Jahr nach und nach für sich und die Ausgaben des Staates zu verwenden. Stellen wir uns weiter vor, dass von den 10 Millionen Einnahmen der Wirtschaft 9 Millionen an Löhnen bezahlt wurden und dass die gesamte Unternehmerschaft in diesem ersten Jahr nicht mehr Gewinn erwirtschaftet hätte, als jene fünf Prozent, die man auch dem Kanzler und seinem Staat zu geben bereit war, so stellte sich doch schon im zweiten Jahr heraus, dass nur noch 9.6 Millionen umgesetzt werden konnten, weil nämlich die Unternehmer aus dem Gewinn des ersten Jahres 400.000 Euro als Rücklage aus ihrem Gewinn zur Bank getragen hatten.
Dem Kanzler standen daher zu Beginn des dritten Jahres seiner Regentschaft nur noch 5% aus 9,6 Millionen, also 480.000 Euro zur Verfügung und als ihm kurz vor Weihnachten das Geld ausging, lieh er sich die fehlenden 20.000 von der Bank, in der festen Absicht, den Betrag in spätestens vier Wochen, gleich nach Eingang der Umsatzsteuer für das ablaufende Jahr, zurückzuzahlen.
Das Prinzip ist klar, oder?
Es lässt sich auch durch andere Formen der Besteuerung nicht verändern. Sobald Gewinne (oder Zinsen) aus dem Kreislauf herausgenommen werden, müssen Schulden gemacht werden, um die stillgelegte Geldmenge zu ersetzen.In der viel komplexeren Wirklichkeit wird diese einfache Kette aus Ursache und Wirkung bis zur Unkenntlichkeit in Millionen von scheinbar unabhängigen Einzelereignissen zerschlagen. Ein Unternehmen macht Gewinne im Inland, ein anderes exportiert erfolgreich, ein drittes wird verkauft und zerschlagen. Grundstücke werden beliehen, um Häuser zu errichten, hier werden durch Rationalisierung ein paar Arbeitsplätze vernichtet, dort entstehen im Bereich der Genforschung neue, die Renten werden erhöht, oder auch nicht, die Krankenkassenbeiträge steigen, die Menschen nehmen ihre Dispo-Kredite mehr in Anspruch, sparen aber gleichzeitig für die Rente und für die Aussteuer und für den Hausbau. Die Müllabfuhr wird privatisiert, die Schule nicht renoviert, das Theater geschlossen. Die Steuereinnahmen steigen kaum noch, aber die Staatsausgaben steigen noch mehr, es gibt eine schwache Inflation und es gibt Kapitalflucht ins Ausland - doch ein Effekt bleibt zuverlässig gleich:
Das Geldvermögen wächst, die Zinseinnahmen aus Geldvermögen und Grundbesitz wachsen, das aus dem Kreislauf herausgewonnene Geld muss durch neue Schulden ersetzt werden, oder die Wirtschaft stürzt in die Deflation.Will der Staat also seine Leistungen weiterhin ungeschmälert erbringen, muss er entweder die Steuern erhöhen, oder sich verschulden. Es geht gar nicht anders.
Erhöht er die Steuern da, wo er Kaufkraft vom Markt nimmt, wird sich die gesamtwirtschaftliche Situation verschlechtern.
Schränkt er seine Leistungen ein, vergibt also weniger Aufträge an die Wirtschaft, wird sich die gesamtwirtschaftliche Situation ebenfalls verschlechtern.
Senkt er hingegen die Steuern, in der Hoffnung damit die Bürger zu entlasten, und wird diese Steuersenkung nicht im vollen Umfang verwendet, um die Nachfrage zu erhöhen, wird sich die gesamtwirtschaftliche Situation verschlechtern, ganz abgesehen davon, dass sich die staatlichen Leistungen verschlechtern müssen, was sich auch niemand wünschen kann.
Nimmt der Staat aber zusätzliche Schulden auf, verbessert sich die gesamtwirtschaftliche Situation. Doch angeblich droht damit erhebliches Ungemach für die Zukunft.
Sind Staatsschulden ein Risiko für zukünftige Generationen?
Entgegen eines weit verbreiteten und wohlgehegten Irrglaubens entsteht Wachstum in unserem System nicht durch mehr Arbeit, sondern einzig und alleine durch die Verfügbarkeit von mehr Geld. Nur wenn Geld da ist, das als Gewinn abgeschöpft (und in Geldvermögen umgewandelt werden kann), lohnt es sich im Kapitalismus ein Unternehmen zu betreiben.
So lange der Staat nicht wagt, aus dem Wirtschaftskreislauf herausgenommenes Geld, das durch sein Fehlen die Einnahmen des Staates mindert, direkt per Vermögenssteuer und/oder per Steuern auf Zins- und Spekulationserträge dort abzuholen, wo es gehortet wird und von wo aus es nur als Darlehen gegen Zinsen wieder auf den Markt kommt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich eben genau dieses Geld zu leihen, oder den Offenbarungseid zu leisten.
Aber das aus dem Wirtschaftskreislauf herausgenommene Geld mindert ja nicht nur die Einnahmen des Staates, es fehlt der Wirtschaft und der Masse der privaten Haushalte eher noch mehr, als dem Staat. Wer die Statistiken richtig liest, erkennt, dass der Staat (Deutschland) nur etwa 25Prozent der in unserer Volkswirtschaft existierenden Schulden auf sich gezogen hat. Die restlichen 75 Prozent verteilen sich auf Wirtschaft und private Haushalte.
Der weitaus größte Anteil an der Gesamtverschuldung und damit die hauptsächliche Gefahr für die Währungsstabilität geht also von der Veränderung der Schuldenkonten der nichtstaatlichen Markteilnehmer aus. Das lässt sich ohne Zweifel an den erreichten Schuldenständen ablesen und es spricht alles dafür, daß sich dieses Verhältnis auch in Zukunft kaum verändern wird.Vor den Risiken für die Währung, die von der - im Verhältnis zu den Staatschulden - viel größeren Verschuldung der übrigen Marktteilnehmer ausgehen, warnt aber keine EZB und kein internationaler Währungsfond. Ist das nicht verwunderlich? Oder weiß man dort ganz genau, dass Schulden und Geld nur die unterschiedlichen Seiten der gleichen Medaille sind, und dass ein stetiges Wachsen der Geldmenge (incl. Geldvermögen) unabdingbare Voraussetzung dafür ist, daß Handel und Wandel florieren?
Entsteht die negative Haltung zu konjunkturbelebender Staatsverschuldung vielleicht aus ganz anderen Ursachen, die jedoch - im Gegensatz zu den öffentlich vorgetragenen Argumenten - weitaus weniger selbstlosen und altruistischen Interessen entspringen?Fragen wir uns also, welche Gewinn- und Vermögensinteressen werden durch Staatsschulden beeinträchtigt und schon finden wir zumindest zwei hochinteressante Motive, sich mit Macht gegen die Staatsverschuldung einzusetzen:
1. Die Höhe der Zinserträge
Der Staat, als AAA-Schuldner, mit bestmöglichem Rating, zahlt die niedrigsten
Zinsen. Die gleiche Geldmenge lässt sich an Wirtschaft und Private mit deutlich
höherem Gewinn verleihen. Je größer also der Anteil des Staates an der zur Geldbereitstellung unvermeidlichen Verschuldung ist, desto geringer die Zinserträge.2. Gemeinwirtschaftliche Aufgaben
Der Staat nimmt (immer noch) vielerlei Aufgaben in eigener Regie wahr, aus denen sich Unternehmer bei Privatisierung hohe Gewinne und Kapitalanleger hohe Renditen versprechen.
Aber nur, wenn man dem Staat den Gürtel so eng schnallt, daß er der Not gehorchend sein Tafelsilber verkauft, wird der Weg frei, diese Aufgaben zu privatisieren. Je mehr die zulässigen Schulden des erstklassigen Schuldners Staat durch Gesetze und Verträge beschränkt werden, desto weniger kann er gemeinwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen, desto größer der Marktanteil der gewinnortientierten Unternehmer.
Wo liegt also die reale Gefahr der Staatsverschuldung für die Währung?
Die düstere Prognose, Staatsschulden wirkten sich langfristig negativ auf das Wachstum aus, die Wim Duisenberg in diesen Tagen ausgesprochen hat, ist falsch. Das Wachstum ist abhängig von der verfügbaren Geldmenge. Die EZB unter Duisenbergs Führung versucht, die jährliche Inflationsrate bei mindestens(!) 2% zu halten. Weniger, das hat die EZB begriffen, bedeutet allerhöchste Deflationsgefahr! Wieso soll also ausgerechnet die Staatsverschuldung, mit ihrem 25%-Anteil an der Gesamtverschuldung bei einer sowieso tendenziell zu niedrigen Inflation eine Gefahr für die Währungsstabilität und zukünftiges Wachstum darstellen?
Nur wenn der Staat den zum Scheitern verurteilten Versuch unternimmt, sich der finanzmathematisch unausweichlichen, Jahr für Jahr steigenden Mehrverschuldung zu entziehen, wirkt sich das als Wachstumsbremse aus.
Ansonsten ist alles nur ein Spiel, in dem die Werte der von der Realwirtschaft bewegten Güter und Leistungströme mit immer größer werdenden Zahlen ausgedrückt werden, ohne daß sich die Relationen der Werte untereinander verändern müßten. Ob ein Neuwagen 10.000 oder 100.000 Euro kostet ist gleichgültig, solange die Durchschnittseinkommen im ersten Fall bei jährlich 50.000 Euro liegen und im zweiten Fall bei 500.000.Gigantische Zahlen erreichter Schuldenstände mögen Besorgnis erregen. So lange unser System aber so funktioniert, wie es funktioniert, ist der Versuch, die Geldvermögen durch Inflation zu entwerten, während Löhne und Preise sich auf steigendem Niveau ungefähr die Waage halten, der einzige Weg, die Realwirtschaft gesund zu erhalten. Dies ist wichtiger, als eine Währungsstabilität, die nur dem Erhalt gehorteter Vermögen dient und damit als Umlaufbremse wirkt.
Die andere Möglichkeit bestünde darin, dass der Staat selbst - ohne Inanspruchnahme der Banken, also ohne Schulden zu machen - in dem Maße frisches Geld schafft, wie es der Wirtschaft durch Hortung entzogen wird und dass er dieses Geld an geeigneten Stellen in den Kreislauf der Realwirtschaft einspeist.
Man könnte Renten damit bezahlen, oder Geburtsprämien, oder Universitäten bauen, oder Projekte des Umweltschutzes bezahlen, oder, oder, oder.
Die ausführliche Begründung dafür findet sich in
Grundlagen des Geldes 7
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 8. Dezember 2003
Teil 10
Irrtümer und Täuschungen im Umgang mit dem Geld
Der natürliche Zins
und das Notenbankgeld
- Ikonen volkswirtschaftlichen Aberglaubens -
1. Der natürliche Zins
Seit langem hält sich an den volkswirtschaftlichen Fakultäten die aus Empirie und Hypothetik gleichermaßen abgeleitete Idee, es gäbe so etwas, wie einen natürlichen Zins. Die Idee ist so alt, dass sie unter einer dicken Staubschicht zur Gewissheit geronnen ist.
Der natürliche Zins, so heißt es, repräsentiert einen der "Liquidität innewohnenden" Wert und der wiederum soll - so ungefähr, ziemlich genau, circa - einem Zinssatz von drei Prozent pro Jahr entsprechen. Die Nationalökonomie hat weite Teile ihres Theorie-Gebäudes auf dem schmalen Fundament dieses natürlichen Zinses errichtet und fällt darauf letztinstanzlich immer dann zurück, wenn es darum geht die Phänome überschießender oder unzureichender Geldversorgung zu erklären und das kurzsichtig-egoistische Handeln der Verursacher als verantwortungsbewusste Reaktion im Rahmen naturgesetzlich ablaufender Prozesse zu rechtfertigen.
Mit Hilfe von vielen, oft seitenlangen, dem Laien unverständlichen, mathematisch jedoch zumeist vollkommen korrekt aufgestellten Formeln wird eine angebliche Wahrheit über Zins und Kapital begründet, die da heißt:
Immer dann, wenn der auf dem Kapitalmarkt angebotene Zinssatz unter den Satz des natürlichen Zinses sinkt, braucht der Kapitalist sein Geld nicht mehr zu verleihen, weil ihm der natürliche Zins durch den "Wert der Liquidität" eine ebenso große, oder gar noch höhere Rendite bringt, als durch Verleihen zu erwirtschaften wäre.
Diese angebliche Wahrheit ist völliger Quatsch.
Für nicht verliehenes Geld gibt es keinen Zins, hat es nie einen Zins gegeben und wird es nie einen Zins geben. Auch ein an den Haaren herbeigezogener "Wert der Liquidität" als Vater des natürlichen Zinses erweist sich bei genauem Hinsehen als Humbug. Was ist das denn, Liquidität?
Liquidität, das ist in aller Regel nicht mehr, als der Kontoauszug für ein sehr niedrig oder gar nicht verzinstes Guthaben, über das jederzeit verfügt werden kann. Liquidität kann sich ebenso im Besitz eines Packens (im Auftrag der Notenbank) bedruckten Papiers manifestieren. Dieses Notenbankpapier nimmt allerdings einigen Platz weg und muss mit nicht unerheblichem Aufwand gegen Diebstahl und Verlust geschützt werden.
Liquidität ist also eigentlich der Glaube daran, mit Hilfe eines Kontoauszugs (oder unter Verwendung des in einer bestimmten Weise bedruckten Altpapiers) Kaufkraft ausüben zu können. Liquidität mag ein schönes Gefühl vermitteln, aber Liquidität bringt nichts hervor.
Oder sollten die Banker vielleicht vorsätzlich lügen, wenn sie uns erklären, es sei ein absolutes Gebot der Vernunft, ihnen den unverzinsten, der Inflation rettungslos ausgelieferten Inhalt unserer Sparschweine anzuvertrauen?
Bräuchten wir vielleicht in Wahrheit nur geduldig abzuwarten, bis der natürliche Zins den Sparstrumpf unter der Matratze ganz von selbst bis zum Bersten anschwellen lässt?
Sehen Sie, es ist Quatsch.
Liquidität trägt keinen Zins, und schon gar keinen "natürlichen".Der "natürliche Zins" ist so etwas wie ein modernes Rumpelstilzchen der Nationalökonomie. Genau wie das wunderliche Männlein aus dem Märchen hilft der "natürliche Zins" zwar dabei, aus dem Stroh wertlosen Papiers über Nacht Gold zu machen, aber niemand darf seinen wahren Namen, sein eigentliches Geheimnis kennen, sonst ist es mit der Zauberkraft vorbei.
Es ist doch nicht die Liquidität, die das Kapital des Kapitalisten mehrt. Es ist - so viel zu den empirischen Quellen des weit verbreiteten Irrtums - allenfalls so ähnlich:
Das Sammeln von Kapital entzieht dem Markt Liquidität. Folglich herrscht Geldmangel. Weil die Wirtschaft das Transfermedium Geld aber braucht, um arbeiten zu können, gelingt es, den Preis für das verknappte Gut Geld, also die Zinssätze, wieder in die Höhe zu schrauben. Je größer der Geldmangel, desto höher die erzielbaren Zinsen.
Der Wucherer mit seinen brutalen Geldeintreibern nimmt doch nicht etwa deshalb die höchsten Zinssätze, weil er das höchste Risiko trägt, oh nein. Dem stinknormalen peanuts-banker gehen weit mehr Kredite verloren, als dem kriminellen Wucherer.
Der Wucherer nimmt die höchsten Zinssätze, weil er sein Geld an diejenigen verleiht, bei denen der Geldmangel bereits lebensbedrohliche Formen angenommen hat.Solange es möglich ist, dem Markt in erpresserischer Manier Geld zu entziehen, solange wird sich ein Mindestzinssatz für Ausleihungen durchsetzen lassen.
Dies ist aber kein Naturgesetz sondern ein brutales, egoistisches und nach meinem Verständnis verbrecherisches Kalkül, dem durch den weltweiten Abbau von Regularien (Globalisierung und Deregulierung) immer neue Gelegenheiten zur legalisierten, aber trotzdem durch nichts gerechtfertigten Bereicherung eröffnet werden.
Der "natürliche Zins" ist nichts anderes als die verharmlosende Umschreibung für ein Lösegeld, das erpresserische Kidnapper verlangen, um die von ihnen beiseite geschaffte Liquidität dem Markt wieder zur Verfügung zu stellen.
Aus einem anderen Blickwinkel lässt sich das Geschehen so interpretieren:
Wenn zu wenig Geld im Umlauf ist, kann das Produktions- und Leistungspotential einer Volkswirtschaft nicht optimal genutzt werden. Die marktferne Anhäufung ungenutzter Liquidiät erzeugt Geldmangel. Geldmangel bedeutet Illiquidität, Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz. So wird über die Geldverknappung künstlich Arbeitslosigkeit hergestellt. Selbst dringend notwendige und wünschenswerte Arbeiten werden nicht mehr ausgeführt und die dazu befähigten und willigen Mitarbeiter werden entlassen, weil das verdammte Geld gerade mal wieder beim Kapitalisten gehortet wird, um das angemaßte Recht auf einen Mindestzins durchzusetzen.
Für Millionen von Menschen bedeutet die zurückgehaltene Liquidität nichts anderes, als ein rigoros durchgesetztes Arbeitsverbot. Erst mit der Ausreichung von Darlehen aus der vorenthaltenen Liquidität erteilt der Kapitalist dem Darlehensnehmer, der bereit ist, ausreichende Zinsen zu entrichten, eine durch die Höhe des Darlehens auf eine bestimmte Zahl von Arbeitnehmern beschränkte Betriebs- und Arbeitserlaubnis.
Nur wer bereit ist, Zins zu zahlen, darf arbeiten.
Hierin liegt die Ursache für die Massenarbeitslosigkeit. Alle anderen Behauptungen sind demgegenüber nahezu vollkommen bedeutungslos. Weil in unserem Wirtschaftssystem die alleinige Verfügungsgewalt über das Geld in der Hand des Kapitals und des Bankwesens liegt, bestimmt einzig das Kapital über das Mass der möglichen Beschäftigung in der Realwirtschaft.
Die offenen Stellen reichen heute bundesweit höchstens für ein Zehntel der Arbeitslosen. Selbst die Kirchen und die gemeinnützigen Vereine müssen inzwischen Mitarbeiter entlassen, weil es an Geld fehlt. In meinem Geburtsort, Neustadt bei Coburg, stehen bei einer Arbeitslosenquote von aktuell 12,9 Prozent gerade einmal 17 offene Stellen für 1.032 Arbeitslose zur Verfügung.
Das Geld ist beiseite geschafft. Aus dem Markt herausgenommen.
Für alle Zweifler die Gegenfrage: Wo ist das Geld denn sonst geblieben?
Warum sind der Staat, die Sozialkassen, die Länder und Gemeinden, die Unternehmen und die große Mehrzahl der Bürger in den letzten beiden Jahrzehnten Jahr für Jahr ärmer geworden? Die Arbeiter und Angestellten, die Rentner und Arbeitslosen, auch die Sozialhilfeempfänger haben das Geld nicht gebunkert. Die meisten sind froh, wenn das Bisschen, das man ihnen gibt, ausreicht, um die nötigsten Ausgaben bestreiten zu können.
2. Das Notenbankgeld
Bevor die Frage nach dem Verbleib des Geldes und der Liquidität beantwortet werden kann, gilt es jedoch noch die zweite Theorie zu entkräften, der die Volkswirtschaft ebenfalls in einer an Aberglauben grenzenden Naivität anhängt. Es ist dies die Frage, wie Liquidität eigentlich entsteht und wer sie wann hat.
Die große Naivität der konservativen Geldtheoretiker besteht darin, dass sie stur wie eine ganze Herde störrischer Esel darauf beharren, als wirkliches Geld dürfe nur angesehen werden, was als Münze oder Banknote körperlich existiert und wirkliche Liquidität sei an das Vorhandensein eben solchen Geldes gebunden.
Für die Puristen dieser Lehrmeinung ist schon der Haben-Saldo auf dem Girokonto weder Geld noch Liquidität, sondern lediglich ein (per Überweisung abtretbarer) Anspruch auf Geld. Ein solches, so genanntes Guthaben aber, so wird behauptet, verhalte sich zu richtigem Geld ungefähr so, wie das Foto eines Wasserfalls zu einem realen Wasserfall. So viel Geld, wie behauptet wird, könnten die Kapitalisten also gar nicht horten, weil es vom richtigen Geld nachweisbar gar nicht so viel gäbe. Schließlich - so behaupten die unbelehrbaren Anhänger dieser Theorie in aller Unschuld - stünde die Schöpfung allen Geldes und folglich auch die Entwicklung der Geldmenge ausschließlich im Ermessen der Notenbanken, wo sie auch in den besten Händen sei.
Auch das ist Quatsch.
Selbst wenn das ganze schöne Bargeld, das die EZB vor zwei Jahren über das Euroland ausgestreut hat, zum nächsten Ersten gegen Gutschrift auf den Girokonten der jeweiligen Besitzer vollständig eingezogen und körperlich vernichtet würde, änderte sich an der Geldmenge, an der Liquidität und an den Funktionen des Geldes nicht das Geringste.
Das schöne bunte Notenbankgeld wäre weg, aber unser "Geld", unser Tausch-, Wertaufbewahrungs- und Wertbestimmungsmittel wäre doch weiterhin verfügbar.
Klar, viele kleine Einzelhändler und einige wenige Supermärkte müssten technisch ein wenig nachrüsten, um am Electronic-Cash teilnehmen zu können. Aber das war's dann auch. Der ganze große Rest des Zahlungsverkehrs läuft doch längst schon per Lastschriftverfahren und Überweisung von Konto zu Konto.
Wer nach der Abschaffung des Bargeldes noch versuchen wollte, herauszufinden, welches Geld auf welchem Konto legitimer Abkömmling "richtigen" Geldes ist und welches nicht, dürfte schon bei der Formulierung der Untersuchungskriterien Schiffbruch erleiden. Wissenschaftler, die den Versuch dennoch hartnäckig fortsetzen und weiterhin die Geldschöpfungskraft des Bankensektors leugnen, müssten sich dann, ohne dass eigens Experten befragt werden müssten, ganz erhebliche Zweifel an ihrer Zurechnungsfähigkeit gefallen lassen.
Aber eigentlich könnte man in den Formulierungen des vorstehenden Absatzes auch schon heute auf den Gebrauch des Konjunktivs verzichten. In Wahrheit befinden wir uns doch längst in diesem Zustand. Die marginalen Bargeldbestände sind nichts anderes mehr, als "umlauffähige Kontoauszüge in normierter Stückelung".
Ansichten über ein Geld mit Warencharakter und innerem Wert, wie sie aus den Zeiten des Goldstandards in die Gegenwart mitgenommen wurden, sind untauglich, um unser gegenwärtiges Geldwesen zu erklären. Sie gehören, je nach Einstellung, entweder auf den Schrotthaufen oder auf den Heldenfriedhof der Wirtschaftsgeschichte.
In der Auseinandersetzung um das Geld der Gegenwart sind sie nichts als ärgerliche, immer wieder auftauchende Irrtümer.Die heute gültigen Spielregeln sehen so aus:
- Alle Mitspieler haben Konten bei Banken.
- Banken sind Mitspieler, die sich Geld leihen, um es mit Gewinn weiter zu verleihen.
- Spieler, deren Konten Guthaben ausweisen, haben Geld übrig und bekommen dafür von der Bank Zinsen.
- Spieler, deren Konten Schulden aufweisen, haben nicht nur kein Geld, sie sind auch noch verpflichtet, der Bank Geld in Höhe ihrer Schulden zu beschaffen und sie müssen auf ihre Schulden Zinsen zahlen.
- Jedes Guthaben auf einem Konto berechtigt die Bank, Darlehen zu vergeben, die (in Euroland) bis zu 98 Prozent der Guthabensumme erreichen dürfen.
- Gelangt das Geld aus einem Darlehen auf ein Guthabenkonto, kann auch daraus sofort wieder ein neues Darlehen vergeben werden, eine Verpflichtung zur Darlehensvergabe besteht aber nicht.
Spielverlauf:
Die Salden von - ansonsten unbewegten - Guthabenkonten erhöhen sich alljährlich durch die Zinsgutschriften der Bank. Diese Erhöhung führt mit hoher Wahrscheinlichkeit jeweils innerhalb von 15 Jahren zu einer Verdoppelung der Guthaben. Auf der anderen Seite der Bilanz erhöhen sich zwangsläufig die Schulden um mindestens den gleichen Betrag, um den die Guthabenkonten gewachsen sind.
Spieler mit Guthabenkonten erhalten folglich mit der Zeit immer höher steigende - leistungsfreie - Einkünfte aus Zinsen, die von den leistungsgebundenen Einkünften aus Arbeit abgezweigt werden müssen.
Zwangsläufig sinkt die Kaufkraft der Reallöhne um den Betrag, der von der Kaufkraft der Zinseinnahmen beansprucht wird. Solange diese Verschiebung noch gering ist, wird sie nicht als Problem wahrgenommen, weil sie durch Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerung überlagert wird.
Über die ersten Runden funktioniert dieses Spiel daher auch tadellos und bringt gelegentlich sogar eine echtes Wirtschaftswunder hervor, ein Phänomen, das aber überhaupt nur zu Spielbeginn möglich ist!
Doch neben der Verschiebung der Kaufkraft von leistungsgebundenen zu leistungsfreien Einkommen gibt es von Anfang an noch einen zweiten kleinen Schönheitsfehler:
Wachsende Guthaben auf den Konten der Banken bedeuten nämlich nicht, dass auch die am Markt vorhandene Liquidität wächst. Ganz im Gegenteil. In dem Maße, in dem sich die Relation der Einkünfte verschiebt, verschiebt sich auch die Verwendung der flüssigen Mittel aus neu ausgereichten Darlehen. Immer größere Anteile daraus müssen verwendet werden, um die Zinsen aus dem Schuldensockel bezahlen zu können.
Die eigentlich ganz vernünftige Idee, die unserem heutigen, immateriellen/virtuellen Geld zu Grunde liegt, dass Geld nämlich bedarfsabhängig durch Darlehensgewährung geschaffen und nach Gebrauch durch Tilgung wieder aus der Welt geschafft wird, ist durch die Notwendigkeit, alleine zur Bezahlung der Zinsen immer wieder und immer mehr zusätzliches Geld schaffen zu müssen, zu einer teuflichen Spirale geworden.Das wäre allerdings immer noch erträglich und alleine durch Inflation beherrschbar, hätte diese Spirale nicht auch noch die Tendenz, die Bereitstellung neuer Darlehen mit fortschreitender Zeit immer mehr zu erschweren. Die Ursache dafür ist leicht zu erklären:
Sobald die Zahl der Individuen in einer Volkswirtschaft langsamer steigt, als der Schuldenstand, erhöhen sich die Schulden der Einzelnen und ihre Bonität sinkt. Das könnte durch eine ausreichende Inflation korrigiert werden, doch wenn der Geldwert genauso stabil bleibt, wie die Bevölkerungszahl, steigen die Schulden der einzelnen Individuen nicht nur nominal, sondern auch real an.
Dadurch sinkt die allgemeine Bonität vom unteren Einkommens-Rand der Bevölkerung her stetig, was wiederum eine vorsichtigere Kreditvergabe der Banken zur Folge haben muß.
Das daraufhin langsamer wachsende Volumen der Ausleihungen trifft auf einen weiter wachsenden, zumindest aber unveränderten Bestand an Guthaben mit ebenso unveränderten Zins- und Tilgungsforderungen. Daraus folgt eine Verkürzung der Verweilzeit des Geldes im Wirtschaftskreislauf. Immer häufiger kommt es zu direkten Kurzschlüssen, d.h., dass die Mittel aus neu ausgereichten Darlehen schon nach einer einzigen Transaktion wieder verloren sind.
Wenn z.B. ein Arbeitgeber zur Zahlung von Löhnen und Gehältern seinen Kreditrahmen in Anspruch nimmt und die ausgezahlten Netto-Gehälter auf überzogene Gehaltskonten treffen und die abgeführten Steuern und Sozialabgaben von den Empfängern unmittelbar für den Schuldendienst verwendet werden, ist das Geld - dank elektronischer Systeme - im Augenblick seiner Entstehung praktisch schon wieder vernichtet. Was sich verändert hat, ist lediglich die Bonität der Beteiligten. Der Zahlungsleistende hat seinen freien Kreditspielraum eingeschränkt, die Zahlungsempfänger dürfen ihre Konten wieder neu überziehen. Tun sie es nicht, fehlt Geld.
Weil die Schulden vieler (in der Endphase des Spiels: fast aller) Marktteilnehmer mit jedem Jahr wachsen, wird die Neigung sich zu verschulden bei den von Geldmangel und einem sowieso schon hohen Zinsanteil am volkswirtschaftlichen Gesamtertrag geplagten Schuldnern immer geringer. Schließlich lässt sich aus der weiteren Kreditaufnahme kaum noch eine zusätzliche Rendite errechnen.
Eine abstrakte Beispielrechung verdeutlicht, was passiert:
Setzen wir das Bruttosozialprodukt im Jahre Null der Betrachtung auf einen Basiwert von 100, die Summe der Guthaben in Relation dazu auf eine Basiswert von 50 und den Zinsaufwand auf den Ausgangswert 3, dann verändern sich diese Relationen bei einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 3 % und einem durchschnittlichen Zinssatz von 6% im Laufe der Zeit alleine aus dem Zins- und Zinseszinseffekt wie folgt:
Jahr BSP im aktuellen Jahr Guthaben im aktuellen Jahr Zinsaufwand im aktuellen Jahr Zinsanteil am BSP in % 0 100 50 3,00 3,00 10 134 90 5,40 4,03 20
180
160
9,60
5,33
30 242 287 17,22 7,12 40 326 514 30,84 9,46 50 438 921 55,26 12,62 60 589 1649 98,94 16,80 Nach 40 Jahren hat sich die Höhe der Guthaben alleine aus dem Zinseszinseffekt mindestens verzehnfacht. Der Zinsanteil am Ergebnis der volkswirtschaftlichen Gesamtleistung hat sich mindestens verdreifacht.
Nur 10 Jahre später sind die Guthaben auf das 18-fache des Ausgangswertes angewachsen und der Zinsanteil am BSP hat sich gegenüber dem ersten Jahr vervierfacht.Weil die Zuflüsse zu den Vermögen aber nicht nur aus Zins- und Zinseszinseffekten, sondern ebenso aus angesammelten Unternehmensgewinnen und nicht zuletzt auch aus Miet- und Pachteinnahmen gespeist werden und die wenigen Begünstigten auch bei noch so ausschweifendem und überbordendem Konsum nicht die geringste Chance haben, das sich akkumulierende Vermögen in den Wirtschaftskreislauf zurückzugeben, sieht die Realität noch viel verheerender aus, als das abstrakte Beispiel vermitteln kann.
Es wird für alle Teilnehmer der Realwirtschaft immer schwieriger, über die bereits hohen Zinsansprüche aus dem aufgehäuften Guthabensockel hinaus noch weitere Zinszahlungen aus der Arbeitsleistung abzuzweigen.
Es sind, darauf sei an dieser Stelle am Rande hingewiesen, eben keinesfalls alleine die Lohnnebenkosten, die den Standort Deutschland in die Knie zwingen, sondern mindestens im gleichen Maße ist es der überproportional wachsende Zinsanteil am BSP, dessen vorprogrammiertes Wachstum die Vorhersagen über die Veränderungen in der demografischen Zusammensetzung der Bevölkerung exorbitant übertreffen wird.
Bislang wird dieses Faktum den von der Materie offenbar überforderten Politikern von ihren an Aufklärung wenig interessierten Beratern wohl nicht zur Kenntnis gebracht.
Doch zurück zum Hauptthema.
Die Banken sind also, um überhaupt noch Geld verleihen zu können, gezwungen, die Verzinsung der Einlagen immer weiter zurückzufahren. Es ist paradoxerweise ein Zustand erreicht, in dem viel zu viel Geld da ist, das Anlage sucht, als dass es dafür im marktwirtschaftlichen Wettbewerb noch eine lohnende Anlage geben könnte, während die Realwirtschaft gleichzeitig am Geldmangel erstickt. Die Banken selbst verlieren zunehmend die Fähigkeit, einen ausreichenden Teil der ihnen zur Verfügung gestellten Einlagen zu verleihen. Dies erfordert, wollen die Banken selbst der Insolvenz entgehen, entweder die Erhöhung der Kreditzinsen oder die Absenkung der Guthabenzinsen. Ersteres ist nicht mehr durchsetzbar. Die zweite Möglichkeit scheitert an der Nichtexistenz des natürlichen Zinses.
Gäbe es nämlich die eingangs besprochene "natürliche" Verzinsung, könnten die Kapitalisten in diesem Stadium immer noch gut von ihrem "natürlichen" Zins leben und die Lage ließe sich vielleicht auf diesem Niveau stabilisieren. Weil Rumpelstilzchen aber ohne das Kreditstroh kein Gold zu spinnen vermag, wendet sich das Kapital von den Kreditinstituten ab und den durch Globalisierung und Deregulierung weit geöffneten globalen Spekulationsbörsen und Zockerstuben zu. Die Spirale der Grausamkeiten dreht sich eine Runde weiter.
Durch die Kapitalabwanderung in spekulative Anlagen sinkt zwangsläufig das Volumen der den Banken als Beleihungsgrundlage dienenden Einlagen. Das entlastet zwar die Gewinn- und Verlustrechnungen der Branche, weil der eigene Zinsaufwand sinkt, doch gerade diejenigen Banken, deren Kreditgeschäft bis dahin überdurchschnittlich gut gelaufen war, geraten als erste in bilanzielle Bedrängnis, weil die Höhe der (nicht ad hoc rückforderbaren) Ausleihungen droht, die Summe aus verbliebenen Einlagen und Eigenkapital zu übersteigen. Der Staat wird zum Eingreifen aufgefordert und es werden überdies - wie jüngst in der Bundesrepublik geschehen - in großem Maßstab Kredite aus den Bilanzen der Banken entfernt und an eigens gegründete "Verbriefungsgesellschaften" und andere, im Krisenfall zum Untergang bestimmte Risikoauslagerungsgesellschaften übertragen.
Die Geldgeber, Briefkäufer und Einlagenbereitsteller dieser Risikogesellschaften werden ihr Geld aber in aller Regel dafür nicht aus den spekulativen Anlagen zurückholen, sondern eher weitere, bisher niedriger verzinste Einlagen bei den Mutter-Instituten auflösen, was bei höheren Zinsaufwendungen in den Risikoanlagen wiederum zu einer Schmälerung der Kreditbasis der Mutterinstitute führen muß.
Wo ist also das Geld geblieben, was hat die Notenbank mit ihren bunten Papierchen damit überhaupt noch zu tun?
3. Liquidität und Zins
Geldprobleme entstehen nicht durch einen "bösen Geist des Geldes" oder vorgebliche Naturgesetzlichkeiten des monetären Bereichs, sondern ausschließlich durch die von Menschen geplanten und ausgeführten, legalen und illegalen Handlungen mit dem Ziel individueller Bereicherung, für die das Geld als wertübertragendes Medium geeignet ist.Dem Geld selbst wohnt weder eine Leistungsfähigkeit inne, noch hat es einen eigenen Wert. Es ist eine Zahl auf einem Konto, die etwas über den Inhaber des Kontos aussagt. Geld kann aus eigenem Antrieb weder seinen Standort verändern, noch spurlos verschwinden.
Die reale Wirtschaft bedient sich der auf Dollar, Euro, Yen oder andere Währungen lautenden Zahlen, um zu notieren, dass Waren und Leistungen mit bestimmten Werten zwischen den Wirtschaftsteilnehmern hin und her gelaufen sind. Durch Saldierung wird festgestellt, wo für eine erhaltene Leistung noch der Ausgleich fehlt.Das kann aber nur in dem Maße befriedigend funktionieren, in dem es gelingt, den Wert der Leistungen nach annähernd gleichen, korrekten und vor allem neutralen Maßstäben festzulegen.
Das ist in unserem Wirtschaftssystem nicht der Fall, im Gegenteil, unser Wirtschaftssystem setzt ein gegenteiliges Ziel. Es ist geradezu die Pflicht jedes Marktteilnehmers, den höchstmöglichen eigenen Gewinn anzustreben, was unter anderem auch heißt, dass stets versucht werden muss, den Wert der Leistungen zu manipulieren und zu verfälschen. Die eigene Leistung muß höher, die der übrigen Marktteilnehmer niedriger bewertet werden, als es bei korrekter und neutraler Bewertung der Fall wäre. Zudem ergibt sich die Notwendigkeit, Gesetze und Auflagen, die das Gewinnziel tangieren, nach sorgfältiger Risikoabwägung ebenso zu umgehen, wie jegliche Belastung durch Steuern und Abgaben.
Die Forderung nach Aufhebung des Kündigungsschutzes, nach dem Ende der Tarifautonomie, nach Deregulierung haben hier ihre Wurzeln, denn der rigorose, individuelle Egoismus ist der Kern der Marktwirtschaft.
Gewinner wird derjenige, der die Ausbeutung seiner Mitmenschen und der natürlichen Ressourcen so skrupellos und umfassend betreibt, wie kein anderer.Ein Effekt aus dieser Geisteshaltung, aus dem Versuch, möglichst viele Marktteilnehmer nach Kräften um ihren Verdienst zu bringen und damit den eigenen Gewinn zu steigern, sind zunehmende Verwerfungen in der Struktur der Konten: Zwangsläufig geraten mit der Zeit immer mehr Marktteilnehmer in eine Verschuldungssituation, während eine kleine Zahl von Marktteilnehmern die wachsende Summe der Guthaben auf sich vereinigt.
Die Zahlen auf den Konten, haben aber deswegen immer noch keinerlei Wert. Man kann sie weder essen noch zur Beheizung einer Wohnung verbrennen.
Um den Nichtwert des Geldes klar zu erkennen, braucht man sich nur vorzustellen, zu einem bestimmten Stichtag würden alle Schuldner verhaftet und in den Hungerturm gesperrt.
Nach ein paar Wochen gäbe es - so oder so - keine Schuldner mehr. Doch das wäre nur eine Seite der zu erwartenden Veränderung. Die unausweichliche und fatale Folge des Aussterbens der Schuldner wäre der unmittelbar darauf folgende Zusammenbruch des Banken- und Geldsystems. Guthaben setzen das Vorhandensein von Schulden voraus. Außer einem zufälligen Endstand der Zahlen auf Kontoauszügen bliebe von den einstigen Guthaben nichts übrig.Weder ein natürlicher Zins käme hilfreich daher, um die einsamen Habensalden weiter wachsen zu lassen, noch wäre das "echte" Notenbankgeld, das nach der Abschaffung von Schulden natürlich noch irgendwo herum liegt, auch nur annähernd in der Lage, die früheren Geldbesitzverhältnisse wieder herzustellen und den Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten.
Weil unsere Gesellschaft eine egoistische Gesellschaft ist, sammelt sich das Geld bevorzugt bei ihren egoistischsten Vertretern an.
Das wäre an und für sich nicht schlimm, gäbe es für die anderen eine Chance, diesen Verlust an Zahlungsmitteln zur Aufrechthaltung ihres Handels durch Ersatzbeschaffung auszugleichen. Aber genau diese Chance bietet unser Geldsystem nicht.Unserer intelligente, leistungsfähige, kreative Gesellschaft hat die Fähigkeit, sobald nur genügend Geld bereitsteht, nahezu jeden bestehenden Mangel zu beseitigen. Aber sie scheint nicht in der Lage, den primär leistungsbeschränkenden Mangel an Geld zu beheben.
Lieber glauben wir in brünstiger Ergriffenheit an die Existenz eines natürlichen Zinses, als es für möglich zu halten, dass einfache Buchungen oder das Anwerfen der Druckmaschinen genügen würden, um Ersatz für das dem Markt entzogene Kapital herzustellen.Lieber belohnen wir diejenigen, die sich mehr Geld verschafft haben, als sie verbrauchen können, durch immer weiter wachsende Zinszahlungen, als uns klar zu machen, auf welch schäbige Weise die Grundlage für die leistungsfreien Einkünfte der Zinsempfänger geschaffen wurde. Gewinner wird derjenige, der die Ausbeutung seiner Mitmenschen und der natürlichen Ressourcen so skrupellos und umfassend betreibt, wie kein anderer.
Bitte jetzt nicht voreilig die falschen Schlüsse ziehen und in das andere Extrem verfallen!Es spricht nichts dagegen, Geld zu verdienen.
Es spricht auch nichts dagegen, dass einzelne sehr viel mehr Geld, als andere verdienen.
Aber:
Geld, das sich aus sehr hohen Einkommen ansammelt und (vorsätzlich) nicht mehr benutzt wird, muss im Interesse der Gesamtwirtschaft ersetzt werden.Wenn sich einzelne Mitglieder einer Gesellschaft durch ihre Praktiken des Wirtschaftens so große Vorteile verschaffen, dass dadurch bei vielen anderen Geldmangel entsteht, dann darf doch mit Fug und Recht von einer Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts gesprochen werden.
Staat und Notenbank sollten dann miteinander den Geldbedarf der Wirtschaft ermitteln und das fehlende Geld durch die Bereitstellung zusätzlichen Geldes ersetzen.
Es ist doch verrückt, dass sich Staat und Bürger das Geld heute ausgerechnet von denen leihen müssen, die es dem Markt aus egoistischen Motiven entzogen haben.
Es ist doch pervers, dass sich der Staat überhaupt Geld leihen muss. Ein Staat, der seiner Aufgabe gerecht werden will, muss Zahlungsmittel im erforderlichen Umfang herstellen und an den richtigen Stellen in den Kreislauf einspeisen, wenn er nicht in der Lage ist, ein Steuersystem zu installieren, das ihm ausreichende Einnahmen verschafft.
Es wäre z.B. durchaus zu rechtfertigen, die Unterstützung für Arbeitslose im Bedarfsfall für eine gewisse Zeit von der Zentralbank überweisen zu lassen, ohne dass dadurch auf irgend einem Konto eine Gegenbuchung vorgenommen werden müsste. Das ist in der Wirkung das Gleiche, wie Geld zu drucken und in Umlauf zu bringen, aber wer will heute so große Beträge noch in bar auszahlen?
Inflation stellt sich dabei übrigens nur ein, wenn gehortete Vermögen wieder aufgelöst werden. Dem kann aber durch eine verminderte Geldschöpfung der Notenbank begegnet werden und sollte das nicht ausreichen, könnte der Staat überflüssiges Geld bei Bedarf durch Steuern wieder abschöpfen. Wenn beide Optionen nur halbherzig genutzt werden, ist der Rest eben Inflation. Aber das ist eine Inflation, die sich alleine gegen ihre Verursacher wendet.
Deflation ist übrigens definitiv ausgeschlossen.
Notenbankgeld wäre - für jedermann erkennbar - nichts anderes, als jede andere Erscheinungsform des Geldes und der Mythos vom natürlichen Zins könnte sich, samt dem real existierenden, widernatürlichen Zins, endgültig von der Bildfläche verabschieden.
Die hier grob skizzierte Form bedarfsgerechter Geldversorgung ist ein zinsfreies Regelsystem mit hoher Geldwertstabilität. Sie erfüllt den gleichen Zweck, wie die von den Freiwirtschaftlern geforderten Umlaufsicherungsmaßnahmen, allerdings ohne dass deren Nachteile in der praktischen Umsetzung in Kauf genommen werden müssten.
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 11
Irrtümer und Täuschungen im Umgang mit dem Geld
Dem Markt Geld entziehen - unmöglich!
Wirklich unmöglich?
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 17. Februar 2004Wo soll das angeblich gehortete Geld denn bleiben?
Wer über dieser Frage ins Grübeln gerät, ist in guter Gesellschaft. Der logische Kurzschluss, der unvermittelt in den Irrtum führt, ist verlockend:
Wenn es stimmt,
dass die Existenz von Geld an die Existenz von Schulden gebunden ist, woraus folgt,
dass Schulden und Guthaben zwangsläufig gleich hoch sein müssen,dann muss doch auch
mit jeder Neuverschuldung die Summe der Guthaben wachsen und umgekehrt
dann muss es zu jedem neuen Guthaben auch einen neuen Kredit geben,folglich ist die These vom Geldmangel durch Hortung falsch, weil
ein Geldmangel überhaupt nicht auftreten kann, solange das Geld - zwangsläufig systembedingt - mit jedem Kredit wieder neu in Umlauf kommt.Fatalerweise kommt diesem Gedankengang auch noch das Credo jener puristischen Notenbankgeld-Philosophen entgegen, die in dem Glauben leben, Geld könne dem Markt gar nicht entzogen werden, es sei denn, man holt sich tatsächlich Banknoten nach Hause und polstert die Sessel damit.
Die Argumentation wird aber dem tatsächlichen Wesen des Geldes nicht gerecht.
Sie übersieht vollständig die Rolle der Banken sowie die realen Folgen internationaler Geldtransfers und sie verschließt die Augen davor, dass die Liquidität eines großen, leicht veränderlichen Anteils der Geldmenge ausschließlich für die Abwicklung spekulativer Geschäfte vorgehalten wird.
Dabei ist Geldhortung so einfach:
1. Systembedingte Geldhortung durch das Bankwesen
Wer ein Guthaben bei der Bank begründet, ist in jedem Fall zum Gläubiger der Bank geworden, denn die Bank schuldet ihm Geld.
Ist das Guthaben auf einem Girokonto verzeichnet, kann der Kontoinhaber sein der Bank geliehenes Geld jederzeit zurückfordern, seine Liquidität ist also davon nicht beeinträchtigt.
Wer allerdings Geld - ob Bargeld oder Sichteinlagen - in langfristige Geld-Anlagen umwandelt, verfügt nicht mehr über das Zahlungsmittel Geld, sondern stattdessen über Geldvermögen, genauer gesagt, über einen terminierten Anspruch auf Geld.
Im Klartext, wer er eine längerfristige Anlageform wählt, kann sein Geld - ohne Verluste in Kauf zu nehmen - erst nach Ablauf einer vereinbarten Frist von der Bank zurückfordern, denn das Geld ist Gegenstand eines Darlehensvertrag mit festgelegtem Rückzahlungstermin zwischen der Bank als Darlehensnehmer und dem Bankkunden als Darlehensgeber. Der Bankkunde hat in diesem Fall seine Liquidität aufgegeben.
Die Bank hat prinzipiell zwei Möglichkeiten, die ihr geliehenen Mittel zu verwenden:
a) zur Bezahlung der Aufwände des laufenden Geschäfts
Die Bank verwendet das Geld, das sie sich von ihrem Kunden geliehen hat, um damit die Gehälter ihrer Angestellten, Lieferantenrechnungen oder sonstige Kosten ihres Geschäftsbetriebes zu bezahlen, immer in der begründeten Hoffnung, die Gelder bis zum Ablauf der Kreditlaufzeit durch Gewinne aus dem Bankgeschäft wieder erwirtschaften zu können. In dem Masse, wie die Bank die Mittel aus dem erhaltenen Kredit auf diese Weise verwendet, sie also an eigene Mitarbeiter und/oder Lieferanten weitergibt, bleibt das angenommene Geld im Umlauf.b) zur Ausreichung von Darlehen
Die Bank verwendet das Geld als Refinanzierung für Darlehen, die sie ihrerseits an andere Bankkunden ausreicht, in der Hoffnung, ihre Darlehensnehmer würden das ausgeliehene Geld pünktlich zurückzahlen, so dass auch sie ihrer Rückzahlungsverpflichtung gegenüber dem Einleger pünktlich nachkommen kann.Hier kommt Geld nur in dem Masse in Umlauf, wie die Kreditkunden die ihnen zur Verfügung gestellten Mittel an Dritte weitergeben.
c) als Reserve.
Ein gewisser Anteil der Einlagen wird alleine dadurch, dass das Geld einer Bank übertragen wird, definitiv stillgelegt.
Dieser Anteil entspricht mindestens der Höhe der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve. Doch die wenigsten Banken schöpfen das theoretisch mögliche Kreditvolumen voll aus. Die Differenz zwischen Einlagen und Ausleihungen wird unter normalen Umständen etwa 20 bis 25 Prozent der Einlagen ausmachen.Diese 20 - 25 Prozent fehlen als Liquidität in der Realwirtschaft. Sie führen ein nahezu unbewegtes Dasein in den Büchern der Banken. Aus ihrer Existenz erklärt sich der größte Teil der Differenz zwischen Sollzinsen und Habenzinsen.
Ein Beispiel:
Eine Bank, die zugesichert hat, für ihre Einlagen in Höhe von 100 Millionen Euro jährlich 5% Zinsen zu zahlen, muss dafür alljährlich 5 Millionen Euro erwirtschaften.
Hat sie gleichzeitig, was durchaus realistisch ist, durchschnittlich nur 75 Millionen Euro weiterverliehen, kann sie aus dem eigenen Kreditgeschäft die benötigten 5 Millionen Euro nur gewinnen, wenn der durchschnittliche Zinssatz dafür bei mindestens 6 2/3 Prozent liegt.
Wenn wir die Vermögenswerte bilanzieren, stellen wir fest:
a) Summe der Schulden
Die Bank schuldet den Einlegern 100 Millionen Euro, die Kreditnehmer schulden der Bank 75_Millionen Euro, in Summe bestehen also Schulden in Höhe von insgesamt 175 Millionen Euro.
b) Summe der GuthabenDie Einleger haben Guthaben von 100 Millionen Euro und die Bank verzeichnet Guthaben gegenüber ihren Kreditnehmern in Höhe von 75 Millionen Euro.
Die Höhe von Guthaben und Schulden sind also - wie erwartet - exakt gleich hoch.
Gleichzeitig stellen wir aber fest, dass die am Markt verfügbare Liquidität, bzw. das aus Schulden und Guthaben entstandene Geld, keinesfalls der Höhe der Guthaben entspricht.
Liquide Mittel erscheinen auf dem Markt nur in dem Umfang, in dem der Kreditnehmer seinen Kredit einsetzt, um damit Rechnungen zu bezahlen, oder sich an der Kasse mit Bargeld zu versorgen.Aus ursprünglich 100 Millionen Euro Liquidität sind zwar Guthaben und Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt 175 Millionen Euro entstanden. In unserem Beispiel können dem Markt davon aber nur 75 Millionen Euro als Liquidität zurückgegeben werden.
Es gilt:
Geld, das von der Bank nicht selbst ausgegeben, oder an Darlehensnehmer weitergegeben wird, bleibt im System "Bank" gefangen. Die daran gebundene Liquidität ist der der Realwirtschaft entzogen. Das Geld ist gehortet.
Erst dadurch, dass die von der Bank ausgeliehenen 75 Millionen Euro von den Kreditnehmern ausgegeben werden und auf den Konten der Zahlungsempfänger wiederum als Guthaben auftauchen, sind "die Banken" in der Lage, auf Basis dieser Guthaben neue Kredite auszureichen, doch auch hierbei wird wiederum ein Teil der anfänglichen Einlage stillgelegt.
Es gilt:
Nur über die zusätzliche Ausweitung von Schulden und Guthaben, also nur über eine zusätzliche Zinsbelastung ist es möglich, die stillgelegte Liquidität wieder zu ersetzen.
2. Stilllegung von Geld durch Außenwirtschaft
Geld lässt sich - heute leichter denn je - aus dem eigenen Wirtschaftsraum abziehen. Wer im Ausland einkauft, egal ob Ware aus dem Ausland importiert wird, oder ob im Ausland investiert wird, entzieht dem eigenen Wirtschaftsraum Kaufkraft.
Technisch funktioniert das - verkürzt und bildhaft ausgedrückt - so, dass die ausländische Notenbank die zur Bezahlung der Auslandsrechnung verwendeten Euros ankauft und als Währungsreserve in den Safe legt und dafür eine entsprechende Menge Geldes ihrer eigenen Währung im eigenen Wirtschaftsraum zusätzlich in Umlauf bringt.
Jeder Import ausländischer Waren und jede Urlaubsreise ins Ausland mindert also die Liquidität im Inland. Andererseits bringen Exporterlöse zusätzliche Liquidität ins Land.
Eine besondere Rolle spielen die so genannten Auslandsinvestitionen.
Wenn ein bisher auf dem Binnenmarkt tätiges Unternehmen im Ausland eine Fertigung errichtet, überträgt es nicht nur Arbeitsplätze ins Ausland, sondern gleichzeitig auch Liquidität, was in Zeiten knappen Geldes für die abgebende Volkswirtschaft eine Belastung darstellt.
Investitionen von Ausländern im Binnenmarkt bringen hingegen Arbeit und Liquidität, sollten also grundsätzlich zu begrüßen sein.
Doch über die anfänglichen Effekte hinaus muss berücksichtigt werden, dass Gewinne aus Auslandsinvestitionen unter den Bedingungen der Globalisierung zumeist weder im Binnenmarkt verbleiben, noch im Wirtschaftsraum des Ausländers ankommen, sondern dort angesammelt werden, wo es aus fiskalischen Überlegungen heraus am günstigsten erscheint.
Auslandsinvestitionen sind als von beiden Wirtschaftsräumen her mit großer Vorsicht zu beurteilen. Der Zufluss von Liquidität durch Auslandsinvestitionen wird über die Zeit durch Gewinntranfsfer wieder abgebaut und - wenn es ein erfolgreiches Engagement war - wird dadurch sogar deutlich mehr abgezogen, als zugeflossen ist.
Der Abfluss von Liquidität zum Zwecke des Investments im Ausland bringt nur in den seltensten Fällen einen Ausgleich durch Gewinnrückflüsse in den Wirtschaftsraum der ursprünglich abgebenden Volkswirtschaft.
Gewinner sind die weltweit agierenden Zocker (Global Player) und ihre zumeist anonymen Finanziers (Shareholder). Auslandsinvestitionen entziehen in der Regel den Warenmärkten beider Volkswirtschaften Liquidität und führen sie letztlich spekulativen Anlagen zu.
Wenn, im schlechtesten Fall, ausländische Investoren, um des anfänglichen Liquiditätszuwachses willen, mit großzügigen Subventionen angelockt werden und ein Großteil dieser Subventionen unmittelbar zur Bezahlung der Importe von Maschinen und Anlagen verbraucht wird, kann der Liquiditätssaldo für die Binnenwirtschaft sogar von Anfang an negativ sein.
3. Die Spekulation - Geld außerhalb der Realwirtschaft
Das Spekulationskarussell dreht täglich vielstellige Milliardenbeträge rund um den Globus und durch die Börsensäle.
Gewinne und Verluste gleichen sich bei diesem Spiel aus (sieht man von Gebühren und Provisionen ab, die immer fällig werden), es geht also nirgends wirklich Geld verloren, aber trotzdem hat jegliche Spekulation ganz erhebliche Wirkungen auf die Liquidität der Realwirtschaft.
Ein bestimmter Anteil der Liquidität verabschiedet sich beim Einstieg in die Spekulation aus der Realwirtschaft. Er verschwindet in Depots und auf Konten, die ausschließlich der Mehrung von Geldvermögen durch Aktivitäten außerhalb der realen Wirtschaft dienen. Diese Konten und Depots saugen in Hausse-Phasen erhebliche Mengen von Geldvermögen, aber auch von liquidem Geld aus der Realwirtschaft ab. Häufig wird das dafür erforderliche Geld sogar eigens durch Kredite geschaffen, aber es findet - wenn überhaupt - nur in geringem Umfang als Liquidität zurück in die Realwirtschaft, nämlich nur soweit, wie Spekulationsgewinne oder die Reste verspielter Vermögen in Konsum umgewandelt werden.
Liquiditätsverluste durch Spekulation treten aber insbesondere dann ein, wenn in einer Phase stetig steigender Kurse der Geldbedarf der Spekulation so viel vom möglichen Kreditvolumen der Banken für sich beansprucht, dass für die Realwirtschaft zu wenig übrig bleibt.
Aktien werden ja im Börsensaal nicht gegen Spar- oder Pfandbriefe abgegeben. Geldvermögen, das zur Spekulation eingesetzt werden soll, muss zuerst in Liquidität, also in Geld umgewandelt werden. Dazu müssen entweder neue Kredite ausgereicht oder bestehende aufgelöst werden. Eine Hausse ist also in mehrfacher Hinsicht ein Desaster für die Liquidität in der Realwirtschaft.
Das unausweichliche Platzen der Spekulationsblase stellt im Hinblick auf die Sicherung der Geldversorgung nur den Schlusspunkt einer fatalen Entwicklung dar, denn die Probleme die dann kulminieren, werden schon mit der Finanzierung der Hausse-Spekulation aufgebaut und sind - vom Crash abgesehen - kaum mehr aus der Welt zu schaffen.
Werte, die es nur in der überhitzten Fantasie von Spekulanten gibt, entstehen auch nicht dadurch, dass sie in einer langdauernden Hausse immer höher und höher bewertet werden. Platzt die Spekulation, bleiben auf der einen Seite gigantische Schulden übrig, für deren Tilgungs- und Zinslasten die Realwirtschaft aufkommen muss. Auf der anderen Seite stehen riesige Forderungen aus dem Geldvermögen der Spekulationsgewinner, die jegliche Liquidität unbarmherzig aufsaugen.
Warum die Realwirtschaft am Ende bezahlen muss ist klar, oder?
- Arbeiter und Angestellte, die sich verspekuliert haben, tilgen emsig ihre Schulden oder versuchen, verlorenes Vermögen erneut anzusparen. Der Konsum wird entsprechend vermindert. Die Realwirtschaft schrumpft.
- Unternehmer, die sich an der Börse verspekuliert haben, kürzen die Investitionen und entlassen Mitarbeiter. Die Realwirtschaft schrumpft.
- Banken und Versicherungen, die sich verspekuliert haben, entlassen Mitarbeiter und erhöhen die Zinsen bzw. die Versicherungsprämien, um die Verluste auszugleichen. Die Mehrbelastung aller Darlehensnehmer und Versicherten beeinträchtigt die Realwirtschaft.
- Ein reiner Spekulant, der sich verspekuliert hat, ist pleite.
Hat er Schulden, bleiben diese an der Bank hängen. Die Bank entlässt Mitarbeiter und erhöht die Zinsen, um den Verlust auszugleichen.
Folgerungen
Um Geld zu horten braucht es nicht den Entenhausener Dagobert Duck und seinen Geldspeicher.
Alleine durch das Funktionsprinzip des Bankensystems werden dem Wirtschaftskreislauf große Mengen Liquidität entzogen. Weitere Fluchtmöglichkeiten eröffnen sich durch den Transfer ins Ausland und nicht zuletzt durch die Anlage in Objekten der Spekulation.
So entstanden - und entstehen weiterhin - riesige, aufgehäufte Ansprüche des Geldvermögens auf Geld, dem am Gütermarkt kein Äquivalent gegenübersteht. Dieses "Fehlen" der Güter und Leistungen resultiert nun aber nicht aus der Faulheit der Beschäftigten oder daraus, dass der Staat und der Kleine Mann über ihre Verhältnisse gelebt hätten.
Das Fehlen der Güter hat seine Ursache darin, dass ein Großteil der Vermögen eben nicht aus produktiver Leistung, sondern aus weitestgehend leistungsfreien Einkommensquellen wie Zins, Pacht, Raub, Betrug, Erpressung, Wucher, überhöhten Gewinnen, zu niedrigen Löhnen und überhaupt aus der Nutzung jeglicher Chance entstanden sind, am äußersten Rande und auch außerhalb der Legalität Profite zu machen.
Die Eigentümer dieser Vermögen sind in der Lage, durch spekulative Aktionen erhebliche Störungen im wirtschaftlichen Gleichgewicht auszulösen. Sie können die Geldversorgung ganzer Volkswirtschaften beinahe nach Belieben regeln, ohne von den desaströsen Folgen für Volkswirtschaft und Bevölkerung in ihrer Lebensführung auch nur im Geringsten tangiert zu sein.
Die übervollen Stauseen des Geldvermögens, deren Eigentümer längst aufgehört haben, die bedarfsgerechte Bewässerung der fruchtbaren Niederungen sicherzustellen, sondern stattdessen aus spekulativem Kalkül abwechselnd Dürrekatastrophen und verheerende Überflutungen heraufbeschwören, dürfen nicht länger unkontrolliert als Mittel der maßlosen Bereicherung einiger Weniger verwendet werden.
Es wird Zeit, dass auch hier dem Grundgesetz wieder Beachtung geschenkt wird, das in Artikel 14 bestimmt:(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch die Gesetze bestimmt.
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, ...
Mit einer spürbaren Besteuerung der höchsten Vermögen, mit der Wiedereinführung von Devisenkontrollen und mit dem Instrument der (nach der Höhe gestaffelten) Transaktionsabgaben, können Mittel freigesetzt werden, die dringend gebraucht werden, um die Geldversorgung in den Warenmärkten bedarfsgerecht sicherzustellen, während gleichzeitig das Gefahrenpotential der "Horte" gebändigt wird.
Silvio Gesell hat seine richtungsweisenden und von mir hoch geachteten Gedanken auf der Basis eines heute nicht mehr existenten Geldkonzeptes entwickelt. Helmut Creutz', dessen Arbeiten über das Geld einen unersetzlichen Wissenschatz bergen, beharrt auf einer strikten logischen Trennung zwischen Notenbankgeld und Bankengeld, die aus den Ideen Gesells herrührt. Doch vom Notenbankgeld unserer Tage ist keine Rettung zu erwarten. Es hat seine besondere Qualität verloren und ist - trotz seiner körperlichen Existenz - im Grunde ebenso ohne eigenen Wert, wie die Ziffern auf einem Kontoauszug. Eine Banknote ist im Prinzip nichts anderes, als ein umlauffähiger Kontoauszug in genormter Stückelung.
Zu Gesells Zeiten war die Banknote immer noch ein realer Anspruch auf Edelmetall und hatte von daher tatsächlich einen völlig anderen Stellenwert im Geldsystem, als heute - sie war nämlich einzig und allein in der Lage, Schulden zu tilgen.Schulden wirklich tilgen, ohne dafür neue Schulden in die Welt setzen zu müssen, ist aber heute nur möglich, wenn man frisches, völlig unbelastetes Geld als "Geschenk" in den Kreislauf einspeist.
So wie früher, als jedes kleinste Nugget, das aus dem Sand goldführender Bäche gewaschen wurde, in der Lage war, eine Schuld - und den mit ihr verbundenen Zinsanspruch - definitiv und endgültig aus der Welt zu schaffen.
Siehe dazu auch Grundlagen 7, Die Lösung
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 12
Die letzten Feinheiten des GeldsystemsDer geplatzte Kredit
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 12. März 2004
Schon die ersten Erkenntnisse, die wir bei der Beschäftigung mit den Grundlagen des Geldes gewonnen haben, waren nicht geeignet, das Vertrauen in unser Geldsystem zu stärken: Geld ist ein höchst flüchtiger, kaum greifbarer Stoff, der bevorzugt als Ziffernfolge auf Kontoauszügen in Erscheinung tritt und durch einfache Buchungen ebenso geschaffen, wie auch wieder vernichtet wird.
Das Studium der Irrtümer und Täuschungen, die im Zusammenhang mit dem Geld weit verbreitetet sind, hat Erkenntnisse über die Probleme beim Transfer von Kaufkraft in die Zukunft verschafft und die wahren Zusammenhänge zwischen fehlerhaftem Geldsystem und zerrütteten Staatsfinanzen erkennnen lassen. Wir sind der Legende vom "natürlichen Zins" begegnet und haben feststellen müssen, dass sich im herrschenden Geldsystem riesige Löcher auftun, die es erlauben, Geld aus der Realwirtschaft abzuziehen.Es ist nun an der Zeit, die letzten Feinheiten des Geldsystems zu ergründen.
Die hier folgenden Ausführungen sind im Grunde nicht besonders kompliziert - aber sie setzen die Kenntnis der bisher besprochenen Themen voraus. Für unvorbereitete "Einsteiger" könnte die Lektüre zur Tortur werden.Der Jammer um den geplatzten Kredit
Die Geschäftsbanken werden nicht müde, die Schäden zu beklagen, die ihnen durch Not leidende Kredite entstehen. Sie haben sich inzwischen zu einem Kartell zusammengeschlossen, das unter dem nichts sagenden Namen "Basel II" die Einhaltung höchst restriktiver Vergaberichtlinien verabredet hat.
Weil die Banken im Geldsystem eine ganz besondere Rolle spielen, ist zu untersuchen, was eigentlich wirklich passiert, wenn ein Kredit nicht zurückgezahlt wird.
Was wird aus dem Geld, das aus einem geplatzten Kredit entstanden ist?
Welcher Schaden entsteht der betroffenen Bank wirklich?
Welchen Schaden erleidet das Banken- und Geldsystem insgesamt?Es wird hilfreich sein, wenn wir uns dazu einige wichtige Details an einem Beispiel in Erinnerung rufen.
Die Einlage als Basis der Kreditgewährung
Der Bankkunde Raffke überweist regelmäßig die Gewinne seiner Geschäfte auf ein privates Girokonto. Physikalisch sieht das so aus, dass der Bankcomputer unter dem Ordnungsbegriff "Raffke Geschäft" den Wert im Feld "Guthaben" verringert und gleichzeitig unter dem Ordnungsbegriff "Raffke Privat" den Wert im Feld "Guthaben" um den gleichen Betrag erhöht. Eines Tages stehen auf dem Konto "Raffke Privat" 10 Millionen Euro zu Buche und Herrn Raffke fällt auf, dass diese 10 Millionen Euro auf dem Girokonto keinerlei Zinsen tragen. Um dies zu ändern, kauft er 10.000 Pfandbriefe seiner Bank, zum Nennwert von 1.000 Euro pro Stück mit einer Laufzeit von 10 Jahren bei einem Zinssatz von 5 ¼ Prozent.
Physikalisch muss der Bankcomputer dazu bei Raffkes Girokonto den Wert des Feldes "Guthaben" auf Null setzen und dafür im Depot des Bankkunden Raffke 10.000 Stück Pfandbriefe einbuchen.
Mehr passiert nicht. Nirgendwo werden Goldbarren, Münzen oder Banknoten bewegt. Alles was sich verändert, sind die Informationen in den Speichermedien des Bankcomputers.
Auch das aktuelle Vermögen des Bankkunden Raffke ist nominell anscheinend gleich geblieben. Lediglich die Qualität hat sich verändert. Raffke verzichtet darauf, innerhalb der nächsten 10 Jahre über sein Geld zu verfügen und gewinnt dadurch der Bank gegenüber einen Anspruch auf die Zahlung von Zinsen in Höhe von insgesamt 5,25 Millionen Euro, die ihm - über die Laufzeit verteilt - in zehn gleichen Raten auszuzahlen sind.
Diese Einlage erlaubt der Bank, auf der Basis jener 10 Millionen Euro Geldvermögen des Herrn Raffke, das stillgelegt ist und Zinsen trägt, durch Kreditgewährung bis zu maximal 9,8 Millionen Euro zusätzlich in Verkehr zu bringen.
(Es ist absolut nicht ausgeschlossen, dass diese 9,8 Millionen, unmittelbar nachdem der Kredit ausgereicht ist, erneut zur Einlage bei einer Bank und damit zur Berechtigung für neuerliche Kreditvergabe werden. Sie kennen das. So funktioniert die Geldschöpfung der Banken.)
Im realen Bankgeschäft geht die einzelne Einlage allerdings völlig anonym im Gesamttopf der Einlagen unter. Je höher die Einlagen, desto höher ist der Kreditspielraum, der aber in aller Regel nur zu 75 bis 80 Prozent ausgeschöpft wird.
Die Kreditgewährung als Basis der Zinserträge
Gehen wir von folgenden Annahmen aus:
Insgesamt - einschließlich der 10 Millionen des Herrn Raffke - verfügt die Bank über Einlagen in Höhe von 50 Milliarden Euro, die durchschnittlich mit 5 ¼ Prozent verzinst werden. Den Einlagen stehen Ausleihungen in Höhe von 35 Milliarden Euro gegenüber, für die durchschnittlich 9 ¼ Prozent Zins gefordert werden.
Der gesamte Zinsaufwand der Bank liegt also bei 2,65 Milliarden Euro pro Jahr, die Zinseinnahmen erreichen 3,237 Milliarden Euro. Von der Differenz von 587 Millionen bleibt nach Abzug der Kosten des Geschäftsbetriebs der Bank ein Vorsteuergewinn von 300 Millionen Euro übrig. Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer fressen davon (wenn die nächste Steuerreform dem nicht zuvorkommt) rund die Hälfte, so dass 150 Millionen Euro an die Aktionäre augeschüttet werden können.
Der konkrete Ernstfall
In diesem Szenario freut sich die Bank, als es ihr gelingt, dem Bauunternehmer Pienats einen Investitionskredit über insgesamt 7 Millionen Euro zu verkaufen. Laufzeit: 10 Jahre, Zins 9 ¼ Prozent jährlich nachschüssig, Tilgung in einer Summe zum Ende der Laufzeit.
Dazu ist es lediglich erforderlich, den Computer anzuwerfen, das Kreditkonto des Bauunternehmers mit 7 Millionen Euro zu belasten und im gleichen Atemzug dem Girokonto des Bauunternehmers 7 Millionen Euro gutzuschreiben.
Wieder hat der Computer ein paar Zahlen verschoben. Sonst ist materiell nichts passiert. Insbesondere hat sich weder auf dem Girokonto des Bankkunden Raffke noch in dessen Wertpapierdepot in irgendeiner Weise irgendetwas verändert.Allerdings hat sich der Bauunternehmer verpflichtet, der Bank insgesamt 6,475 Millionen Euro in 10 gleichen Raten an Zinsen zu bezahlen und selbstverständlich ist er auch verpflichtet, seine Schulden pünktlich zurückzuzahlen.
Nach wenigen Tagen bezahlt das Bauunternehmen die Rechnungen für den neuen Kran, zwei große Muldenkipper und ein Großgerüst, und räumt damit das Guthaben auf dem Girokonto bis auf den letzten Euro ab.
Das war so geplant und regt niemanden auf.
Dummerweise muss der Kämmerer der Kreisstadt, für die das Bauunternehmen Pienats das neue Rathaus gebaut hat, kurz darauf öffentlich zugeben, dass er die Schlussrechnung für den Prachtbau ebenso wenig bezahlen kann, wie die drei vorangegangenen Abschlagsrechnungen, die noch offen sind. Die Stadt ist schlicht pleite. Das Land stellt zwar in Aussicht, die Gemeindefinanzen zu sanieren, aber von der bloßen Aussicht auf Landesgelder kann der Bauunternehmer Pienats die fälligen Sozialversicherungsbeiträge nicht an die AOK überweisen. Aus Erfahrung klug geworden, stellt die AOK unverzüglich den Antrag, das Insolvenzverfahren über das Vermögen des Bauunternehmens Pienat zu eröffnen.
Das regt eine Bank normalerweise immer noch nicht auf, weil sie sich ihre Kredite durch Grundpfandrechte absichert, aber als es dann soweit ist, erweisen sich die Pienats Grundstücke als hoffnungslos überbewertet, also wertlos.
Die Bank muss den Kredit in voller Höhe ausbuchen.
Welch ein Verlust!Welcher Verlust?
Beginnen wir wieder beim Wirken des Bankcomputers:
Der hat, als Pienats die Rechnungen für den Kran und die Muldenkipper und das Gerüst bezahlt hat, nicht nur das Girokonto des Bauunternehmens auf Null gestellt, er hat - weil alle Zahlungsempfänger ihre Konten bei anderen Kreditinstituten hatten - gleichzeitig auch 7 Millionen Euro vom eigenen Zentralbankkonto auf die Zentralbankkonten anderer Kreditinstitute überwiesen.
Das (früher unverzinsliche) Guthaben bei der Zentralbank ist gleichzeitig die von der Bank hinterlegte (Mindest) Reserve. Die Höhe der Mindestreserve muss mindestens zwei Prozent der bei der Bank vorhandenen Sichtguthaben und kurzfristigen (2-Jahre) Einlagen betragen. Weil sich das Zentralbankguthaben täglich durch die Verfügungen der Bankkunden verändert, ist eine Schwankungsreserve unverzichtbar. Die sieben Millionen fallen dabei kaum auf; werden jedoch vom unbestechlichen Computersystem erkannt, dass dafür sorgt, dass die Schwankungsreserve aus den Reserven der Bank wieder aufgefüllt wird.
Die Bank muss also aus den bei ihr gebunkerten, nicht verliehenen Einlagen, sieben Millionen auf ihr Konto bei der Bundesbank überweisen. Mit diesen sieben Millionen kann sie nicht mehr an den kurzfristigen Geldverleihspielchen zwischen den Banken teilnehmen. Der daraus entstehende Zinsverlust ist relativ gering und liegt im konkreten Fall vielleicht bei einem Prozent, also 70.000 Euro jährlich.
Da trifft es sich gut, dass das Geschäftsjahr der Bank bald zu Ende geht. Der geplatzte Kredit, der als Forderung in der Aktiva der Bilanz steht, wird durch eine Abschreibungsbuchung "getilgt", welche in der Gewinn- und Verlustrechung als Teil der Gesamtkosten der Bank wieder auftaucht und dort das gleiche bewirkt, was auch die Vorstandsgehälter und die Telefonrechnung bewirken. Die Abschreibung mindert den Gewinn und das wiederum mindert die Steuerlast. Nach Steuern ist der Netto-Verlust der Bank von 7 Millionen auf nur noch 3,5 Millionen eingedampft.
Der Fiskus ist nämlich der Auffassung, dass es sich bei einem geplatzten Kredit nicht etwa um einen Verlust handelt, sondern um Kosten des Geschäftsbetriebes. De facto hat das zur Folge, dass Staat und Steuerzahler rund die Hälfte dieser Kosten übernehmen. Diese Kostenübernahme, gelegentlich auch Steuerersparnis genannt, findet bei einer ordentlichen Bank ihren Weg in die Rücklagen und schon beträgt der entgangene Zinsgewinn wegen der Aufstockung des Zentralbankkontos nur noch 35.000 Euro pro Jahr.
Weil die Bank aber nicht erst seit gestern Bankgeschäfte macht,
hat sie die unvermeidlichen Kosten aus geplatzten Krediten längst in ihren Gebühren und Zinsen berücksichtigt. Die Bankkunden zahlen also in den Preisen der Bank laufend ihren Beitrag zur Absicherung der Bank vor Kreditausfällen. Damit ist das Problem vollständig auf Bankkunden und Fiskus abgewälzt. Es ist gibt unter dem Strich weder einen Verlust, noch einen entgangenen Zinsgewinn.
Der Fall Pienats ist nichts anderes, als das konkrete Eintreten eines bekannten und kalkulatorisch berücksichtigten Risikos.
Nur zur Veranschaulichung: Ein Schneider muss aus jedem Stoffballen hunderte von Flicken als "Verschnitt" verwerfen, ein Schreiner erzeugt verdammt viele Hobel- und Sägespäne, bis das Brett übrig bleibt, das er tatsächlich braucht. Die Kosten für den Verschnitt rechnet der Schneider in den Preis des Anzugs, der Schreiner in den Preis des Schrankes und der Banker in den Preis des Geldes, also in Zinsen und Gebühren ein.
Bisher haben wir allerdings - trotz der viel weiter gehenden Antworten, auf die wir gestoßen sind - nur die Frage gestellt, ob der Bank durch die Notwendigkeit der Wiederauffüllung des Zentralbankkontos Zinsverluste entstehen. Haben wir mit den bisherigen Erkenntnissen auch schon die Lösung für das Hauptproblem gefunden?
Das Hauptproblem ist doch wohl, dass die Bank das verliehene Geld irgendwie wiederbeschaffen muss, um eines Tages auch die Pfandbriefe des Herrn Raffke wieder einlösen zu können.
Dieses Hauptproblem existiert - völlig unabhängig von den bisherigen Überlegungen - überhaupt nicht. Nach zehn Jahren wird das Depot des Herrn Raffke aufgelöst. Sein Anspruch auf weitere Zinszahlung erlischt. Dafür schreibt ihm der Bankencomputer eine hübsche Zahl auf sein Girokonto. Das war genau so und nicht anders geplant. Der geplatzte Kredit des Bauunternehmers Pienats ändert daran gar nichts.
Es ändert sich auch sonst nichts. Die Schulden der Bank bei Herrn Raffke bleiben durch die Umbuchung vom Depot auf das Girokonto unverändert. Nur die Qualität ändert sich. Aus langfristigem Geldvermögen ist wieder kurzfristig abrufbares Geld geworden, völlig unabhängig vom Schicksal des Investitionskredites des Bauunternehmers Pienats.
Ein wirkliches Problem entstünde lediglich, wenn nicht nur Herr Raffke, sondern viele andere Bankkunden gleichzeitig aus langfristigen in kurzfristige Anlagen wechseln und dann so rücksichtslos über ihr Geld verfügen, dass es in großer Menge von dieser Bank abfließt.
Aber auch dieses Problem hat mit dem geplatzten Kredit des Bauunternehmers Pienats nach den bankbetriebswirtschaftlichen Regeln nichts zu tun. Allenfalls könnte man daraus ein Beispiel für die Folgen chaostheoretischer Instabilitäten im Geldsystem stricken, aber ein konkreter, kausaler Zusammenhang kann daraus niemals werden.
Eine praktische Bedeutung hat der Kreditausfall also wirklich nur dadurch, dass schlimmstenfalls ein Teil der freien Reserven der Bank verwendet werden muss, um die bei der Bundesbank gehaltene Reserve aufzustocken, bis der Fehlbetrag aus der eintretenden Steuerminderung und den in Zinsen und Gebühren enthaltenen, kalkulatorischen Kosten wieder gedeckt ist.
Das verlorene Kapital ist also seltsamerweise nicht das eigentliche Problem.
Wie sieht es mit den Zinsen auf die Einlage aus?
Wer sorgt dafür, dass Pfandbrief-Raffke jährlich seine 525.000 Euro bekommen kann?Das ist eine sehr gute Frage, mit der wir endlich an den Kern der letzten Feinheit kommen:
Die Zinsen sind nämlich erst recht kein Problem.
Was ist denn geplatzt?Der Kredit, oder die Einlage?
Na also: Der Kredit ist geplatzt! Die Einlage ist doch deswegen noch da!
Der Kredit ist ausgebucht. Das ist ganz genau so, als wäre er getilgt worden. Niemand hindert die Bank daran, auf Basis der vorhandenen Einlagen Kredite auszureichen. Zumindest solange nicht, wie die Mindestreserve ausreichend bestückt werden kann.
Der geplatzte Kredit mindert also lediglich die theoretisch mögliche, maximale Geldschöpfungsfähigkeit der Geschäftsbank, weil sich im Hintergrund ihr Guthaben bei der Bundesbank reduziert, was aber normalerweise durch kalkulatorische Vorsorge kompensiert wird und - falls das im Ausnahmefall einmal nicht ausreichen sollte - immer noch durch den Einsatz von Reserven aus freien Einlagen problemlos aufgefüllt werden kann.
Nur im letztgenannten Ausnahmefall gewinnt der Kreditausfall eine reale praktische Bedeutung für die Bank, was sich als vermindertes Zinsergebnis aus dem kurzfristigen Handel zwischen den Banken auswirkt.
Üblicherweise werden die Einlagen von einem Not leidenden Kredit aber in keiner Weise tangiert. Sie bleiben vollständig als Kreditbasis erhalten. In aller Regel folgt der Ausbuchung eines Kredits die Ausreichung neuer Kredite auf der unveränderten Basis der Einlagen. Die Zinsen für Herrn Raffke sind also sicher, ebenso sicher, wie seine Einlage.
Bei vernünftiger Kalkulation und Risikofürsorge unterscheidet sich die Wirkung eines geplatzten Kredits in nichts von der Wirkung der planmäßigen Tilgung eines Kredits. In beiden Fällen entsteht lediglich die Notwendigkeit, neue Kredite auszureichen, um die Verzinsung der Einlagen sicherzustellen. That's all.
Nur wenn das Volumen Not leidender oder geplatzter Kredite bei einem Institut insgesamt eine Größenordnung erreicht, die eine weitere Kreditgewährung unter Berücksichtigung der Mindestreserve unmöglich macht, mindert jeder weitere geplatzte Kredit den Gewinn der Bank weit mehr, als nur marginal.
Wo ist also das eigentliche Problem?
Das eigentliche Problem entsteht in einem ganz anderen Zusammenhang. Durch einen Kredit ist Geld entstanden, das mit Tilgungs- und Verzinsungszwang ausgestattet ist. Um die umlaufende Geldmenge zu erhalten, ist es erforderlich, jede Tilgungsleistung und jede Zinszahlung durch neue Kredite zu finanzieren. Geld löst sich durch Tilgung in Nichts auf. Zinsen, die wieder angelegt werden, erhöhen das Geldvermögen, nicht aber die umlaufende Geldmenge.
Der intakte Kredit sichert also die Aufrechterhaltung der Verschuldung und lässt den Anspruch der Gläubiger auf Zinszahlung niemals erlöschen.Ist eine Bank jedoch gezwungen, einen Kredit auszubuchen, wird das damit geschaffene Geld frei. Der Kreislauf der Neuverschuldung ist unterbrochen.
Das so "befreite" Geld ist in der Lage, andere Kredite endgültig zu tilgen. Es hat die gleiche Fähigkeit, wie ein Goldnugget zu Zeiten der Golddeckung der Währungen. Man kann damit eine Schuld bezahlen, ohne gleichzeitig eine neue Schuld in die Welt setzen zu müssen.
Weil das Bankensystem aber in der Lage ist,
in einem kaskadierenden System auf der Basis einer Ersteinlage Schulden in der vielfachen Höhe dieser Ersteinlage zu erzeugen, und davon auch Gebrauch macht,
ist befreites Geld unter günstigen Umständen in der Lage,
dieses kaskadierende System sozusagen "von hinten aufzurollen" und weit über den eigenen Nennwert hinaus, zur Schuldentilgung beizutragen.
Theoretisch kann das befreite Geld aus dem uneinbringbaren sieben Millionen Kredit des Bauunternehmers Pienats einen Schuldenberg von über 300 Millionen Euro restlos und endgültig tilgen.
Damit entfallen alle darauf ruhenden Zinsansprüche -
von heute an, bis in alle Ewigkeit!Das ist das Problem!
Das gleiche Problem schafft übrigens auch der Hersteller von Falschgeld. Mit der Million, die er sich im Keller druckt, schafft er für sich "illegale Kaufkraft" im Wert von einer Million.
Sein eigentliches Verbrechen besteht aber darin, dass durch die Erzeugung dieser einen, nicht zins- und tilgungsbelasteten Million, jährliche Zinsforderungen in Höhe von mindestens ebenfalls 1 Million, für alle Zeiten obsolet werden. Er vernichtet also gigantische Mengen gegenwärtiger und zukünftiger Kaufkraft, die sich die Gläubiger, ohne dafür im Keller mit Druckplatten hantieren zu müssen, alleine durch Geldbesitz verschaffen.
Das ist völlig normal, völlig legal und ist das Grundprinzig eines Systems, das man besser nicht in Zweifel ziehen sollte. Bitte beachten Sie den folgenden Hinweis.
Warnung: Selbständiges Weiterdenken kann Ihr bisheriges Weltbild restlos zerstören.
Der Fluss des GeldesGrundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 13
Regional- und Komplementärwährungen
Ein tragfähiger Lösungsansatz für das Geldproblem?...oder doch wieder nur ein Marketingstrohhalm zur Rettung schiffbrüchiger Ökofreaks und Gutmenschen?
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 26.04.2004
Dieser Aufsatz lag einige Wochen halbfertig bei mir in der Schublade und wäre längst veröffentlicht, hätten ich nicht von Margrit Kennedys und Bernhard Lietaers gemeinsamem Buch gehört, das ich gelesen haben wollte, bevor ich mich mit meinen Zweifeln am Leistungsvermögen von Regionalwährungen zu Wort melde.
Obwohl dieser Text keine Buchbesprechung werden soll, erfordert das im Riemann-Verlag erschienene Werk
"Regionalwährungen, Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand",
eine kurze Würdigung:
Kennedy/Lietaer wählen zunächst einen sehr weit gefassten Währungsbegriff, um ihre Vorstellungen mit historischen und aktuellen Beispielen aus aller Welt zu untermauern. Weil die Autoren letztlich aber doch zu erkennen geben, dass nicht alles, was tauschbar ist, auch schon als Währung taugt, blüht die Blume der Euphorie letztlich doch nur auf den Beeten, die auch schon in der Vergangenheit mannigfache Gutscheinsysteme, Tauschringe und in Einzelfällen auch altruistisch eingestellte Mitgliedsbanken hervorgebracht haben.
Die Autoren versäumen es zwar nicht, auf die Schwächen und Probleme der vorgestellten Ansätze und Lösungsprinzipien hinzuweisen, sehen in der Summe der Detailprobleme aber nicht den Hinweis auf prinzipielle Schwierigkeiten, sondern lediglich den Anreiz, bessere Menschen dazu zu bewegen, die Möglichkeiten moderner Informationstechnologien vernünftig zu nutzen und unvermeidliche Systemgrenzen durch "Vernetzung" zu überwinden.
So weit, so gut. Margrit Kennedy und Bernhard Lietaer sind ausgewiesene Fachleute und haben sich beileibe nicht nur mit Regionalwährungen beschäftigt. Dennoch ist auch ihr jüngstes Werk das typische Produkt eines Trends, dem vermutlich nur die Einführung des ungeliebten Euro jenen Boden bereitet hat, auf den nun die frohe Botschaft von Regio-Talern, Chiemgauern und anderen Wunderwährungen gesät wird.
Eine knisternde Aufbruchstimmung lässt allenthalben die Diskussion um Regionalwährungen aufleben. Überall stehen Gruppen mutiger Menschen auf und kreieren neue, alternative Zahlungsmittel und schon haben auch die ersten "richtigen" Geldinstitute Interesse bekundet, schon gibt es Rechtsgutachten und politische Fürsprecher. Silvio Gesell, lange als Sozialdarwinist verleumdet, ist plötzlich in aller Munde und das über Jahrzehnte nur von wenigen Eingeweihten bestaunte Wunder von Wörgl soll sich möglichst schon im nächsten Quartal im Umkreis aller deutschen Kleinstädte wiederholen.
Die Protagonisten der Regio-Taler und Landkreis-Dukaten behaupten, mit regionalen Komplementärwährungen ließe sich Aufschwung und Wachstum dahin bringen, wo das System der gesetzlichen Zahlungsmittel versagt, doch die Hoffnungen auf ein neues Wörgl-Wunder sind unbegründet. Sowohl die bereits existierenden, wie auch die bekannten, in Planung befindlichen Regionalwährungen können die Probleme des Geldsystems nicht überwinden.
Die Gründe dafür liegen zu einem großen Teil in der Konstruktion der Regionalwährungen selbst. Doch schwerer wiegen die unüberwindlichen Schwierigkeiten, die sich aus der notwendigen Koexistenz der "Komplementärwährungen" mit dem nicht umlaufgesicherten gesetzlichen Zahlungsmittel ergeben. Alleine die Tatsache, dass die engen wirtschaftlichen Verflechtungen in Europa zu kleinen, regionalen Währungsgebieten nicht kompatibel sind, wird zwangsläufig zum Scheitern der Regionalwährungen führen, und dies paradoxerweise um so schneller und gründlicher, je mehr sich die Regionalwährung in der Region als vorherrschendes "Binnenzahlungsmittel" durchsetzt.
Bei allem Respekt vor den Forderungen nach nachhaltigem Wirtschaften, nach kleinen regionalen Kreisläufen, nach einem Ende des Konsumterrors - die Probleme des Geldes sind Zins und Zinseszins einerseits, sowie erpresserischen Geldhortung andererseits. Ein Geldsystem, ob regional, komplementär oder nur "einfach anders", als das bestehende, das diese Probleme nur unter einen experimentellen Käseglocke abzumildern vermag, nicht aber in der Gesamtheit des notwendigen Wirtschaftens beseitigen kann, ist kein wirklicher Beitrag zur Lösung der Geldprobleme.
Was also bewirken regionale Komplementärwährungen?
Grundgedanken der Regionalwährung
Regionale Währungssysteme haben ausnahmslos primär die Stärkung eines regionalen Wirtschaftsraumes zum Ziel. Um dieses Ziel zu erreichen, wird versucht, die Nutzung der Regionalwährung außerhalb der eigenen Region zu erschweren und es wird versucht, das hortende Sparen von Regionalgeld durch Maßnahmen zur Umlaufsicherung zu unterbinden, womit gleichzeitig eine erhöhte Umlaufgeschwindigkeit des regionalen Geldes erreicht werden soll.
Abgesehen davon, dass die Stärkung eines regionalen Wirtschaftsraumes von den meisten Befürwortern als ein Wachstumsziel(!) angesehen wird; was in sich problematisch ist, denn nichts braucht unsere Welt weniger, als weiteres Wachstum, abgesehen davon, dass die Förderung innerhalb einer Region immer auch zu Reibungsverlusten an den Gebietsgrenzen führen muss, erhebt sich die Frage, ob die regionale Einführung von Zweitwährungen für die größeren, übergeordneten Wirschaftsräume (Chiemgau - Bayern - Deutschland - Europa) und die Gesamtheit der Bevölkerung dieser Wirtschaftsräume Vorteile bringen kann.
1. Stärkung der regionalen Wirtschaftskraft
Es ist eine goldrichtige Strategie, das Wirtschaftsleben einer wirtschaftlich zusammengehörigen Region durch eine regionale Währung zu unterstützen. Die auf ein homogenes, regionales Wirtschaftsgebiet ausgerichtete Geldversorgung ist bei richtiger Steuerung der Geldmenge (und des Geldumlaufes) eine wichtige und unverzichtbare Säule der wirtschaftlichen Stabilität.
Die ehemaligen "Regionalwährungen" Europas, der Franc, die Lira, die Deutsche Mark, der Escudo, der Schilling, haben ihre Aufgabe doch recht gut erfüllt. Das nach wie vor "regionale" englische Pfund steht neben der neuen europäischen Einheitswährung - auch ohne deren rigorose Stabilitäts-Kriterien - immer noch recht gut da.
Der Euro hingegen, als grenzen- und folglich auch heimatlose Geldmenge schwappt unkontrolliert - weil unkontrollierbar - durch den Wirtschaftsraum und wird - wie der US-Dollar - immer weniger da ausgegeben, wo er eingenommen wird. Das führt zu wirtschaftlichen Verwerfungen, aus welchen den Banken und Spekulanten neue Profitquellen erwachsen, während den Bürgern beständig Kaufkraft abhanden kommt. Der deflationäre Prozess, unter dem Europa leidet, ist zu einem erheblichen Teil durch die Einführung des Euro und die verheerenden Zwänge des Maastricht Vertrages hervorgerufen worden.
Die Rückbesinnung auf eine regionale Geldversorgung ist daher prinzipiell eine gute Idee.
Der Rückfall auf das Niveau von Gemeinde- oder Landkreiswährungen steht allerdings in keinem vernünftigen Verhältnis zu den wirtschaftlichen Gegebenheiten eines hochindustrialisierten und hochgradig arbeitsteiligen Landes. Untrennbar untereinander verflochtene Wirschaftsbeziehungen, die sich kreuz und quer über alle Regionen austauschen, können solche währungpolitische Kleinstaaterei nicht tolerieren.
Auch unter dem Aspekt nachhaltigen, regionalen Wirtschaftens lassen sich - vom Status quo der wirtschaftlichen Verflechtungen her - derart miniaturisierte Währungsgebiete, wie sie von den Befürwortern der Regionalwährungen geplant und eingerichtet werden, nicht ernsthaft als vernünftige Lösung der Geldprobleme ansehen. Selbst wenn unterstellt wird, die einzelnen regionalen Komplementärwährungen ließen sich mit geringer Mühe über die Basiswährung Euro ineinander um- und überrechnen, haftet den Projekten doch stets das Odium des hilflosen Experimentierens im luftleeren Raum an, ein Effekt, der durch die Aufzählung der jeweiligen "offiziellen" Akzeptanzstellen rings um den Kirchturm nur noch verstärkt wird.
Müßte man aus dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland "mit Gewalt" kleinere, aber noch sinnvolle regionale Währunggebiete schaffen, dann dürften nach meiner Einschätzung bestenfalls vier Währungsgebiete entstehen, denen eine eigene, dem Gesamtwohl der Region nützliche Geld-Administration tatsächlich Vorteile brächte.
So könnten zum Beispiel die südlichen Bundesländer Bayern und Baden Württemberg eine regionale Wirtschafts- und Währungszone bilden, während eine zweite Währungszone - ohne damit den Befürwortern der "Sonderwirtschaftszone" das Wort zu reden - für das gesamte Gebiet der neuen Bundesländer in Frage käme. Eine dritte Währungszone könnte den Bereich Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen umfassen und in der vierten könnte sich die Küstenregion mit Bremen, Hamburg, Schleswig Holstein sowie Niedersachsen zusammenfinden.
Wer in weit kleineren regionlaen Währungsgebieten denkt und ernsthaft einen währungstechnischen Zustand anstrebt, bei dem ein bunter, Flickenteppich unterschiedlichster, praktisch nicht konvertierbarer Regionalwährungen über das Land gebreitet wird, ersetzt den euromanischen Gigantismus durch sein ebenso unsinniges Gegenteil, nämlich eine engstirnige, egoistische und bornierte Kirchturmpolitik.
Die Argumentation, durch modernste
Informationstechnologie sei es problemlos möglich, alle Regionalwährungen
stets korrekt und ohne Zeitverzug zu vernetzen und untereinander zu
tauschen, verkennt die tatsächlichen Aufwände für die Installation
solcher Systeme, er vergisst zudem völlig, dass die unvermeidliche
Herausbildung stark schwankender Wechselkurse zwischen unterschiedlichsten
Mikro-Währungen ein für die Marktteilnehmer nahezu unbeherrschbares
Problem darstellen wird und dass die als Lösung angepriesene "perfekte
Umrechenbarkeit und Austauschbarkeit" von Regionalwährungen, wäre sie
denn darstellbar, den (kleinen, individuell gestalteten) Regionalwährungen
die Existenzberechtigung entzöge.
Es muss an dieser Stelle ganz deutlich ausgesprochen werden, dass jede
Anstrengung, Regionalwährungen leichter konvertierbar und zwischen den
Regionen übertragbar zu machen, einen völlig unsinnigen, weil überflüssigen
Aufwand darstellt, solange das gleichzeitig verfügbare, gesetzliche
Zahlungsmittel ohne solche Anstrengungen europaweit verwendet werden kann.
Die universellere Nutzbarkeit des parallel verfügbaren gesetzlichen
Zahlungsmittels mindert die Akzeptanz der Regionalwährung. Die Bevölkerung
der Region wird folglich - von wenigen Idealisten abgesehen - nur in dem Maße
von der Regionalwährung Gebrauch machen, wie sich daraus lokale
Einkaufsvorteile ergeben und wie es darüberhinaus der Nachweis eines
geziemenden Lokalpatriotismus erfordert.
So ist es zwar richtig, dass die nur regional einsetzbare Währung auch nur regional ausgegeben wird, es ist aber ebenso richtig, dass die von Einzelhändlern und Handwerkern in Regionalwährung eingenommenen Beträge ganz überwiegend in Euro zurückgetauscht werden müssen, um Material beschaffen, Löhne zahlen und Kredite bedienen zu können. Dadurch wird offensichtlich, warum Regionalwährungen vom Ansatz her kaum mehr sein können, als eine Sonderform der Geschenkgutscheine, wie man sie in jedem Warenhaus kaufen kann. Auch ein Geschenkgutschein kann nur beim Aussteller (oder einer Filiale des ausstellenden Unternehmens) eingelöst werden, was ihn irgendwie "regionalisiert" und so ein Geschenkgutschein ist auch absolut umlaufgesichert, denn wird er nicht eingelöst, verfällt er nach einer gewissen Zeit vollständig.
2. Implementierung einer Umlaufsicherung
Ganz unbestritten schafft die unbegrenzte Hortbarkeit des Geldes eines seiner eklatanten Probleme. Die Implementierung einer wie auch immer gearteten Umlaufsicherung ist daher für jeden "Geld-Designer" eine nicht zu umgehende Herausforderung, die jedoch - soweit mir bekannt - bei allen Regionalwährungen durch einen mehr oder weniger sprunghaften Wertverlust der als "Geld" bezeichneten Gutscheine oder Guthaben gelöst wird.
Zur Begründung wird auf die Ideen Silvio Gesells und auf das Experiment von Wörgl verwiesen. Dies sind jedoch allenfalls Hin-, keinesfalls aber Beweise dafür, dass eine - wie auch immer gestaltete Umlaufsicherung durch Wertverlust - unter den Freilandbedingungen der Bundesrepublik Deutschland erfolgreich zu etablieren sein wird.
Zu bedenken ist, dass umlaufgesicherte Regionalwährungen ja nicht ausschließlich von den Idealisten, die sie ersonnen haben, verwendet werden sollen, sondern von möglichst vielen Bürgern, Konsumenten, Handel- und Gewerbetreibenden einer bestimmten Region, also auch von denjenigen, deren egoistisches Gewinnstreben durch die Einführung einer Regionalwährung nicht verändert, allenfalls zu neuen Ideen und Tricksereien angeregt wird.
Deshalb müssen einige zweifelnde Fragen erlaubt sein:
3. Prosperität durch Umlaufgeschwindigkeit
Weil die Regionalwährung schnell weitergegeben wird, können damit im gleichen Zeitraum deutlich mehr Transaktionen abgewickelt werden, als mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel.
Eine Hoffnung.
Unterstellen wir, die umlaufgesicherte Regionalwährung könnte sich optimal verbreiten. Unterstellen wir zudem, alle bisher in diesem Aufsatz geäußerten Zweifel träfen nicht zu, die Menschen der Region würden jeden Euro, den sie einnehmen, sofort in Einheiten der Regionalwährung eintauschen, ihre Konten überhaupt nur noch in Regionalwährung führen und Überweisungen an Empfänger außerhalb des Geltungsbereichs der Regionalwährung würden von den kontoführenden Instituten automatisch und gebührenfrei in Euro umgerechnet und in Euro zur Ausführung gebracht, weil das System ausreichende Währungsreserven (in Euro) hält - dann könnte ein solches System nahe an die Wörgl-Effekte herankommen.
Leider gibt es dafür einige unabdingbare Voraussetzungen:
1. Der Staat akzeptiert die Regionalwährung mindestens bei der Mehrwertsteuer.
Das wird er wohl nicht tun, was dazu führt, das rund 16 Prozent aller Umsätze, die mit der Regionalwährung getätigt werden, in Euro zurückgetauscht werden müssen, der Region also verloren gehen - hierbei wirkt sich eine hohe Umlaufgeschwindigkeit sogar besonders niederträchtig gegen die Regionalwährung aus, weil die Mehrwertsteuer auf den Umsatz entfällt, was bedeutet, dass die Regio-Geldmenge bei jeder Transaktion, die mit dem gleichen Geld vollzogen wird, um den vollen Steuersatz vermindert werden muss.
2. Die Mineralölkonzerne akzeptieren die Regionalwährung bei der Bezahlung von Benzin und Heizöl-Rechnungen, ebenso müssten die Strom-, Gas- und Wasserversorger die Regionalwährung akzeptieren.
Das werden sie ganz überwiegend nicht tun, womit ein weiterer erheblicher Teil der Regionalwährung laufend in Euro zurückgetauscht werden muss.
3. Banken akzeptieren die Regionalwährung als Tilgungs- und Zinszahlung für Alt-Kredite, Versicherungen akzeptieren die Regionalwährung bei der Prämienzahlung, Immobilienbesitzer akzeptieren die Regionalwährung als Miet- oder Pachtzahlung.
Das werden sie, abgesehen von regionalen Ausnahmen
nicht tun.
Die Folge:
Alleine aus den drei genannten Gruppen unvermeidlicher Aufwendungen resultiert ein Rücktauschvolumen von mindestens 50 Prozent der Gesamtumsätze, die in der Region mit Regionalwährung getätigt werden. In der Folge wird zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Situtation eintreten, dass die Region gezwungen ist, durch "Exporte" in den Besitz der notwendigen Euros zu gelangen, die benötigt werden, um die unvermeidlichen Abflüsse mit gesetzlichen Zahlungsmitteln bestreiten zu können.
Aus der wunderschönen Idee, regionales Wirtschaften durch eine regionale Währung zu unterstützen, entsteht das folgende Dilemma:
Entweder wird auf Teufel komm raus (und das zu niedrigen, konkurrenzfähigen Preisen) ein Großteil der Wirtschaftsleistung in das Umland "exportiert", um "Devisen" zu beschaffen, was dem Gedanken des regionalen Wirtschaftens diametral zuwiderläuft, oder das Experiment mit der Regionalwährung scheitert, weil dem System die gesetzlichen Zahlungsmittel ausgehen.
Solange ein Währungsgebiet nicht vollständige Autarkie gewinnt, steht es vor der Notwendigkeit, eine ausgeglichene Zahlungsbilanz zu erreichen. Dies ist um so schwieriger, je kleiner und schwächer die Region ist, die sich auf ein solches Experiment einläßt.
Der einzelne Marktteilnehmer eines solchen Währungsgebietes wird sich also bemühen müssen, möglichst viele Umsätze in "harter" Währung zu tätigen, um seinen "Importbedarf" pünktlich beziehen und bezahlen zu können.
Auch der begeistertste Enthusiasmus wird schnell abkühlen, wenn sich zeigt, dass die Regionalwährung - obwohl sie ursprünglich im Verhältnis 1 : 1 mit Euro gekauft wurde - keinen entsprechenden Aussenwert besitzt, weil sich die Summe der im Währungsgebiet entstanden Guthaben (und Schulden) so weit über die ursprünglichen Einzahlungen hinaus erhöht hat, dass der Umfang des erforderlichen "Außenhandels" durch die "Devisenreserven" nicht mehr gedeckt ist.
Wenn aber genau dieses Geldmengenwachstum nicht möglich sein darf, weil die "Spielregeln" vorsehen, dass jeder umlaufenden Regio-Einheit eine entsprechende Euro-Einheit als Depot gegenüberstehen muss, dann kann man sich vom Gedanken des Regionalgeldes sowieso verabschieden. Denn dann wird es die regionale Kaufkraft im besten Fall in der Startphase vermehren, sie danach aber in den meisten Fällen per Gebühren und Umlaufsicherungsschwund vermindern.
4. Befreiung von der Zins- und Zinseszinsmechanik
Will eine Regionalwährung einen wirksamen Beitrag zur Minderung der Zinsproblematik leisten, muss die Umlaufsicherung der Regionalwährung derart zur Erhöhung der Umlaufgeschwindigkeit beitragen, dass die übliche Überziehung des auf Euro lautenden Girokontos überflüssig wird.
Sie muss außerdem in ganz erheblichem Maße langfristige Geldmittel für die Finanzierung von Investitionen bereitstellen, so dass die Inanspruchnahme von Euro-Geldern zur Finanzierung von Investitionen nicht mehr erforderlich ist.
Dies erfordert eine erhebliche Sparleistung der Marktteilnehmer des regionalen Währungsgebietes oder einen jahrelangen Verzicht auf Investitionen, bis genügend Geld in Regionalwährung angespart ist. Beides ist kontraproduktiv.
Da zudem durch die Einzahlung von Euros in die Devisenreserven des Regionalwährungsvereins die Euro-Guthaben bei den "normalen" Banken sinken, deren Geldschöpfungsfähigkeit damit also nachlässt, ergibt sich ein (wenn auch geringer) so doch zusätzlicher negativer Effekt.
Zusammenfassung
Regionalwährungen in kleinen, nicht autarken Wirtschaftsgebieten sind als Geld-Ersatz nicht ernst zu nehmen. Ihre Marketingwirkung ist eine Modeerscheinung, die schnell verpuffen wird, weil die täglichen Probleme im Umgang mit der Regionalwährung schwerer wiegen als der Spaß an der lokalpatriotischen Attitüde.
Sollte sich wider Erwarten eine Regionalwährung über das folkloristische Maß hinaus zu einem weit gehend akzeptierten Geldersatz entwickeln, muss der Versuch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an der unausgeglichenen Zahlungsbilanz zwischen Regio-Gebiet und dem Währungsgebiet der Leitwährung scheitern.
Die eigentlichen Probleme des Geldsystems, nämlich Zins, Zinseszins und Geldhortung, Inflation und Deflation werden durch Regionalwährungen nicht gelöst, bestenfalls in einem kleinen Gebiet, für einen kleinen Teil des Geldumlaufs aus dem Bewusstsein "ausgeblendet".
Die wirkliche Lösung des Geldproblems ist m.E. nur dadurch zu erwarten, dass das für die Realwirtschaft benötigte Geld von autorisierter (staatlicher) Stelle ohne Begründung von Schuldverhältnissen geschöpft, an geeigneten Stellen als verlorener Zuschuss in den Wirtschaftskreislauf eingespeist und durch Steuern auf Vermögen, sowie Spekulations- und Transaktions-Abgaben da wieder abgeschöpft wird, wo es übermäßig akkumuliert.
Mehr dazu ist bei mir zu lesen unter
Konzept für ein vernünftiges System der
bedarfsgerechten Geldversorgung
http://home.knuut.de/EWKberater/Geld/Grundlagen7.html
Der Fluss des Geldes
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 14
Freigeld
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 30.11.2004
Seit einiger Zeit sind lösungsorientierte Diskussionen um Wesen und Problematik des Geldes nicht mehr denkbar, ohne der Argumentation freiwirtschaftliche Denkszenarien und die Notwendigkeit einer - wie auch immer gearteten - Umlaufsicherung der Währung zugrunde zu legen.
Die in der Analyse gewonnene Einsicht, dass ein Großteil der Probleme des Geldes in seiner beliebigen Hortbarkeit liegt, führt in einer Art zerebralem Kurzschluss zu der Überzeugung, die Lösung der Problematik sei in der Belastung gehorteten Geldes mit einer Umlaufsicherungsgebühr zu finden. Wenn es gelingt, das Geld - wie jede andere Ware - einem Schwund zu unterwerfen, so die Argumentation, wird die Neigung, Geld zu horten, abnehmen, der Tauschmittelumlauf wird sich verstetigen und die Wirtschaft kann endlich nach den Erfordernissen und Bedürfnissen der Marktteilnehmer arbeiten.
Thomas Koudela hat mit seinem Buch
das in diesen Tagen im EWK-Verlag, Kühbach-Unterbernbach, erschienen ist, eine profunde und umfassende Arbeit zur Gestaltung und Weiterentwicklung einer wahren, nicht manipulativ verfälschten "Marktwirtschaft" vorgelegt, deren vorbildliche Modellvorstellungen weit über den rein monetären Aspekt hinausgehen. Aus dem Kontext anerkannter volkswirtschaftlicher Grund- und Lehrsätze entwickelt er schlüssig die Kriterien und Parameter, die Regeln und Rahmenbedingungen für ein menschliches und menschengerechtes Wirtschaften.
Wer auch weiterhin an der Debatte um die Weiterentwicklung des Wirtschaftssystems, der Sozialsysteme und des Staates, als der integrierenden und rahmensetzenden Kraft teilnehmen will, wird um die Beschäftigung mit den Vorstellungen und Argumenten Koudelas kaum herumkommen.
Dass auch Koudela in seinem in sich geschlossenen und stimmigen Modell mit einer Umlaufsicherung arbeitet (er nennt sie "Nachhaltigkeitsgebühr"), ist nur konsequent. Er würdigt die Nachhaltigkeitsgebühr sogar sehr eingehend, weist auf ihre historischen Wurzeln ebenso hin, wie er Vorschläge macht, die optimale Höhe einer Umlaufsicherungsgebühr zu bestimmen und er versäumt auch nicht, Hinweise und Tipps für den praktischen Umgang mit diesem neuen Instrumentarium zu geben.
So weit, so gut.
Die Frage: "Sind Umlaufsicherung und Nachhaltigkeitsgebühr die Ultima ratio?", stelle ich durchaus nicht in der Absicht, Koudelas "Entwicklungsprojekt Ökonomie" zu kritisieren. Doch mit der implizit enthaltenen Frage nach eventuell doch vorhandenen, "anderen Möglichkeiten" einer "bedarfsgerechten Geldversorgung" möchte ich die Diskussion um Sinn und Nutzen der Umlaufsicherungsgebühr neu beleben und letztlich aufzeigen, dass einfachere Mitteln denkbar sind, mit deren Hilfe - unter vermutlich sehr viel geringerem Widerstand - ein erster Schritt zur Verbesserung des Systems "Geld" geleistet werden kann, ohne dass damit der insgesamt vorgezeichnete Weg, hin zu einer "Marktwirtschaft jenseits des Kapitalismus", verlassen werden müsste.
Mit der Tatsache, dass frühe Experimente mit "Notgeld" im Umfeld der Notwährungen unmittelbar zu einer wohltuenden Belebung der Wirtschaft führten und zum Beispiel das vielbeachtete "Wunder von Wörgl" hervorriefen, scheint der Beweis für die Stichhaltigkeit der Theorie der Umlaufsicherung erbracht.
Doch möchte ich zu bedenken geben, dass Wadenwickel bei Fieber, Digitalis bei Herzschwäche und das Gift der Tollkirsche als Gegengift bei Kontamination mit Nervengas durchaus die richtige medizinischen Indikation darstellen, dass aber keines dieser Mittel geeignet ist, zur Prophylaxe an Gesunde verabreicht zu werden.
Die Prüfung auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und Freiheit von unerwünschten Nebenwirkungen hat auch die Umlaufsicherungsgebühr erst bestanden, wenn sie sich über die Experimente im kleinen Maßstab hinaus auch im Rahmen einer nationalen oder internationalen Primärwährung (als einzigem gesetzlichen Zahlungsmittel eines Währungsraumes) bewährt hat.
Die folgenden Ausführungen befassen sich zunächst mit der Frage, welche Wirkungen eine Umlaufsicherung im Umfeld einer regulären Währung, also eines gesetzlichen Zahlungsmittel voraussichtlich haben wird, stellen dann die Frage, worauf die Erfolge der historischen Feldexperimente mit Freigeld beruhen und woher die heute aktuellen Experimente mit regionalen Komplementärwährungen ihre Attraktivität beziehen, um zuletzt jenen Weg zur bedarfsgerechten Geldversorgung der Realwirtschaft aufzuzeigen, den ich einer - wie auch immer gearteten - Umlaufsicherungsgebühr vorziehen würde.
Die Umlaufsicherung als Element der
regulären gesetzlichen Währung
Ob eine Umlaufsicherung wirksam und sinnvoll
ist, lässt sich unter den experimentellen Bedingungen einer regionalen
Komplementärwährung nicht nachweisen. Wir wollen daher die Frage nach der
Tauglichkeit und Wirksamkeit der Umlaufsicherung als Funktion einer Primärwährung
betrachten und dabei die Szenarien beleuchten, die sich aus der Kombination
der "Grundprinzipien" zur Konstruktion einer Umlaufsicherung
ergeben.
Man kann die Umlaufsicherung nämlich
Die Belastung ausschließlich des Bargeldes durch eine Umlaufsicherung hat ihren Ursprung in der Überlegung, dass "gespartes" Geldvermögen der Allgemeinheit als Tauschmittel zur Verfügung steht, weil es schließlich von jedem, der es braucht, als Kredit in den Markt geholt werden kann, während "gehortetes" Bargeld dem Markt und der Wirtschaft definitiv vorenthalten wird.
Diese Überlegung geht allerdings von einem monetären Idealmodell aus, das so praktisch nie und nirgends existiert, weil es vollkommen ignoriert, dass sich Schulden und Geldmenge höchst unterschiedlich entwickeln. Schon nach kurzer Lebenszeit einer auf Kredit und Zinseszins aufgebauten Währung erreicht das als "Anspruch auf Geld" gehaltene Geldvermögen einen weit größeren Umfang, als die verfügbare Geldmenge und erzwingt damit, dass immer größere Anteile des als Kredit zur Verfügung gestellten Anteils des Geldvermögens zur Zinszahlung an die Eigentümer der Geldvermögen verwendet werden müssen, so dass das vermeintlich "gute" Geld durch seinen Zinsanspruch genauso zum Tauschmittelmangel führt, wie die Hortung des vermeintlich "schlechten" Geldes in Onkel Dagoberts Geldspeicher.
Der an dieser Stelle zu erwartende Einwand,
die Umlaufsicherungsgebühr führte gleichzeitig zum Ende jeglicher
Zinszahlung; Geldmenge, Schulden und Vermögen seien folglich stets gleich
hoch, gehört zwar zu den naiveren Vorstellungen von den Funktionen der
Umlaufsicherung, ist aber keineswegs ihre natürliche Folge. Weil die
Umlaufsicherungsgebühr in der Höhe für jeden Geldbesitzer gleich ist, ist
sie eben nur höchst unvollkommen geeignet, um die Allokationsfunktion des
Zinses zu übernehmen. Sowohl für die Nutzung von Liquidität für
besonders risiko- und/oder chancenreiche Unternehmungen, wie auch für die
Bereitstellung von Liquidität für Konsumenten in prekären Einkommens- und
Vermögenssituationen wird daher auch nach Einführung der Umlaufsicherung
ein Zins gefordert und auch versprochen werden, der ursächlich absolut
unabhängig von der Umlaufsicherungsgebühr in Erscheinung tritt, lediglich
in seiner Höhe durch die Umlaufsicherungsgebühr beeinflusst werden kann.
Der Einwand verweist darüber hinaus noch auf eine
weitere Dimension der mit der Umlaufsicherung erhofften Befreiung vom Zins.
Wenn dank Umlaufsicherung Geldmenge, Schulden und Vermögen stets gleich
hoch sind, stellt sich die Frage, wie bei Bedarf die Geldmenge ausgeweitet
werden kann und wer die damit verbundenen Kosten und Risiken träg (es gibt
ja durchaus auch positives Wachstum, das durch wachsende Liquidität gestützt
werden muss). Im Notgeld-Experiment und im Bereich der regionalen Komplementärwährung
ist das unkompliziert zu handhaben. Man nimmt einfach die entsprechende
Menge der Primärwährung und tauscht sie in Komplementärwährung um. Was
aber, wenn das Freigeld die einzige Währung ist? Wer gibt dann Geld zu
welchen Konditionen aus? Wer kontrolliert die Geldmenge?
Die Frage, ob Gebühr oder Nominal-Entwertung der bessere Weg sei, die Hortung zu unterbinden, entspringt vermutlich einem Benennungs-Dilemma:
Nimmt man z.B. pro Quartal eine Gebühr von
drei Prozent des Nominalwerts, dann muss diese Gebühr, die ja die gesamte umlaufende
Geldmenge (nur Bargeld) oder sogar alles Geldvermögen
belastet, aus der Geldmenge heraus genommen werden.
Die im Markt verfügbare Geldmenge mindert sich also pro Quartal um drei
Prozent, was bedeutet, dass schon nach drei Jahren nur noch knapp 70 Prozent
des ursprünglich verfügbaren Geldes umlaufen, nach sechs Jahren nur noch
48 Prozent und nach zehn Jahren nur noch 30 Prozent.
Also muss die Gebühr schleunigst wieder in Umlauf gebracht werden. Unterstellt man, dass irgendeine staatliche Stelle die Gebühr erhebt und das so eingesammelte Geld schnellstmöglich wieder ausgibt, entpuppt sich die angeblich als "Währungseigenschaft" dargestellte Umlaufsicherungsgebühr als nichts anderes, als eine allgemeine Steuer auf Geld und Geldvermögen. Alleine die begriffliche Gleichsetzung der Umlaufsicherungsgebühr mit der Vermögenssteuer würde aber eine völlig andere Diskussion eröffnen, die - mit Argumenten wie "Neid und Missgunst" von der einen Seite und "Ausbeutung und Betrug" von der anderen Seite - sehr schnell ihre ursprüngliche, monetäre Zielrichtung verlieren würde.
Als Ausweg aus diesem Dilemma wird die allgemeine Minderung des Nominalwertes von Geld bzw. Geldvermögen angeboten. Wenn die Banken alle Vierteljahre die Guthaben auf den Girokonten um drei Prozent reduzieren, wenn Geldscheine regelmäßig eingezogen und durch Scheine mit niedrigerem Nominalwert ersetzt werden und wenn die Differenz niemandem und nirgends gutgeschrieben wird, dann ist der Verdacht, die Umlaufsicherung sei eine Steuer, vollständig ausgeräumt.
Der Vorhalt, dass auf diese Weise ebenfalls ein beständiges Schrumpfen der nominal verfügbaren Geldmenge - also Deflation - hervorgerufen wird, geht regelmäßig ins Leere, weil darauf entgegnet werden kann, genau dies sei ein wesentliches Argument dafür, die Umlaufsicherung ausschließlich auf Bargeld und täglich fällige Einlagen anzuwenden, aber kein Argument gegen die Umlaufsicherung als solche. So weit, so gut.
Betrachten wir die möglichen Kombinationen aus Gebühr und Nominalwertminderung und schmaler oder breiter Bemessungsgrundlage im Detail, so ergeben sich folgende Gestaltungsmöglichkeiten:
- Gebühr nur auf Bargeld
- Gebühr auf alles Geldvermögen
- Nominalwertminderung nur von Bargeld
- Nominalwertminderung allen Geldvermögens
A) Absehbare Wirkungen einer Umlaufsicherungsgebühr auf Bargeld
Wer Banknoten und Münzen mit einer Umlaufsicherung belastet, muss unumgänglich auch das Giralgeld auf den Kontokorrenten und Gehaltskonten belasten. Sonst wird als erste Konsequenz die sofortige und vollständige Umstellung der gesamten Wirtschaft auf bargeldlosen Zahlungsverkehr erfolgen. Klar?
Doch welches Verhalten der Wirtschaftsteilnehmer ist realistischerweise zu erwarten, wenn Bar- und Giralgeld regelmäßig mit einer Gebühr auf den gehaltenen Bestand belastet wird?
Weil sich mit der Umstellung der Währungsfunktionalitäten zwar die Bedingungen, nicht aber die Motive und Antriebskräfte der Marktteilnehmer ändern, wird es sehr schnell zu Verhaltensänderungen kommen.
Anfänglich wird zu beobachten sein, dass - jeweils kurze Zeit vor dem Fälligkeitstermin der Gebühr - soweit das bei den einzelnen Marktteilnehmern vorhandene Tauschmittel dafür reicht
Alles Effekte, die durchaus den Intentionen der Freiwirtschaftler entsprechen. Rechnungen werden zügig bezahlt, konsumtive und investive Ausgaben werden auf den frühest möglichen Zeitpunkt vorgezogen, das Geld läuft um und Geldbesitzer, die ihr Tauschmittel beim besten Willen nicht mehr rechtzeitig ausgeben können, tragen es zur Geldsammelstelle, die daraus einerseits einen terminierten Anspruch auf Geld für den Anleger und andererseits einen Kredit für den Tauschmittelnachfrager kreiert, also ein Schulden-Guthaben-Paar in die Welt setzt, dass sich bei Tilgung wieder auflösen soll.
Vergessen wird dabei, dass sich immer nur ein Teil der Markteilnehmer vor der Umlaufsicherungsgebühr in Sicherheit bringen kann.
Das Geld, das Frl. Müller für die vorsorglich gekauften und eingelagerten Papierrollen ausgegeben hat, liegt an Ultimo - wie der sprichwörtliche Schwarze Peter - in der Kasse des Supermarktes, geht am Abend in den Nachttresor der Bank und am nächsten Morgen fehlen drei Prozent, weil der Bankcomputer pünktlich um Mitternacht die Gebühren abgezogen hat, die zum Stichtag auf alle Geldbestände fällig sind.
Ebenso geht es dem Maschinenbauer, auf dessen Konto die Zahlung der Müller & Co GmbH & Co. KgaA erst kurz vor Mitternacht gutgeschrieben wurde. Statt der erwarteten 250.000 Euro, von denen eigentlich Löhne, Gehälter und Material bezahlt werden sollten, sind am nächsten Tag - ätsch - nur 242.500 Euro auf dem Konto. 7.500 Euro sind futsch.
Spätestens wenn die Amtsgerichte über die ersten Klagen wegen boshafter Zahlungsterminierung zu befinden haben, werden sowohl der Einzelhandel wie auch die Industrie Krisensitzungen einberufen, mit dem absehbaren Ergebnis, dass jeweils am letzten und vorletzten Tag vor dem Gebührenstichtag kein geöffnetes Einzelhandelsgeschäft mehr anzutreffen sein wird und die Lieferungs- und Zahlungsbedingungen der Industrie werden um Regelungen ergänzt, die einen Umlaufsicherungsstrafausgleich von denjenigen fordern, die vorsätzlich oder grob fahrlässig so spät zahlen, dass dem Zahlungsempfänger ein unabwendbarer Gebührenschaden entsteht.
Auf diese Weise wird sich die Anbieter-/Verkäuferseite auf dem Markt kurz vor Fälligkeit der Gebühr jenen Spielraum verschaffen, der es möglich macht, jedes Fitzelchen nicht benötigter Liquidität in längerfristige Anlagen, also "gutes" Geldvermögen umzuwandeln, während Lohn- und Gehaltszahlungen bevorzugt kurz vor Ultimo angewiesen werden, damit sich das "schlechte" Geld da sammelt, wo es hingehört, nämlich bei den Arbeitern, Rentnern und Angestellten.
Weil wir aber immer noch clevere Banker haben werden, wird sich der ganze Umlaufsicherungsspuk sehr schnell in Luft auflösen.
Alle Girokonten werden - per Dauer-Spar-Auftrag - rechtzeitig vor Gebührenfälligkeit vollständig abgeräumt und vorsichtshalber darüber hinaus noch ein Stück ins Minus gefahren. Das von dort abgezogene Geld wird einer langfristigen, umlaufsicherungs-freien Anlage zugeführt und dient damit wunderbarerweise zur Sicherung des Kredits auf dem überzogenen Girokonto.
Die Kreditlinien werden entsprechend ausgeweitet. Die Gebührenforderung der Umlaufsicherung trifft ins Leere, denn niemand hat mehr Liquidität. Das Bargeld (Münzen und Scheine) kommt schleunigst aus den Verstecken und wird an den Kassen der Banken einbezahlt, die es wiederum zügig an die Zentralbank zurückgeben.
Unvermeidlicher Effekt einer Umlaufsicherungsgebühr auf Bargeld und Sichtguthaben:
Innerhalb kürzester Zeit verschwinden Bargeld und Sichtguthaben vollständig aus der Welt. Alle Zahlungen erfolgen aus eingeräumten Kreditlinien von Girokonten, alle zwischenzeitlich eventuell entstehenden, schädlichen Guthaben werden vollautomatisch in langfristige Anlagen, also "gutes", nicht gebührenbelastetes Geld umgewandelt.
Die Umlaufsicherungsgebühr läuft vollständig
ins Leere. Alles Geld ist zu gehortetem Geld geworden und kommt nur gegen
Zins und Zinseszins jeweils für einen kurzen Augenblick wieder zum
Vorschein. Gewinner sind ausschließlich die Banken, deren zusätzliche Gebühren
und Zinsen die Wirtschaft belasten.
Die Konstrukteure von Umlaufsicherungssystemen stehen nun vor der Wahl:
B) Absehbare Wirkungen einer Umlaufsicherungsgebühr auf alles Geld und Geldvermögen
Wird alles Geld und Geldvermögen regelmäßig mit einer Gebühr belastet, entsteht ein neuer, kräftiger Geldstrom, von den "privaten" Haltern von Geld- und Geldvermögen zu den währungsverantwortlichen Institutionen, denen die Gebühr zufließt.
Die währungsverantwortlichen Institutionen hätten die Aufgabe, die eingenommenen Gebühren "irgendwie" wieder in den Wirtschaftskreislauf einzuspeisen.
Es bedarf keines langen Nachdenkens, um festzustellen, dass der Empfänger der Gebühr letztlich nur der Kassenwart eines demokratisch legitimierten Staatswesens sein kann. Nur dadurch wäre sicherzustellen, dass die Mittel, die dem Staatsvolk insgesamt durch die pauschale Besteuerung von Geld und Geldvermögen genommen werden, auch nur halbwegs im Sinne dieses Staatsvolks verwendet werden.
In Wahrheit handelt es sich dabei aber nicht um eine Umlaufsicherungsgebühr, sondern, wie eingangs bereits erwähnt, um eine Steuer auf den "in Geld" und "in Forderungen auf Geld" angelegten Teil des Vermögens.
Unterstellen wir, es gelänge tatsächlich, jegliche steuerlich begründete Kapitalflucht zu verhindern, unterstellen wir, es gelänge tatsächlich, alle Bestände an Geld und Geldvermögen lückenlos zu erfassen und korrekt zu bewerten, unterstellen wir also optimale Bedingungen für eine korrekte und umfassende Erhebung dieser Umlaufsicherungsgebühr, es wären trotzdem alle jene Effekte zu erwarten, die zwangsläufig entstehen, wenn versucht wird, in großem Maßstab Geldvermögen aufzulösen, eine Absicht, die, wegen der Langfristigkeit der Anlagen, gar nicht so einfach in die Tat umzusetzen ist:
Der Währungsdesigner sieht sein Heil in diesem Szenario nur noch darin, dass er entweder direkt zur Zwangsbewirtschaftung aller Bestände an Geld und Geldvermögen übergeht, oder eine Währungsreform durchführt, oder sich vom Gedanken der Gebühr auf Geld und Geldvermögen ganz löst. Es gibt schließlich noch den Weg der Nominalwertkürzung.
C) Absehbare Wirkungen einer regelmäßigen Nominalwertminderung des Bargelds
Wenn auf dem Geldschein statt eines festen Wertes eine ganze Reihe von Werten angegeben sind, die dieser Geldschein im Verlaufe der aufeinanderfolgenden Entwertungsphasen repräsentiert, wenn man sich ausrechnen kann, oder von der Bank pflichtgemäß monatlich darüber informiert wird, wie hoch der nominale Bestand auf dem Girokonto in vier, acht, zwölf Monaten sein wird, wenn dieser Nominalwertschwund alles Bargeld gleichmäßig trifft - aber das Geldvermögen nicht, dann ist die Welt aus den Fugen und die Wirtschaft bricht unmittelbar zusammen. Die übelste Form der Deflation ist per Umlaufsicherung verordnet.
Unterstellen wir wieder, eine wie auch immer motivierte Staatsgewalt könnte diese Umlaufsicherung erzwingen, dann ist mit folgenden Effekten zu rechnen:
(Interessant in diesem Zusammenhang: Die Besteuerung von Unternehmensgewinnen nach der Methode des Vermögensvergleichs ist in Zeiten der Deflation kontraproduktiv.)
Die Entwertung des Bargeldes durch Senkung seines Nominalwertes führt also zu Verwerfungen in der Geldversorgung, bis hin zu negativen Zinsen. Das Kalkulieren wird komplizierter, aber die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes erhöht sich nicht. Im Gegenteil: Hortung wird weiterhin belohnt, weil die dadurch erzeugte, zusätzliche Geldknappheit dem Spekulanten durch überproportionalen Kaufkraftanstieg Vorteile verschafft.
Die Hoffnungen, die in die Umlaufsicherung gesetzt werden, scheinen unbegründet. Doch noch bleibt uns eine Variante, die es lohnt, zu beleuchten:
D) Absehbare Wirkungen einer regelmäßigen
Nominalwertminderung
allen Geldvermögens
Geld verfault nicht.
Wer glaubt, es mit einer Änderung des Nominalwertes zum Verfaulen zu bringen, ist ein Illusionist. Seit es grenzüberschreitenden Handel gibt, und seit man die Kunst des Abzinsens auf einen Gegenwartswert beherrscht, haben die Menschen gelernt, Umrechnungskurse zu bilden und den Wert zukünftiger Einnahmen zu ermitteln.
Wer also 100 Euro umlaufgesicherter Schulden macht, und weiß, dass diese Schulden in einem Jahr nur noch auf 90 Euro lauten, wer ferner weiß, dass der Geldschein, den er erhalten hat, heute den aufgedruckten Wert von 100 Euro hat, in einem Jahr aber gegen einen neuen Schein getauscht werden muss, der einen Nennwert von 90 Euro hat, der kann das ganze Theater doch schlicht ignorieren - abgesehen davon, dass er sich der Mühe einer neuen, unsinnigen Umrechnerei unterziehen muss.
Eine Umrechnerei, die es seit der Erfindung von Wechsel und Diskont gibt und die für jeden beliebigen Zeitpunkt einen exakten Wert mit beliebig vielen Kommastellen vorhersagen kann.
Was also soll eine solche Maßnahme
hervorbringen?
Die Erfolge
umlaufgesicherter regionaler
Komplementär-Währungen
Sind die Berichte über das historische Freigeldexperiment von Wörgl, über den ebenso historischen Wära-Verbund und vergleichbare Experimente also schlicht nicht wahr? Sind die derzeit wie die Pilze aus dem Boden schießenden Regio-Taler der blanke Blödsinn?
Nein, das sind die falschen Fragen und ein "Ja" darauf wäre der völlig falsche Schluss.
Die richtigen Fragen müssen lauten:
Bei genauerem Hinsehen zeichnen sich alle
"lebenden" Währungsexperimente durch sehr geringe - im Verhältnis
zur Wirtschaftskraft des jeweiligen Währungsgebietes vollkommen zu vernachlässigende
- Tauschmittelumsätze aus. Obwohl ein erhebliches monetäres Problem
besteht, obwohl in der Realwirtschaft ganz offensichtlich erhebliche
Tauschmittelknappheit (Kaufzurückhaltung!) besteht, bleiben die Regionalwährungen
in kleinen Zirkeln gutwilliger Mitglieder verhaftet. Nennenswerte Impulse für
die regionale Wirtschaft gehen davon trotz aller gegenteiligen Beteuerungen
nicht aus.
Gibt es überhaupt einen Ausweg aus der Geldkrise?
Ich halte es für wichtiger, noch einmal völlig neu darüber nachzudenken, wie eine optimale Geldversorgung der Realwirtschaft dadurch hergestellt werden kann, dass zusätzliches (!) Tauschmittel, am besten in der jeweiligen gesetzlichen Währung, bei Bedarf dort verfügbar gemacht wird, wo es benötigt wird, statt weiterhin in immer komplizierteren Modellen immer neue Spielarten der Umlaufsicherung zu konstruieren.
Ich glaube, es wäre sinnvoller, die durch Hortung entstandenen, die Realwirtschaft erdrückenden Geldvermögen, einer Konkurrenz durch zusätzliches Geld auszusetzen, das in den Markt gebracht wird, ohne dass darauf jemals jemand Zinsen zahlen, oder auch nur Tilgung leisten müsste, statt zu versuchen, erstarrtes Geldvermögen neu (und mit unvorhersehbaren Folgen) zu mobilisieren.
Dieser Vorschlag ist in der Diskussion soweit missverstanden und zerfledert worden, dass er zuletzt als "Zinsloser Investitionskredit" ausgedeutet wurde.
Ich möchte daher, bevor ich den Link auf das Original setze, bevor ich darauf hinweise, dass ich die (wirtschaftsphilosophischen?) Grundlagen dafür in "Wolf's wahnwitzige Wirtschaftslehre Band II) ausgebreitet habe, noch einmal in aller Kürze die ganz entscheidenden Elemente des Modells der bedarfsgerechten Geldversorgung der Realwirtschaft aufzeigen.
I. Kein Kredit, sondern frisches, völlig unbelastetes Geld
Bei Geldmangel im Markt der Realwirtschaft wird frisches, zusätzliches Geld in den Markt eingebracht. Es handelt sich bei diesen Geldspritzen grundsätzlich um Geld, das ohne Gegenbuchung, also nur als Guthaben, in die Welt gesetzt wird. Die jeweiligen Empfänger dieses Geldes sind von Zins- und Tilgungspflichten frei, wie auch die "Emittenten" dieses Geldes durch diesen Akt der Geldschöfpung niemandem zu irgendeiner Leistung verpflichtet sind.
II. Jeweils einmalig da, wo der größtmögliche Nutzen am Markt ausgelöst wird
Die vorbeschriebenen Geldspritzen dürfen stets nur als einmalige Subventionen gewährt werden. Sie sollen da in den Wirtschaftskreislauf eingebracht werden, wo sie auf möglichst breiter, branchenübergreifender Basis Kaufkraft zuführen, also eher an Konsumenten oder Konsumentengruppen fließen, als an Großunternehmen und Konzerne, eher Gemeinden und kommunalen Einrichtungen zufließen, als dem Bundes- oder Landeshaushalt.
Eine wichtige Funktion dieser Geldspritzen
soll aber auch sein, gesellschaftlich erwünschte Investitionen zu fördern,
die unter den Bedingungen der gewinnorientierten Wirtschaft keine Chance
haben, die erforderlichen Geldmittel zu erhalten. Dabei sollen auch hier nur
einmalige Anschubsubventionen fließen. Die so geförderte Investition muss
sich dann selbst tragen.
III. Maßgeblich ist nicht der Staatsbedarf, sondern die Feststellungen einer Expertenkommission
Die Feststellung des monetären Zustandes im Währungsgebiet und die Entscheidung über die Ausschüttung zusätzlichen Geldes und der erforderlichen Höhe der Geldspritze obliegt einer Expertenkommission.
IV. Verteilt wird vom Staat oder staatsnahen Organisationen, ggfs. nach Projektprüfung
Die Zuteilung des frischen Geldes auf Bedarfsträger erfolgt durch staatliche oder staatsnahe Organisationen. Gelder, die für die Förderung von gesellschaft erwünschten Investitionen vorgesehen sind, werden nach gründlicher Projektprüfung durch "Förderbanken" an die jeweiligen Antragsteller vergeben.
V. Flankierende Maßnahmen: Vermögens- und Transaktionsbesteuerung
Parallel zur Einführung zusätzlichen
Geldes in den Wirtschaftskreislauf sind durch die Besteuerung besonders
hoher Vermögen (z.B. Freibetrag 1 Milliarde Euro, jährlicher Steuersatz 12
Prozent), durch die Besteuerung von nationalen und grenzüberschreitenden
Finanztransaktionen Mittel dort abzuschöpfen, wo sie sich im Übermaß
akkumuliert haben.
Ein probates Mittel wäre z.B. die Mehrwertsteuer auch auf alle Überweisungen
von Konto zu Konto zu erheben. Bei einem Freibetrag von 100.000 Euro pro
Jahr und gleichbleibendem Steueraufkommen könnte der Steuersatz der MWSt.
ganz erheblich sinken, was doppelt vorteilhalfte Wirkungen hätte.
VI. Liquiditätsabschöpfung bei Inflationsgefahr
Stellt die Expertenkommission Liquiditätsüberschuss fest, muss dieser durch steuerliche Instrumentarien abgeschöpft werden, um Inflation zu vermeiden. In der Regel ist hierfür die MWSt. ein gut geeignetes Instrument, im Falle massiver Intervention durch das Kapital kann aber auch eine Steuer auf aufgelöste und nicht wieder angelegte Geldvermögen erwogen werden.
VII. Bestehende Geldvermögen bleiben erhalten
Da das Bankenwesen seine Funktion unverändert wahrnimmt, wird bestehendes Vermögen durch diese Maßnahmen nicht vernichtet. Es wird lediglich der Möglichkeit beraubt, die Marktteilnehmer durch Hortung von Tauschmitteln zu erpressen. Seine Funktion, leistungsfreie Einkommen zu kreieren, wird dagegen nur ganz allmählich und nur in dem (selbstverschuldeten) Maße vermindert, wie es durch fortgesetzte Hortung die Ausgabe unbelasteten Geldes provoziert, welches die Kreditspirale, also den fortgesetzten Zwang zur Neuverschuldung durchbricht.
VIII. Hohe Systemstabilität
Natürlich sitzen Menschen an den Hebeln. Natürlich wird es zu Begünstigungen und Korruption kommen - doch selbst wüsteste Bereicherung Einzelner kann den Regelkreis nicht erschüttern, solange er nicht wieder abgeschafft wird.
Bei Geldmangel wird einfach frisches Geld eingespeist, solange, bis die Indikatoren zeigen, dass der Geldmangel überwunden ist. Der Markt funktioniert. Alle Bedürfnisse werden befriedigt. Bei Liquiditätsüberschuss wird abgeschöpft, bis die Überhitzung des Marktes abklingt.
Die negativen Folgen der Eingriffe treffen
ausschließlich diejenigen, die in erheblichem Maße Geldvermögen
ansammeln, weil sie (erst nach Überschreiten sehr hoher Freibeträge) durch
die Besteuerung von Vermögen und Transaktionen belastet werden und bei Rückführung
ihres der Realwirtschaft einst entzogenen Vermögens durch steuerliche Abschöpfungsmassnahmen
mit zusätzlichen Verlusten rechnen müssen.
Grundlagenwissen zum besseren Verständnis des Geldes und der vom Geldsystem hervorgerufenen Probleme
Teil 15
Investoren, gesättigte Märkte und
investitionsfreundliches Klima
Oder:Warum die Bäume kurz vor dem Winter nicht mehr in Blätter investieren.
Verfasser: Egon W. Kreutzer, Stand 9. Februar 2005
Dieses - das wahrscheinlich vorletzte - Kapitel der Sammlung "Der Fluss des Geldes" befasst sich noch einmal mit der Frage, wie das Geld in die Welt kommt.
Im Unterschied zu den Ausführungen über die originäre Geldschöpfung, mit der wir uns in den ersten Kapiteln befasst haben, müssen wir nun allerdings der Frage nachgehen, ob - und falls ja, wie - es gelingen kann, einmal gehortetes, zu zinsforderndem Geldvermögen geronnenes Geld, wieder in den Kreislauf der Realwirtschaft einzuspeisen.
Glaubt man den Lehren konservativer Volkswirtschaftler, dann ist das überhaupt kein Problem. Sobald ein lohnendes Investment möglich erscheint, wird sich das Kapital diesem lohnenden Investment zuwenden, das erforderliche Geld investieren, das ja - bei gleicher Sicherheit - immer nach der Anlage mit der höchsten Verzinsung strebt, und schon wäre das Kapital wieder wohltätig tätig.
Nun ja, der konservative Nationalökonom beherrscht die Formeln der marktwirtschaftlichen Gleichgewichtsfunktionen aus dem Effeff und leitet daraus - selbst noch im Halbschlaf - den theoretisch möglichen Entwicklungsspielraum der Markt - und Volks- und Weltwirtschaft nach Belieben ab. Kein Wunder, dass er stets zu einem guten Ende, einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage, zu Vollbeschäftigung bei stetigem Wachstum und stabilen Preisen und anderen fiktiven Wunschvorstellungen landet.
Für die Realität ist in marktwirtschaftlichen Gleichgewichtsfunktionen kein Platz.
Soviel der Vorrede, auf die gelegentlich noch zurückzukommen sein wird.
Um den Fluss des Geldes weiter zu verfolgen, wählen wir ein einfaches, überschaubares Beispiel:
Herr Reich hat es geschafft, ein stattliches Vermögen anzuhäufen. Neben Haus- und Grundbesitz und allerlei Unternehmensbeteiligungen hat er im Laufe weniger Jahre eine Milliarde Euro zu seiner Bank getragen, um sie sicher und verzinslich anzulegen. Die Bank war ihm behilflich, hat seine Einlage angenommen und versprochen, sein Geld, solange es für mindestens ein Jahr festgelegt ist, mit vollen fünf Prozent, also 50 Millionen Euro jährlich zu verzinsen.
Diese 50 Millionen sind Herrn Reich (ziemlich) sicher.
Wir wissen, dass es der Bank gelingen kann, auf Basis dieser Einlage ein Vielfaches an Krediten auszureichen und damit letztlich Geld zu schöpfen. Weil wir dieses Beispiel aber nicht überstrapazieren wollen, weil auch hier nicht der richtige Ort ist, um den immer wieder aufkommenden Zweifel an der Geldschöpfungskraft der Banken wiederum zu widerlegen, wollen wir davon ausgehen, dass die Bank auf Basis der ihr überlassenen Milliarde Euro nur einen einzigen Kredit in Höhe von 900 Millionen Euro zur Finanzierung einer Spezialchip-Fabrik ausgereicht hat.Werden diese 900 Millionen zu acht Prozent verzinst, bringt das jährliche Zinserträge von 72 Millionen, davon erhält Herr Reich 50 Millionen, 22 Millionen bleiben der Bank, die damit ihre Kosten deckt, und, was übrig bleibt, als Gewinn ausschüttet.
Lässt man alle bis dahin entstandenen, einzelvertraglichen Beziehungen weg und entfernt damit vor allem auch den Geldvermittler "Bank" aus der Betrachtung, ergibt sich die Erkenntnis, dass Herr Reich de facto 900 Millionen Euro in den Bau der Spezialchip-Fabrik investiert hat.
Präzisiert man die Aussage, dann heißt die Erkenntnis:
Auf Basis der Einlage des Herrn Reich konnte ein Kredit über 900 Millionen Euro ausgereicht werden. Mit Hilfe dieses Kredits wurde eine Spezialchip-Fabrik errichtet.
So weit, so gut.
Nun kommen aber unsere Volkswirte, vor allem die volkswirtschaftlichen Berater des Wirtschaftsministeriums daher und fordern Herrn Reich auf, sein Geld nicht faul und träge bei der Bank liegen zu lassen, sondern stattdessen lieber selbst zu investieren. Schließlich braucht das Land Investoren, die investieren, weil Investitionen Arbeitsplätze schaffen.
"Wir haben die politischen Voraussetzungen geschaffen, die Löhne, die Lohnnebenkosten und die Unternehmenssteuern gesenkt - jetzt sind die Investoren dran." Das war zur Weiberfastnacht 2005 fast wörtlich so von Herrn Clement, zu diesem Zeitpunkt Wirtschafts- und Arbeitsminister in Deutschland, zu hören.
Unser Herr Reich will nun nicht länger untätig beiseite stehen. Er will investieren, Arbeitsplätze schaffen und den Aufschwung anschieben.
Er beschließt, eine Spezialchip-Fabrik zu errichten. Dafür braucht er Geld. Also kündigt er seine Einlage bei der Bank und verlangt, ihm die Milliarde nach Ablauf der einjährigen Festschreibungsfrist auf seinem Girokonto zur freien Verfügung gutzuschreiben.
Die Bank macht - notgedrungen - gegenüber dem Betreiber der von ihr finanzierten Spezialchip-Fabrik von ihrem irgendwo im Kleingedruckten vorsorglich verankerten Recht Gebrauch, den Kredit mit einer Frist von 12 Monaten zu kündigen. Der Spezialchipfabrikant sieht sich in allergrößter Not. In einem beispiellosen Crash-Programm trennt er sich einerseits von der Hälfte der 1.000 Mitarbeiter, fordert von den restlichen 500 die Verlängerung der Arbeitszeit um 40 Prozent ohne Lohnausgleich und lässt die Bänder um 50 Prozent schneller laufen. Mit einer Kapazitätsauslastung von 150 Prozent kann er kleinere Wettbewerber mit Dumping-Preisen vom Markt verdrängen. Indem er außerdem seine Vorlieferanten monatelang auf ihr Geld warten lässt, schafft er es tatsächlich, zum Termin die 900 Millionen zusammenzukratzen, die die Bank fordert.
Auf Herrn Reichs Pläne hat das einigen Einfluss. Er und seine betriebswirtschaftlichen Berater erkennen, wie rationell sich Spezialchip-Fabriken betreiben lassen, wenn man nur will. Auch seine Fabrik wird mit nur 500 Mitarbeitern auskommen und die gleiche Menge an Chips auf den Markt werfen, wie die bestehende.
Statt der ursprünglich vorhandenen einen (1) Spezialchip-Fabrik mit einer Kapazität von 100 % stehen nun zwei (2) Spezialchip-Fabriken mit jeweils 150 % Kapazität in einem ruinösen Verdrängungswettbewerb.
Das Ende ist abzusehen. Die Fabrik des Herrn Reich bleibt übrig (schließlich hat er die niedrigeren Kapitalkosten) und deckt mit der verfügbaren Kapazität den Bedarf des Weltmarktes vollständig ab. Zum Lohn für sein Engagement kann Herr Reich die Preise für die Spezialchips bald wieder auf das vorherige Niveau anheben. Statt bisher 50 Millionen "gewinnt" er nun rund 150 Millionen Euro pro Jahr.
Ende des Beispiels.
Wie auch immer die Zahlen im Beispiel aussehen mögen, es lassen sich daraus zwei wichtige Erkenntnisse ableiten:
- Geldvermögen ist kein Geld
Um aus Geldvermögen wieder Geld zu machen, bedarf es mehr, als nur eines einfachen Buchungsvorganges. Es muss eine entsprechende Menge Geldes aus dem "allgemeinen Umlauf" genommen werden, um es dem "speziellen Konto" gutschreiben zu können.
Man kann es auch anders sagen: Die auf Basis einer Einlage gewährten Kredite müssen zurückgefordert werden, wenn die Einlage zurückgefordert wird. In der Realität wird dies fast immer eine Kreditsumme sein, welche die Einlage weit übersteigt.
- Investitionen in gesättigte Märkte sind destruktiv
Investitionen in gesättigte Märkte verdrängen mindestens in dem Maße Arbeitsplätze, wie sie welche schaffen, verhalten sich also bestenfalls beschäftigungsneutral. Es muss aber unter realistischen Bedingungen davon ausgegangen werden, dass der durch die Investition in einen gesättigten Markt ausgelöste Verdrängungswettbewerb per Saldo stets Arbeitsplätze kostet.
Geldvermögen ist kein Geld
Befassen wir uns zunächst noch kurz mit der hier beschriebenen, bisher kaum beachteten Eigenschaft des Geldes, die darin besteht, dass "Geldvermögen" nur in dem Maße in Geld getauscht werden kann, wie es gelingt, vorhandenes Geld aus dem Umlauf zu ziehen.
Erstaunlicherweise verhält sich Geld hier nämlich exakt so, als hätte es materiellen Charakter. Das Bild vom Koffer voller Scheine, der vom Einleger in die Bank geschafft wird, die wiederum ihrerseits die Scheine herausnimmt und sie weiter verleiht und sie zurückholen muss, um sie dem Einleger wieder geben zu können, wenn der sie verlangt, drängt sich geradezu auf und scheint im Widerspruch zu der tatsächlichen Beschaffenheit des Geldes zu bestehen, das, wie wir ja wissen, eigentlich nichts anderes ist, als Information.
Doch auch für reine Information gelten Regeln. Grundregel bei der Information "Geld" ist es, dass Geld nur dann entsteht, wenn ein so genanntes "Guthaben-Schulden-Paar" geschaffen wird und, dass Geld in dem Maße aufhört zu existieren, wie Guthaben-Schulden-Paare aufhören zu existieren.
Ein Einleger, der 100 Euro von seinem Girokonto auf ein Sparkonto bei der A-Bank überweist, schafft ein Guthaben-Schulden-Paar, bei dem die A-Bank der Schuldner, der Einleger der Gläubiger ist.
Vergibt die A-Bank auf Basis dieser Einlage einen Kredit, schafft sie zwei (!) weitere Guthaben-Schulden-Paare, die sich in sich ausgleichen. Einmal entsteht der Kreditvertrag, bei dem die A-Bank Gläubigerin, der Kreditnehmer Schuldner ist und zum zweiten bucht sie dem Girokonto des Kreditnehmers die ausgeliehenen 100 Euro als Guthaben zu, während sie sich verpflichtet, ihm diese 100 Euro zur Verfügung zu stellen, wenn er sie braucht.
Verfügt der Kreditnehmer über die 100 Euro auf seinem Girokonto, dadurch, dass er den Betrag z.B. auf das Konto seines Zahnarztes bei der Apotheker- und Ärztebank überweist, wenn also die Information "Geld" aus der ursprünglichen Kreditbeziehung entlassen wird, um beim Zahnarzt ohne Einschränkungen, ohne Rückzahlungsverpflichtung verwendet werden zu können, bleiben bei der A-Bank die Verbindlichkeit gegenüber dem Einleger und die gleich hohe Forderung gegen ihren Kreditnehmer zurück. Die Information "Geld" ist jedoch vom Girokonto des Kreditnehmers auf das Girokonto des Zahnarztes gewechselt, auf das die A-Bank keinen Zugriff hat.Will die A-Bank die Information "Geld" wieder dem ursprünglichen Einleger zurückgeben, muss sie ihren Kreditnehmer dazu veranlassen, die 100 Euro zurückzuzahlen. Nur wenn das "freie Geld" wieder "eingefangen" werden kann, kann das Guthaben-Schulden-Paar aus dem Kredit aufgelöst werden und im nächsten Schritt das Guthaben-Schulden-Paar aus der Einlage eliminiert werden, indem dem Einleger das "freie Geld" auf sein Girokonto gebucht wird, wo es ganz zu Anfang ja auch war.
Es ist also vollkommen unmöglich, Geldvermögen zu investieren, ohne in mindestens gleicher Höhe "Geld" aus dem Umlauf zu nehmen. Weil Geldvermögen aber als Basis für die Geldschöpfung der Banken dient und es ermöglicht, ein Vielfaches des eingelegten Geldes über neue Kredite auszureichen, sind die Folgen der Auflösung von Geldvermögen in aller Regel weit umfangreicher und verheerender, als hier angedeutet.Es ist hierbei klar zu erkennen, dass unser kapitalistisches Wirtschafts- und Geldsystem ein ganz eklatantes, letztlich unlösbares Problem damit hat, einmal angehäuftes Geldvermögen wieder in Geld umzuwandeln, weil es dazu nämlich zunächst bereits umlaufendes Geld wieder einziehen muss.
Weil die Menge des umlaufenden Geldes (Bargeld und täglich fällige Einlagen) im Vergleich zum aufgehäuften Geldvermögen aber geradezu verschwindend gering ist, kann zusätzliche, neue Investitionstätigkeit (im volkswirtschaftlichen Maßstab), ausschließlich über neue und zusätzliche Kreditgewährung in Gang gebracht werden.
Politiker, Wirtschaftsweise und Unternehmervertreter, die das Gegenteil behaupten und noch dazu erklären, das von ihnen angestrebte Wachstum, mit dessen Hilfe neue Arbeitsplätze entstehen, könne durch die Rückführung der Verschuldung erreicht werden, haben entweder keine Ahnung oder sie machen sich die Naivität und Unwissenheit der Bevölkerung bewusst zunutze, um ganz andere Ziele zu erreichen.
Investitionen in gesättigte Märkte sind destruktiv
Befassen wir uns nun mit dem Phänomen der Investitionen in gesättigte Märkte. Wo ein (1) Bäcker den Bedarf von 500 Familien deckt, kann ein zweiter dauerhaft nicht existieren. Wo eine Spezialchip-Fabrik den weltweiten Bedarf deckt, wird eine zweite, gleichartige Fabrik zumindest zum drastischen Rückgang der Erträge, in aller Regel aber zum Untergang eines der beiden Konkurrenten führen.
Das ist verständlich.
Doch ist das die Situation, vor der wir in Deutschland stehen?
Wo sind denn hier die Märkte gesättigt? Besteht nicht ganz erheblicher Investitionsbedarf bei nahezu allen öffentlichen Einrichtungen? Hören wir nicht laute Klagen über den Zustand von Straßen und Kanalisation, über den unzureichenden Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, die Ausstattung von Schulen und Hochschulen? Bräuchten wir nicht inzwischen schon wieder mehr Krankenhausbetten, mehr Notarztwagen? Haben in Deutschland überhaupt alle Menschen ein Dach über dem Kopf, und haben die, die eines haben, auch genug Platz, haben sie die nötigen Möbel oder wenigstens ordentliche Schuhe für den Winter? Warnt nicht auch der TÜV vor dem katastrophalen Zustand einer immer weiter wachsenden Zahl immer älterer Autos in nicht mehr verkehrstüchtigem Zustand?
Wo also ist der Markt gesättigt?Da herrscht ein Irrtum!
In unserem Wirtschafts- und Geldsystem ist Marktsättigung nicht etwa erst dann erreicht, wenn der Bedarf gedeckt ist.
Marktsättigung ist lange vorher erreicht, nämlich dann, wenn kein Geld mehr da ist.
Dies ist der Punkt, an dem nochmals auf die Gleichgewichtstheoretiker unter den Volkswirtschaftlern zurückzukommen ist. In ihren Theorien wird jeder Bedarf gedeckt. Da sinken und steigen die Löhne und die Preise um die Wette, da werden hier Produktionen aufgegeben, dort neue angefangen, damit am Ende Angebot und Nachfrage bestmöglich ausgeglichen sind und über den Zins setzen sich die Prioritäten ganz von alleine.Als ginge es um Bedarfsdeckung!
Wenn Unternehmern aller Branchen heute darauf abzielen, eine Umsatzrendite oberhalb von 10 Prozent zu erwirtschaften und das auch schaffen, wenn die Deutsche Bank eine Kapitalrendite von 25 Prozent anstrebt, dann kann es auf dem Markt doch überhaupt kein Gleichgewicht mehr geben.
Diese Renditen gehen doch nicht zurück in den Konsum, diese ausgeschütteten Riesengewinne stehen der Realwirtschaft doch nicht mehr zur Verfügung. Dieses Geld wird doch dem Kreislauf entzogen, als Geldvermögen und als Spekulationskapital benutzt. Die logische Konsequenz:
Wer Produkte für 100 Milliarden Euro absetzt
und von diesem Umsatz 10 Milliarden Gewinn behält,der wird irgendwann feststellen müssen, dass er zuwenig Löhne gezahlt
und zu wenig Steuern und zu wenig Sozialversicherungsbeiträge abgeführt hat,
um im Binnenmarkt noch Abnehmer für seine Produktion zu finden.Das für den Absatz der Waren benötigte Geld ist weg.
Der Unternehmer und sein Finanzier können es sich gar nicht mehr verdienen.Sie haben es doch schon!
Damit ist der Markt gesättigt und das System kippt um.Ein Narr, wer nun glaubt, in forcierter Sparsamkeit, in Massenentlassungen und Lohnsenkungen, in Hartz-Reformen und Steuersenkungen sei der Ausweg gefunden. Ein Tor, wer glaubt, es müssten nur die Kosten sinken, damit sich Investitionen wieder lohnen.
Mit jeder Kostensenkung steigen zwangsläufig die Gewinne. Das ist schon wahr, und wäre auch ein Investitionsanreiz, doch mit jeder Kostensenkung erhöht sich auf der anderen Seite auch der "Sättigungsgrad" des Marktes. Wer weniger oder nichts mehr verdient (und auch keinen Kredit mehr bekommt) fällt als Nachfrager aus.
Es gibt, entgegen aller gleichgewichtstheoretischen Phantasien keinen Grund, die Preise so weit zu senken, dass das Sinken der Löhne dadurch nicht nur ausgeglichen, sondern sogar überkompensiert würde. Nur dann aber könnte zusätzliche Beschäftigung entstehen.
Nur im Verzicht auf Gewinne liegt die Chance für neue Arbeitsplätze.
Doch da führt kein Weg hin. Bald sind die Märkte - mangels Kaufkraft - so gesättigt, dass selbst der Altbestand der Produktionseinrichtungen nicht mehr rentierlich arbeiten kann. Es kommt zu massenhaften Insolvenzen, freiwilligen Stilllegungen. Wer sollte warum und zu welchem Zweck noch investieren?
Ach ja, der Export.Wenn eine Volkswirtschaft, in deren Binnenmarkt kein Geld mehr da ist, um die eigene Produktion vollständig verkaufen zu können, ihren "vermeintlichen" Überschuss exportiert, dann kommt davon nichts in Gleichgewicht.
Im Gegenteil. Um den "vermeintlichen" Überschuss auf fremden Märkten absetzen zu können, müssen die Preise bei vergleichbarer Qualität unter dem dortigen Preisniveau liegen.Deutschland ist ein Hochpreisland.
Export erfordert also praktisch immer, draußen billiger anzubieten, als im Inland. Wenn man trotzdem Gewinne machen will, müssen die Kosten noch weiter gesenkt werden. Das schafft man nur, wenn der Standort insgesamt kostengünstiger wird. Ein Staat, der seine Aufgaben zurücknimmt, bis er nichts mehr kostet, Sozialsysteme, die immer geringere Leistungen erbringen, das sind, neben Lohnverzicht und unbezahlter Mehrarbeit, wichtige Faktoren, die den Exporteuren helfen, im Export Gewinne zu erwirtschaften.
Der "Überschuss" an Produkten ist damit vom Tisch. Aber der erwirtschaftete Gewinn kommt im Binnenmarkt nicht an. Wie sollte er auch? Nur ganz geringe Teile der Gewinne verwandeln sich in Binnennachfrage. Der weitaus überwiegende Teil gerät in den Hort des Geldvermögens.
Dieses System funktioniert übrigens auch dann noch als profitable Quelle sprudelnder Gewinne, wenn im Binnenmarkt nur noch Sklaven beschäftigt werden, wenn keinerlei Löhne mehr gezahlt werden und sich die staatliche Ordnung vollends aufgelöst hat.
Einzige Voraussetzung:
Es findet sich irgendwo auf der Welt ein noch nicht gesättigter Markt. Freie Kaufkraft. Geld.Dieses System dient nicht den Menschen, sondern dem Geld. Es braucht den Menschen nur als Mittel der Gewinnerzielung, als niedrig entlohnte Arbeiter und teuer bezahlende Konsumenten.
Dieses System ist nicht darauf ausgelegt, den menschlichen Bedarf bestmöglich zu decken, sondern darauf, den Zustand der Marktsättigung schnellstmöglich zu erreichen.
Bei vollständiger Marktsättigung, wenn also in der Realwirtschaft überhaupt kein Geld mehr in Umlauf ist, erübrigt sich der lästige Aufwand der Produktion für Konsumenten.
Was zu holen war, ist geholt.
Die Welt gehört wenigen Milliardären.
Die halten sich ein kleines Sklavenheer.Der Rest sitzt bis zum Verhungern im Schuldturm,
denn frisches Geld wird einfach nicht mehr hergestellt.Wir sind von diesem Zustand nur noch wenige Schritte entfernt. Regionalwährungen können den Prozess abmildern, geringfügig verzögern, aber nicht aufhalten.
Wir müssen dafür sorgen, dass wir als Bürger eine Mehrheit der Demokraten organisieren, die zuerst den Staat für sich zurückerobert und dann, mit einem starken Staat, die Hoheit über das Geld gewinnt.
Ein neues, anderes Geld, das so beschaffen ist, dass Marktsättigung erst dann erreicht ist, wenn der Bedarf gedeckt ist. Die mögliche Lösung ist hier zu finden.
PSAch so, Sie wollen noch wissen, warum Bäume kurz vor dem Winter nicht mehr in Blätter investieren?
Bäume sind doch auch nur Menschen. Kurz vor dem Crash ist sich jeder selbst der nächste. Da lässt man ein paar kleine lausige Blätter schon mal fallen, oder?
Schließlich kann man immer wieder welche wachsen lassen, wenn sich's rentiert.
PS 2
Klar, um zu investieren muss man nicht das Sparbuch plündern. Man muss nicht Pfandbriefe und andere Schuldtitel verkaufen. Man könnte auch einfach Aktien verkaufen. Man könnte Nerze versetzen, oder das letzte Hemd.Das ändert aber alles nichts am Problem:
Wer Investitionen nicht mit frischen Krediten finanziert, muss vorher das benötigte Geld beschaffen. Muss dafür in aller Regel andere Vermögensgegenstände flüssig machen, liquidieren. Das bedeutet immer, dass das Geld woanders aus dem Umlauf herausgezogen werden muss.Nur Onkel Dagobert hat's leichter, der nimmt sich eine Mütze voll aus dem Geldspeicher, aber den gibt's nur in Entenhausen. Zu weit weg, für hiesige Investoren.
Nochmals Dank an Herrn Kreutzer.
Ich verweise erneut auf seine geplante Veröffentlichung, die hoffentlich bald
erscheint:
Wolf
's wahnwitzige Wirtschaftslehre Band III |